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Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)

Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)

Titel: Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Osterhammel , Emily S. Rosenberg , Akira Iriye
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    Ungenügende Bravour? Jiang Kaishek spricht auf einer Parteiveranstaltung in Hankou 1938. Der General, Erbe von Sun Yatsens nationalistischer Guomindang-Partei, nutzte den Rundfunk, der in den 1930er Jahren, einer Zeit der Massenpolitik, das entscheidende Medium politischer Führer war. Chinas autoritäre Nationalistenregierung führte einen verzweifelten Krieg gegen die großangelegte Invasion der Japaner, die im Jahr zuvor begonnen hatte.
    Darüber, ob Japan in den 1930er Jahren zu einem faschistischen Staat wurde oder nicht, ist immer wieder diskutiert worden. Im streng formalen Sinne – wenn ein Kriterium also ist, dass eine faschistische Partei die Macht übernimmt und den Staat nach ihren Vorstellungen verändert – war das Regime vielleicht nicht faschistisch, aber seine Herrscher installierten nach und nach ein sehr repressives, militarisiertes Regime, das den Kaiser, den Staat und imperiale Eroberungen glorifizierte. Zu Hause in Japan wurde der Einfluss des Militärs auf die Regierung immer stärker: Das kurze Zwischenspiel, während dessen es noch so etwas wie eine parlamentarische Politik gab – die so genannte Taishō-Demokratie, benannt nach der Herrschaft des Taishō-Kaisers von 1912 bis 1926 –, fand mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise ein Ende. Junge Offiziere aus ländlichen Regionen, in denen unter den Bauern große Armut herrschte, und expansionistische Hardliner kritisierten – ganz ähnlich wie die Nationalsozialisten in Deutschland – den dekadenten bürgerlichen Liberalismus, die lebendige urbane Kultur und die politische Debatte der 1920er Jahre. Die Nationalisten strebten nach einer «Shōwa-Restauration», bei der Macht und Eigentum von den Politikern und den korrupten Kapitalisten auf den neuen, jungen Shōwa-Kaiser Hirohito übergehen sollten. Putschversuche radikalnationalistischer Offiziere, bei denen Politiker ermordet wurden (am 15. Mai 1932 und am 26. Februar 1936) trieben gespaltene Kabinette noch weiter in Richtung einer nationalistischen und autoritären Politik. Zwar wurden die Putschisten (und ihr Chefideologe Kita Ikki) hingerichtet, doch die gemäßigten Kräfte schwiegen ängstlich oder wurden inhaftiert. Die wichtigsten politischen Parteien wurden aufgelöst, während die Herrschenden zu ihrer Unterstützung statt einer formalen Partei eine nationale Bewegung organisierten. Die Taisei Yokusankai («Vereinigung zur Unterstützung des kaiserlichen Systems») brachte der Jugend militärische «Tugenden» bei (dazu gehörte auch der gnadenlose Umgang mit dem Feind), propagierte den Shintoismus als Staatsreligion, die den Kaiser verherrlichte, und behauptete eine «rassische» Überlegenheit der Asiaten.
    Die neuen Regierungen der 1930er Jahren schienen gespalten, auf der einen Seite standen die zurückhaltenderen Nationalisten, allen voran Prinz Konoe Fumimaro, der eine schrittweise Expansion in Asien für klug hielt, um Briten und Amerikaner nicht zu beunruhigen, auf der anderen die Militärs, die davon überzeugt waren, dass ein größerer Krieg mit dem Westen und der wieder aufstrebenden chinesischen Republik nur eine Frage der Zeit sei. Unter den Letztgenannten war es vor allem General Ishiwara Kanji – einer der Hauptplaner des «Zwischenfalls» in der Mandschurei –, der einer immer weiter gehenden Kriegsführung das Wort redete, während Tōjō Hideki als militärischer Führer auf den Plan trat, in dessen Regierungszeit als Premierminister die verhängnisvolle Ausweitung der japanischen Feindseligkeiten auf Großbritannien und die USA im Dezember 1941 fiel.[ 171 ]
    Dieser Schritt jedoch war nur der Höhepunkt der sich selbst erfüllenden Logik dauerhafter Aggression, mit der die bereits erfolgte Expansion gesichert werden sollte: Krieg zog zwangsläufig Krieg nach sich. Weil die Japaner in Sorge waren angesichts von Jiang Kaisheks Bemühungen, die Republik China, die auf ähnlichen nationalen Überzeugungen beruhte, zu modernisieren, starteten sie 1937 einen Angriff auf die historischen chinesischen Provinzen. 1940 verkündete Tokio seinen Beitritt zur «Achse Rom-Berlin» und später zum deutsch-italienischen «Stahlpakt» und wartete ab, wie der Krieg in Europa ausgehen würde, um zu entscheiden, ob man, wie das einige Militärplaner wünschten, von der Mandschurei aus Richtung Norden gegen die Sowjetunion vorstoßen würde oder – und diese Strategie wurde dann am Ende auch verfolgt – im Süden die europäischen Kolonialgebiete in

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