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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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das mechanische Modell des bonapartistischen Superarbiters. Der Grad der Solidarität einer solchen Macht, sieht man von internationalen Bedingungen ab, wird bestimmt durch die Stabilität des Gleichgewichts der antagonistischen Klassen im Innern des Landes. Mitte Mai bezeichnete Trotzki in einer Sitzung des Petrograder Sowjets Kerenski als den "mathematischen Punkt des russischen Bonapartismus". Die Körperlosigkeit bei der Charakteristik beweist, daß dabei nicht die Person, sondern die Funktion gemeint war. Anfang Juli hatten, wie wir uns erinnern, sämtliche Minister auf Anweisung ihrer Parteien demissioniert und Kerenski die Schaffung einer neuen Regierung überlassen. Am 21. Juli wiederholte sich dieses Experiment in demonstrativer Form. Die feindlichen Parteien appellierten an Kerenski, jede sah in ihm einen Teil ihrer selbst, beide schworen ihm Treue.
    Trotzki schrieb aus dem Gefängnis: "Geleitet von Politikern, die vor jeder Sache Angst haben, wagte der Sowjet nicht, die Macht zu übernehmen. Die Vertreterin aller Cliquen des Besitzes, die Kadettenpartei, konnte die Macht noch nicht ergreifen. Es blieb nur übrig, einen großen Versöhnler, Vermittler, Schiedsrichter zu suchen."
    In dem von Kerenski im eigenen Namen veröffentlichten Manifest an das Volk wurde verkündet: "Ich, als Regierungshaupt ... glaube mich nicht berechtigt, davor zurückzuscheuen, daß Veränderungen [in der Machtkonstruktion] ... meine Verantwortung in Sachen der obersten Verwaltung steigern würden." Das ist die unverfälschliche Phraseologie des Bonapartismus. Und doch ging die Sache, trotz der Unterstützung von rechts und von links, über diese Phraseologie nicht hinaus. Was war der Grund?
    Damit der kleine Korse sich über die junge bürgerliche Nation erheben konnte, war es notwendig, daß die Revolution zuvor ihre grundlegende Aufgabe, Zuteilung von Land an die Bauern, löste und daß auf der neuen sozialen Basis eine siegreiche Armee entstand. Weiter konnte eine Revolution im 18. Jahrhundert nicht gehen: sie konnte danach nur zurückrollen. Bei diesem Zurückrollen kamen allerdings ihre grundlegenden Eroberungen in Gefahr. Die mußten um jeden Preis geschützt werden. Der sich vertiefende, aber noch unreife Antagonismus zwischen Bourgeoisie und Proletariat hielt die bis in ihre Festen erschütterte Nation in höchster Spannung. Ein nationaler "Richter" war unter diesen Umständen unentbehrlich. Napoleon sicherte dem Großbourgeois die Möglichkeit der Bereicherung, den Bauern ihren Bodenbesitz, den Bauernsöhnen und Landstreichern die Gelegenheit, im Kriege zu plündern. Der Richter hielt in den Händen den Säbel und erfüllte selbst die Pflichten des Gerichtsvollziehers. Der Bonapartismus des ersten Bonaparte war solide fundiert.
    Die Umwälzung von 1848 gab den Bauern kein Land und konnte es ihnen nicht geben: es war nicht eine große Revolution, die ein soziales Regime durch ein anderes ablöste, sondern eine politische Umschichtung auf der Basis des gleichen sozialen Regimes. Napoleon III. hatte hinter sich keine siegreiche Armee. Die beiden wichtigsten Elemente des klassischen Bonapartismus waren nicht vorhanden. Doch es gab andere günstige, nicht weniger wirksame Momente. Das während eines halben Jahrhunderts herangewachsene Proletariat zeigte im Juni seine dräuende Kraft; jedoch zur Machtergreifung erwies es sich noch nicht fähig. Die Bourgeoisie fürchtete das Proletariat und fürchtete ihren blutigen Sieg über das Proletariat. Der bäuerliche Besitzer erschrak vor dem Juniaufstand und wollte durch den Staat gegen den Teiler geschützt sein. Schließlich eröffnete der mächtige Industrieaufstieg, der mit kleinen Stockungen sich über zwei Jahrzehnte erstreckte, der Bourgeoisie ungeahnte Bereicherungsquellen. Diese Bedingungen waren nicht ausreichend für den epigonenhaften Bonapartismus.
    Die Politik Bismarcks, der sich ebenfalls "über die Klassen" erhob, enthielt, worauf wiederholt hingewiesen wurde, zweifellos bonapartistische Züge, wenn auch unter der Hülle des Legitimismus. Die Stabilität des Bismarckschen Regimes wurde dadurch gesichert, daß es, entstanden nach der impotenten Revolution zur Lösung oder Halblösung einer so großen nationalen Aufgabe wie der deutschen Einheit führte, in drei Kriegen Siege, Kontributionen und die mächtige kapitalistische Blüte brachte. Dies genügte für Jahrzehnte.
    Das Unglück der russischen Bonapartekandidaten bestand nicht darin, daß sie weder dem ersten

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