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Geschichte Irlands

Geschichte Irlands

Titel: Geschichte Irlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Stuchtey
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Irish National Volunteers im Süden nicht weiter voranschritt. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs stand Irland am Rand eines Bürgerkriegs. Der Unionist Edward Carson, Jurist von internationaler Reputation seit seinem Prozess gegen Oscar Wilde, trug die Spannung in das liberale Kabinett von Herbert Asquith, das 1912 ein weitreichendes Home-Rule-Gesetz verabschiedet hatte. Ulster bildete zunehmend eine Drohkulisse für die britische Politik, so sehr, dass nach dem Dubliner Osteraufstand von 1916 die sechs nördlichen Grafschaften schließlich permanent von der Home Rule ausgeschlossen bleiben sollten.
Irland und das Britische Empire
    Keineswegs alle Iren betrachteten sich als Feinde Englands. Ihre quasi-koloniale Verbindung lud dazu ein, im imperialen Umfeld Karriere zu machen. Als Lord Meath mit dem 1903 ins Leben gerufenen Empire Day unter dem Motto «One King, One Flag, One Navy» die Dominions zu mehr Begeisterung für ihr Weltreich aufforderte, äußerte der konservativ-unionistische
Belfast News-Letter
, keiner bringe dem Empire mehr emotionale Verbundenheit entgegen als Ulster. Die Loyalität gelte dem Union Jack. Das ist bemerkenswert, weil in den anderen drei Nationen der britischen Inseln nicht die Flagge, sondern stets die Krone die stärkste zentripetale Kraft darstellte.
    Krisen wie der Südafrikanische Krieg (1899–1902), in demdie meisten Iren auf Seiten der Buren kämpften, bedeuteten nicht, dass sie sich nicht anderswo für das Empire engagierten. Der südafrikanische Politiker Jan Christian Smuts z.B. war allerdings fest davon überzeugt, dass es im ureigensten Interesse der Siedlerkolonien wie auch Großbritanniens liege, mittelfristig in ein Commonwealth überführt zu werden. Die irische Wunde, meinte Smuts 1919, vergifte die globale Pax Britannica. Anfang des 20. Jahrhunderts war Südafrika ein loyaler Partner der Briten geworden, etwas, was andere sich auch von Irland erhofften. 1882, 1886, 1887 und 1903 unterbreitete das kanadische Unterhaus der Londoner Regierung Vorschläge, wie eine moderate Home Rule nach kanadischem Vorbild in Irland realisierbar sei. Ähnliches taten die Australier im Jahr 1906. Doch waren dies Perspektiven kolonialer Siedlergesellschaften, die die extremen Nationalisten Irlands, ähnlich denen Indiens, nicht teilten, weil sie glaubten, ihre Nation sei weiterhin vorwiegend fremdbestimmt. Als sich im Sommer 1900 antikoloniale Verbände aus dem gesamten Empire in London zur ersten Pan-Afrikanischen Konferenz versammelten, war die Irish National League besonders prominent vertreten.
    Zur gleichen Zeit hatten Iren zahlreiche Aufgaben und Positionen im Britischen Weltreich inne, so z.B. im christlichen Missionsdienst, im Schuldienst, als Kaufleute, im Militär oder in der Administration. Sport, namentlich Golf, Kricket und Hockey, diente ihrer imperialen Sozialisation und dem Export britischer Traditionen. Schon 1854 war im Trinity College Dublin der zweitälteste Rugbyverein der Welt entstanden. In den 1890er Jahren wurden sieben von acht Provinzen Indiens von irischen Statthaltern verwaltet. In der dortigen Armee lag zeitweilig das Kommando ganz in irischer Hand, während ihre Regimenter fast ausschließlich aus katholischen Arbeitern bestanden. Spitzenpositionen eroberte sich der protestantische Kleinadel, der im Britischen Empire noch den sozialen Respekt genoss, den er in Irland nicht mehr besaß.
    Entgegen allen Stereotypen traten auch zahlreiche Katholiken in den angesehenen indischen Staatsdienst ein. Der aus der Grafschaft Mayo stammende Antony MacDonnell z.B., der 1885ein Gesetz zum Schutz bengalischer Bauern erwirkte, gelangte in die Stellung des Generalgouverneurs der United Provinces in Indien und regierte damit über eine Bevölkerung von 40 Millionen Menschen. Mit gleichem Erfolg machte sich MacDonnell, der Irland noch nicht reif für Home Rule hielt, an das irische Landgesetz von 1903, mit dem mittelfristig der Landbesitz auf die Pächter übergehen sollte.
    Manchen irischen Geschäftsleuten erschloss sich bereits um 1880 ein globaler Markt jenseits der Grenzen des britischen Weltreichs. Straßennamen in Belfast geben davon Zeugnis. Die Kitchener Street und die Kashmir Road erinnern an das Empire, die Kansas Avenue aber öffnet den Blick über den Atlantik. Dagegen ist in Dublin die imperiale Vergangenheit heute verständlicherweise nur gebrochen präsent. Statuen

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