Geschichten von der Bibel
Verwandelte die Tränen in Diamanten. Band die Diamanten an Kettchen. Hängte die Kettchen den weinenden Frauen um den Hals.
»Schön«, sagte er dazu.
Aber die Frauen weinten weiter, sie weinten um ihre Männer, ihre Söhne, ihre Liebhaber.
»Hör auf!« sagte da Asael zu Schemchasai. »Laß die Männer leben. Sie sollen die Frauen für uns schmücken. Wer uns dient, soll verschont bleiben.«
Da gab es viele Männer, die putzten ihre Frauen heraus, rieben sie mit Duftölen ein, schlugen sie auf die Wangen, damit sie schön rot wurden. Um ihr Leben zu retten, taten sie das.
Und andere taten es nicht.
»Warum nicht?« fragte Schemchasai.
»Aus Liebe«, sagte Asael.
»Interessant«, sagte Schemchasai und köpfte die Männer.
Asael und Schemchasai und die anderen Gottessöhne schwängerten alle Frauen. Und die Frauen brachten Riesen zur Welt, Giganten. Und dann geschah es, daß sich Schemchasai, der Gnadenlose, in eine Menschenfrau verliebte. Sie hieß Istahar.
Istahar lebte allein. Ihr Vater war gleich beim ersten Massaker ums Leben gekommen, ihre Brüder später. Ihre Mutter war vor Gram gestorben, und ihre Schwester war verschleppt worden, sie wußte nicht wohin.
»Ich wünsche mir, daß du aus freien Stücken zu mir kommst«, sagte Schemchasai. »Ich werde dich nicht berühren, wenn du es nicht willst.«
»Dann wirst du mich niemals berühren«, sagte Istahar.
»Ich will warten«, sagte Schemchasai.
Er hockte sich vor Istahars Haus und wartete. Ein schöner, großer Mann mit goldenen Haaren. Er hockte auf einem Stein und blickte still zur Tür.
Am nächsten Tag saß Schemchasai immer noch vor dem Haus von Istahar. Da kam Asael vorbei.
»Was machst du hier?« fragte er.
»In dem Haus lebt eine Frau«, sagte Schemchasai, »die hat es noch mit keinem von uns getrieben.«
»Dann hol sie doch heraus!« sagte Asael.
»Ich warte auf sie«, sagte Schemchasai.
»Sie wird freiwillig nicht kommen.«
»Ich warte.«
»Ich werde sie für dich holen«, sagte Asael.
Er stampfte auf die Tür zu, wollte mit der Faust die Tür einschlagen, da traf ihn ein Stein am Hinterkopf. Schemchasai hatte den Stein geworfen.
»Ich sagte, ich warte, bis sie kommt«, sagte er.
»Vielleicht will ich sie ja für mich haben«, sagte Asael.
»Meinetwegen sollst du sie haben«, sagte Schemchasai. »Aber dann mußt du auch auf sie warten. Setz dich neben mich und warte!«
Und das hat Asael getan.
So saßen die beiden Gottessöhne vor dem Haus der Istahar. Und während sie warteten, ging die Welt weiter. Die Giganten stritten sich mit ihren Vätern, es kam zum Krieg. Die Gottessöhne und ihre Nachkommen erschlugen sich gegenseitig. Am Ende waren von den Eindringlingen nur Schemchasai und Asael übrig. Die saßen auf dem Stein vor dem Haus der Istahar.
Die Menschen krochen aus ihren Verstecken, viele waren es nicht mehr. Sie schlichen sich an das Haus von Istahar heran, beobachteten die beiden mächtigen Führer der Gottessöhne, die da saßen und das Haus bewachten und warteten.
»Was wollt ihr denn noch?« fragte ein Mutiger. »Ihr habt uns doch schon alles genommen. Der Krieg gegen eure Nachfahren hat unsere Felder verwüstet. Was wollt ihr beiden denn noch?«
»Sie wollen wir«, sagte Schemchasai. »Diese Frau mit dem Namen Istahar!«
»Ja, sie wollen wir«, sagte auch Asael. Ja, auch Asael hatte sich in Istahar verliebt. Und das, obwohl er sie noch nie richtig gesehen hatte. Nur manchmal hatte er kurz ihr Gesicht gesehen, wenn sie durch das Fenster nach draußen schaute, ob das Böse noch immer vor ihrem Haus hockte.
»Und was wird, wenn ihr sie bekommt?« fragte ein anderer Mutiger.
»Dann gehen wir«, sagten die beiden Gottessöhne.
»Was ist mit denen los?« tuschelten die Menschen.
»Sind sie müde geworden vom Töten?«
Daß sich diese beiden tatsächlich verliebt hatten, das konnte keiner glauben.
»He!« rief ein dritter. »He! Istahar! Laß die beiden hinein! Alle Frauen der Stadt sind von ihnen genommen worden, nur du nicht!«
»Ja, laß sie hinein!« riefen nun auch andere. »Sonst werden wir alle sterben!«
Istahar schob den Vorhang beiseite und blickte hinaus. Sie sah die beiden riesigen Männer mit den goldenen Haaren und den goldenen Flügeln auf dem Stein vor ihrem Haus sitzen. Und sie sah ihre Nachbarn, die in einigem Abstand auf der Straße standen und zu ihr herüberschauten.
»Also gut«, sagte Istahar. »Ich werde Schemchasai und Asael zu mir lassen. Aber nur unter einer
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