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Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Köhlmeier
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Alles zeigte er seinem Propheten.
    Dann führte er ihm die Zukunft vor. Vor und zurück auf der Zeitachse fuhr Gott mit Henoch. Über jede Sekunde des Daseins flog er mit ihm, vom Anfang aller Dinge bis an ihr Ende.
    Das heißt, während ich hier sitze und schreibe, und selbstverständlich auch während Sie diese Zeilen lesen, immer, immer, in jedem Augenblick wird Henoch, der erste Prophet Gottes, durch die Zeit gehoben. Deshalb nimmt es auch nicht wunder, daß Esoteriker und Science-fiction-Fans so vernarrt sind in diesen Propheten. Geben Sie das Stichwort »Henoch« in eine Suchmaschine des Internet, und Hunderte Pages werden Ihnen aus den erwähnten Richtungen entgegenflattern …
    Henoch machte sich Notizen. Erst sehr kühle Notizen. Aber seine Begeisterung über Gottes Schöpfung wuchs. Als seine Reisen durch die Zeiten beendet waren, war aus dem trockenen, etwas langweiligen Geschäftsmann ein glühender Prophet geworden.
    Das Buch Henoch liegt uns noch heute vor. Freilich – der Historiker, der Forscher, der nüchterne, der wird eine andere Geschichte zur Entstehung dieses Buches erzählen.
    Im Buch Henoch stehen interessante Dinge. Der Prophet hat als erster vorgeschlagen, die Zeit nicht allein nach dem Mond, sondern auch nach der Sonne zu messen, und er hat damit den Begriff des Jahres erfunden. Das Sonnenjahr hat nach Henoch dreihundertvierundsechzig Tage. Das ist erstaunlich genau.
    Henoch lebte nicht so lang wie die anderen Menschen seiner Zeit. Er starb aber nicht. Er verschwand einfach. Es gab keinen Leichnam. Gott holte ihn zu sich. Henoch war es gelungen, die Menschen wieder zu Gott hinzuführen. Die Götzen seines Bruders Enos wurden zerschlagen. Die Menschen waren wieder von Gott und einer Schöpfung begeistert.
    Als junger Spund ist Henoch von Gott von der Erde weggeholt worden, er war gerade dreihundertfünfundsechzig Jahre alt. Gott habe ihn, heißt es, ein Jahr älter werden lassen, als das Jahr Tage zählt.

KAINS TOD
    Von Jägern im allgemeinen – Von Lamech – Von Tubal-Kain – Vom unglücklichen Zufall – Vom schnellen Zeugen
     
    Noch war kein Mensch gestorben auf der Welt. Einer war weggenommen worden, Henoch, einer war ermordet worden, Abel.
    Viel zu viele Menschen lebten damals, viel mehr als heute. Überall waren Menschen. Es war nicht mehr viel Erde übrig, wo sich die Tiere verstecken konnten. Man meinte, die Tiere seien überflüssig. Man sagte, sie nehmen nur Platz weg. Groß war der Mann, der viele Tiere töten konnte.
    Es kam dann die Zeit, als Kain über achthundert Jahre alt war, der alte Kain, der Mörder, mit dem Horn auf der Stirn, dem Zeichen des Mörders. Kain, der Brudermörder, starb keines natürlichen Todes. Gott hätte ihn leben lassen bis in alle Zeiten. Kain wurde getötet.
    Das ging so: Einer der Nachfahren Kains, von Enkel kann man gar nicht reden, weil man nicht weiß, zur wievielten Generation nach Kain er gehörte, das war ein gewisser Lamech, und der war der bedeutendste Jäger seiner Zeit. Er war so bedeutend, so leidenschaftlich als Jäger, daß er auch als alter Mann, als er schon blind war, immer noch auf die Jagd gehen wollte.
    »Wenn der Pfeil die Stirn des Tiers durchbohrt, dann klingt das wie ein Kuß auf die Stirn einer meiner zwei Frauen. Und wenn der Pfeil die Flanke eines Rehs durchbohrt, dann klingt das wie ein Kuß auf den Bauch einer meiner zwei Frauen.« Solche Dinge sagte Lamech, der Jäger.
    Übrigens: Er betonte immer, daß er zwei Frauen hatte. Daraus schlossen manche Mythologen, Lamech habe die Polygamie eingeführt. Erwiesen ist das nicht.
    Lamech hatte drei Söhne. Jabal hieß der eine, Jubal der andere, und Tubal-Kain hieß der Jüngste. Tubal-Kain war ein Jäger wie sein Vater, und er begleitete seinen Vater auf die Jagd.
    Und wenn Lamech sagte: »Ich rieche ein Wild«, dann richtete Tubal-Kain Pfeil und Bogen seines Vaters auf das Wild, und Lamech brauchte nur den Pfeil loszulassen.
    Eines Tages waren die beiden wieder auf der Jagd, und da sagte Lamech: »Ich rieche ein Wild.«
    Und tatsächlich, Tubal-Kain sah hinter einem Gebüsch ein Horn hervorschauen. Er drehte seinen Vater samt Pfeil und Bogen in die richtige Richtung, und Lamech schoß, und er traf. Und es hörte sich an wie ein Kuß auf die Stirn seiner Frau.
    »Ich hab das Wild in die Stirn getroffen«, sagte Lamech. »Geh und schau nach, mein Sohn.«
    Tubal-Kain kam zurück und meldete: »Du hast einen Mann erschossen, der trägt ein Horn auf der Stirn.«
    Da wußte

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