Geschichten von der Bibel
wir mit dem Pharao sprechen.«
Der Pharao begegnete ihnen gutgelaunt, amüsiert sogar, lachend, forderte sie auf, Platz zu nehmen, bot ihnen Getränke an.
»Na«, sagte er, »was bietet ihr mir heute für eine Unterhaltung? Das war lustig mit dem Blut im Nil. Was für einen Zaubertrick hat euch diesmal euer Gott beigebracht?«
Moses unterdrückte seine Wut, denn es versetzte ihn in Wut, daß der Pharao seinen Gott lächerlich machte.
Er sagte: »Wenn du uns nicht ziehen läßt, dann wird Jahwe eine Froschplage über Ägypten schicken.«
Die Augen des Pharaos weiteten sich, sein Lachen wurde unsicher.
»Ach was«, sagte er, »damit werden meine Zauberer ebenso fertig wie mit dem roten Wasser des Nil.«
»Woher nimmt er nur diese Selbstsicherheit«, sagte Mirjam, als sie neben ihren Brüdern nach Gossem zurückging.
»Es ist Sturheit«, sagte Moses. »Und die kommt von Gott. Der Pharao kann sich nicht gegen diese Sturheit wehren.«
»Das heißt«, fragte Aaron, »Adikos, wenn es allein nach ihm ginge, würde uns ziehen lassen?«
Darauf gab Moses keine Antwort.
Gott schickte eine Froschplage über Ägypten. Überall hockten die Frösche, groß wie der Haufen eines Kamels, quakten, waren fett, waren glotzäugig, glitschig. Über die Straßen hüpften sie, in die Häuser drangen sie ein, man wußte nicht, woher all die Löcher kamen.
Den Palast des Pharaos schienen die Frösche besonders zu lieben. Die Diener kamen nicht nach, die Tiere zu erschlagen. Und wenn sie tot waren, stanken sie. Im Schlafgemach des Pharaos verkrochen sie sich. Wenn er am Abend die Bettdecke zurückschlug, saß dort ein dicker Frosch, der machte »quak!« und ließ seine Zunge springen.
Man hörte den großen Pharao schreien.
Gott hatte recht gehabt: Vor nichts ekelte sich Adikos mehr als vor Fröschen, und der Ekel war stärker als die Angst vor dem Tod.
Adikos ließ Moses rufen und sagte: »Nimm diese Frösche weg! Bitte deinen Gott, sag ihm, ich will alles tun, was er will. Ich laß sein Volk ziehen, ich laß euch drei Tage in die Wüste ziehen, meinetwegen auch sechs Tage, solange ihr wollt, nur nimm diese Frösche weg!«
Moses kniete sich nieder und betete zu Gott, und Gott nahm die Frösche weg.
Kaum aber hatte der letzte Frosch den Palast verlassen, da packte den Pharao die alte Sturheit.
Er ließ nach Gossem ausrichten: »Ich bin der Pharao, und ich werde mein Versprechen nicht einhalten. Aber weil ihr mich erschreckt habt, soll das Volk Israel noch mehr unter meiner Macht und meinem Mutwillen leiden als bisher.«
Der Pharao schaffte den Sabbat ab, es gab von nun an nicht einen arbeitsfreien Tag für die Männer und Frauen Israels.
Die alten Führer des Volkes jammerten und klagten Moses an: »Das haben wir jetzt davon! Hättest du uns doch in Ruhe gelassen! Warum gehst du zum Pharao? Warum provozierst du ihn?«
Das Volk aber stand hinter Moses.
»Wollen wir es doch nicht durcheinanderbringen«, sagten die Männer und Frauen. »Nicht Moses hat den Sabbat abgeschafft, sondern der Pharao. Moses kämpft gegen den Pharao. Und wir kämpfen mit ihm.«
Gott erschien Moses zum dritten Mal.
»Geh morgen wieder zum Pharao und sag ihm: Wenn er mein Volk nicht ziehen läßt, dann werde ich eine Stechmückenplage schicken.«
Und Moses beeilte sich, seiner Schwester und seinem Bruder Bericht zu erstatten.
»Wie war er?« fragte Mirjam.
»Heute kam er mir sachlich vor«, sagte Moses.
»Gut«, sagte Mirjam, »dann werden wir ebenfalls sachlich sein, wenn wir mit dem Pharao sprechen.«
Am nächsten Morgen traten sie wieder vor den Pharao hin. Diesmal bat er sie nicht, Platz zu nehmen, und Getränke ließ er für sie nicht bringen. Sie waren keine Gäste.
»Ich werde selbstverständlich nicht nachgeben«, sagte der Pharao. »Ein zweites Mal wird es eurem Gott nicht gelingen, mir einen Schrecken einzujagen.«
Aaron zog darauf den Stab seines Bruders durch den Staub vor des Pharaos Füßen, da schwirrten die Stechmücken in die Luft, und es waren Millionen und Abermillionen.
Und die Stechmücken quollen aus dem Sand und überfluteten das Land in einer schwarzen, surrenden Welle. Die Menschen schlugen nach ihnen, aber es waren zu viele, und es sah aus, als tanzten die Leute über die Straßen, so fuchtelten sie mit den Armen und verrenkten sich, um die Mücken zu töten und sich die Stiche zu kratzen.
Der Pharao ließ feine Netze an den Fenstern seines Palastes anbringen. Dann rief er seine Zauberer.
»Wie geht dieser Trick?«
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