Geschlossene Gesellschaft
weitermachen? Ohne die Mittel des Topical war ich auf mich allein gestellt... Ich wusste nichts von der Geschäftswelt. Und noch weniger über Fabian Charnwood. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, in der Geschäftswelt herumzulaufen und mich zu fragen, was ich machen sollte. Dann ging ich in einen Pub in der Nähe von St. Paul's, wo ein Kerl von der Financial Times, den ich flüchtig kannte, zu trinken pflegte. Er war da und sehr erfreut, reden zu können. Er hatte von Charnwood Investments und ihrem rätselhaften Gründer gehört. Aber das war bereits alles. Er konnte mir nichts sagen.« Duggan leckte das Papier an, rollte es, pflückte die überflüssigen Tabakreste ab und ließ sie wieder in die Dose fallen. Dann holte er Streichhölzer heraus und zündete die Zigarette an. Die Huster folgten, wie nicht anders zu erwarten. Doch der Rauch schien ihn zu entspannen. »Die achtundvierzig Stunden waren bereits mehr als zur Hälfte verstrichen. Und was hatte ich vorzuzeigen? Nur Mist, das war alles.
Am nächsten Morgen, nach einer fast schlaflosen Nacht, nahm ich einen Zug nach Dorking. Ich hatte mich entschlossen, Charnwood in seiner Höhle zu stellen. Die Adresse hatte ich aus Who's Who. Vom Amber Court brauche ich Ihnen nichts zu erzählen, nicht wahr? Sie kennen den Ort besser als ich. Ich hatte Glück. Jedenfalls in gewisser Weise. Charnwood »Eine Sache von verzweifelter Dringlichkeit, Mr. Duggan ?« Mit diesen Worten war ich an seinem Butler vorbeigekommen. »Was kann das sein?«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wenn ich recht hatte, würde er es nicht zugeben, und wenn ich mich irrte, würde er mich für verrückt halten. Ich hatte nichts weiter geschafft, als mir eine Schlinge um den Hals zu legen. Ich plapperte etwas davon, dass internationale Waffenhändler möglicherweise für das Attentat in Sarajevo verantwortlich sein könnten, und fragte ihn, sozusagen als Experten, was er von dieser Möglichkeit hielt. Er sagte, dass sie weder die Mittel noch die Motive hätten, und deutete an, dass ich überarbeitet sei. Vielleicht hätte ich ihm sogar geglaubt, wenn da nicht dieser Ausdruck in seinen Augen gewesen wäre. Er beobachtete mich, gelassen und neugierig, schien sich sogar über mich zu amüsieren, nur dass es da nichts zu lachen gab. Es sei denn...«
»Es sei denn, dass Sie recht hatten, es aber nicht beweisen konnten?«
»Ja. Das sagte ich mir hinterher auch. Er hätte mich hinauswerfen lassen oder schon gar nicht empfangen sollen. Stattdessen spielte er einfach mit mir, ließ mich eine Weile an der Schnur baumeln und warf mich dann wieder ins Wasser. Ich wünschte, ich wäre niemals hingegangen.«
»Was machten Sie dann?«
»Ich spielte meine letzte Karte aus. Allein würde ich nichts erreichen, das war klar. Und The Topical würde mir nicht helfen. Also wandte ich mich an das Außenministerium.« »Sie meinen Lord Grey?«
»Damals war er noch Sir Edward Grey. Er war schon seit undenklichen Zeiten Außenminister. Ein Mann mit sehr flexiblen Auffassungen und ebenso starren Gewohnheiten. Und diese Gewohnheiten kannte man in der Fleet Street sehr genau. Am Wochenende war er nie in seinem Büro in Whitehall. O nein. Er würde sich in seinem Landhaus in Itchen bei Hampshire aufhalten, Forellen angeln oder den Vögeln zuhören. Was wichtiger war, er würde allein sein. So hatte ich vielleicht die Chance, ihm meinen Fall zu unterbreiten, ohne dass wir unterbrochen wurden. Und wenn ich ihn überzeugen konnte...
Die Fahrt schien endlos zu dauern. Drei Bummelzüge durch Surrey und Hampshire an einem brütenden Samstagnachmittag, mit langen Aufenthalten in Guildford und Farnham. Um halb fünf erreichte ich endlich Itchen Abbas. Der Schaffner beschrieb mir den Weg zu Greys Landhaus. Es lag am Ende einer langen Allee, versteckt hinter Clematis und Geißblatt an den Wiesen am Wasser. Es hätte ein Bild für eine Postkarte abgegeben. Ich fand ihn im Garten, wo er in einem Gartenstuhl döste, als hätte er nicht die geringsten Sorgen. Als ich ihm erzählte, ich sei Journalist, wirkte er beunruhigt, aber ich versicherte ihm, dass ich nicht wegen eines Exklusivinterviews gekommen sei. Vermutlich hat mein Benehmen das deutlich gemacht. Er bat mich hinein, machte uns Tee und hörte sich alles an, was ich zu sagen hatte. Ich wusste nicht, was er davon hielt. Er hatte das typische Benehmen eines Diplomaten: höflich, aber unergründlich.
»Ist Ihnen klar, was das bedeutet ?« fragte ich.
»Ich weiß die
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