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Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Köhlmeier
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davon nichts«, sagten die Führer des Volkes. »Hätte sich Gott nicht zuerst an uns gewandt?«
    »Mir hat er seinen Willen mitgeteilt«, sagte Moses.
    Das Gezeter der Würdenträger und Priester beeindruckte ihn wenig. Und daß viele der Menschen, die gekommen waren, ihren Kopf schüttelten oder ihn sogar offen auslachten, beeindruckte ihn auch nicht.
    Aaron übernahm die Verteidigung seines Bruders, und das war allein der Grund, warum Moses dann doch nicht in dem Maß verspottet wurde, wie es die Führer des Volkes sich gewünscht hätten.
    »Was ist schlecht daran, wenn der Pharao gut wird?« fragte er.
    »Der Pharao ist nicht gut«, sagten die Führer. »Er will das Volk Israel vernichten. Sein Vater Malul hat es mit der Fronarbeit versucht, er versucht es mit Toleranz. Er ist nicht gut, er wird nur für einen gütigen Mann gehalten.«
    »Wenn es Gottes Wille ist«, entgegnete Aaron, »daß der Pharao ein gütiger und toleranter Mensch wird, weil ihn alle für einen gütigen und toleranten Menschen halten, dann kann uns das doch nur recht sein. Vielleicht hat es dieses Umwegs bedurft, um ihn endgültig von dem Weg abzubringen, den sein Vater gegangen war …«
    Aaron merkte selbst, wie wenig griffig seine Argumentation war, und er sah, daß es allein der Respekt war, den er sich in den vielen Jahren seiner Richtertätigkeit erworben hatte, der die Menschen daran hinderte, auch ihn auszulachen. Gott, mein Gott, unser Gott, betete er im stillen, gib meiner Zunge eine zündende Rede oder mach, daß etwas geschieht, was Moses und mich ins Recht setzt!
    Da war plötzlich ein Lärm. Soldaten tauchten auf, Soldaten des Pharaos. Ein Herold führte sie an.
    »Ich habe etwas zu verkünden«, sagte er.
    Es war eine Botschaft des Pharaos an das Volk Israel: »Unter dem Einfluß von übler Zauberei«, hieß es, »ist der Pharao irregeleitet worden und hat die Erlaubnis erteilt, daß das Volk Israel für drei Tage in die Wüste ziehen darf, um dort seinem Gott ein Brandopfer darzubringen. Diese Erlaubnis ist hiermit aufgehoben.«
    Weil Moses, hieß es weiter, der zweifellos der Führer Israels sei, diesen bösen Zauber geführt habe, werde der Pharao das Volk bestrafen müssen. Adikos hatte sich der Maßnahmen seines Vaters erinnert und führte die Fronarbeit für Hebräer und Hebräerinnen wieder ein.
    »Du siehst«, sagte Moses zu Aaron, »Gott hat ihn mit Sturheit geschlagen.«
    Und das Volk Israel stöhnte unter der Fron und erinnerte sich an den alten Haß gegen die Ägypter und forderte vom Pharao, daß er es für drei Tage in die Wüste ziehen lasse, um dort seinem Gott ein Brandopfer darzubringen.

DIE NEUN PLAGEN
    Von einem Abendessen im Dunklen – Von Licht, Rauch und Wärme – Von einem aufgeregten Gott – Von der Verwandlung von Wasser in Blut – Von lachenden Zauberern – Von einem eifrigen Gott – Von ekelhaften Fröschen – Von Sturheit und einem gebrochenen Versprechen – Von einem sachlichen Gott – Von Stechmücken – Von Läusen – Von krankem Vieh – Von Hagel und Heuschrecken – Von geplanten Attentaten – Von der Finsternis
     
    Moses wollte, daß seine Familie in seiner Nähe war, aber er wollte nicht mit Zippora und den Söhnen unter einem Dach leben. Deshalb ließ er ein Stück weit neben seinem Haus noch eine Hütte bauen. Dort wohnte er. Zippora brachte ihm die Mahlzeiten. Manchmal, wenn er nach ihr schickte, kam sie in der Nacht und kroch zu ihm ins Bett. Sonst saß Moses den Tag über vor seiner Hütte und saß in der Nacht in seiner Hütte. Und wartete. Spürte wieder die Leere in sich. Wußte aber, es kann nicht diese Leere sein, denn Gott war ja in ihm und füllte ihn aus. Spürte aber trotzdem die Leere in sich. Denn er dachte, vielleicht ist er gar nicht mehr in mir und kommt nie mehr wieder.
    Und dann saß er wieder einmal in seiner Hütte und nahm sein Abendessen zu sich, einen Topf mit Sauermilch, Brotfladen dazu, Oliven, Zwiebeln. Da hörte er hinter seinem Rücken ein Geräusch. Es war, als knackte ein Holzscheit im Herd. Es brannte aber kein Holzscheit in einem Herd, denn es war gar kein Herd da. Er öffnete die Augen und sah, daß seine Kammer hell erleuchtet war.
    Seit Gott in ihm Einzug gehalten hatte, ging Moses mit seinen Sinnesorganen schonend und sparsam um, schließlich war er ja bereits hoch in den Jahren, und große Aufgaben standen bevor, da mußte man zusammenhalten, was man hatte. Das heißt, Moses hat nicht hingehört, wenn es seiner Meinung nach nichts

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