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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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erreichen... musste Charnwood...«
    »Mitglieder der Concentric Alliance in der Schwarzen Hand haben. Ja, Mr. Horton. Langsam fangen Sie an, das Ausmaß dieser Verschwörung zu begreifen. Das ist es, was Konzentrizität meint. Ein Kreis, der von einem anderen umschlossen wird, der von noch einem umschlossen wird. Und ein Mann in ihrer gemeinsamen Mitte.«
    »Der vorhatte, einen Weltkrieg zu provozieren.«
    »Brosch glaubte es. Und ich habe mich ihm angeschlossen.«
    »Aber warum? Warum sollte er das tun?«
    »Niemand von uns konnte sich ein angemessenes Motiv vorstellen. Und wir hatten nicht die Zeit, die ganze Sache zu diskutieren. Verstehen Sie, Brosch kehrte nach Wien zurück und fragte sich, ob er seinem eigenen Verdacht trauen konnte. Dort rasselte man trotz allem, was in Sarajevo geschehen war, nicht mit dem Säbel. Jedenfalls nicht so stark, dass die Konsequenzen voraussehbar gewesen wären. Wenn es keinen Krieg gab, war die Verschwörung fehlgeschlagen. Und Brosch missdeutete wie wir alle die Zeichen. Er glaubte, ein Kompromiss liege in der Luft. Erst als er von dem Ergebnis der geheimen Ministerkonferenz erfuhr, dämmerte ihm, dass dem nicht so war.«
    »Deshalb hat er sich hilfesuchend an Sie gewandt?«
    »Er konnte sich an niemanden sonst wenden. Ein englischer Journalist war so ziemlich das einzige lebende Wesen, von dem er sicher sein konnte, dass es nicht Mitglied der Verschwörung war. Und er brauchte Informationen über Charnwood. Er war ihm einige Male bei Empfängen des Handelsministers begegnet und kannte ihn vage als einen internationalen Geschäftsmann. Aber er musste mehr herausfinden - und zwar schnell.«
    »Durch Sie?«
    »Durch den Topical. Ich erzählte ihm, ich würde tun, was ich konnte. Zwar war ich nicht ganz von seiner Geschichte überzeugt, aber ich wusste, dass ich ihr nachgehen musste. Die Beschuldigungen waren erstaunlich - und erschreckend. Wenn es stimmte, hatten wir noch eine Woche, um eine Katastrophe abzuwenden. Wenn nicht, war es immer noch eine verdammt gute Geschichte.«
    »Was haben Sie getan?«
    Duggan blieb unvermittelt stehen und starrte mich an. »Nicht genug, Mr. Horton. Schließlich ist es passiert, nicht wahr? Die Katastrophe konnte nicht abgewendet werden. Die Decke ist herabgestürzt. Auf uns alle.« Er erschauerte. »Lassen Sie uns zum Wagen zurückgehen. Es wird kalt hier draußen. Außerdem muss ich eine rauchen. Und bei diesem Wind kann ich nie eine Zigarette anzünden.« Wir gingen wieder zum Rand der Dünen zurück. »Ich habe dem Büro des Tropical in London telegrafiert und sie gebeten, mir alles zu schicken, was sie über Charnwood hatten. Während ich auf die Antwort wartete, versuchte ich alle Verbindungen aufzuspüren, die er in Wien vielleicht haben mochte. Ich zog eine Niete. Die britische Botschaft wollte nichts davon wissen. Und die Antwort aus London am Dienstag brachte mich auch nicht weiter. Danach war Charnwood ein angesehener internationaler Finanzier. Sein Vater hatte eine Munitionsfabrik betrieben, die Charnwood damals bereits verkauft hatte. Nun, Munition hätte zumindest das Interesse an Kriegführung nahegelegt, aber selbst diese Spur war erloschen. Ich hatte nichts, woran ich mich halten konnte.
    An diesem Abend traf ich mich mit Brosch. Er war enttäuscht, dass ich so wenig herausgefunden hatte - und noch besorgter als vorher. Das Ultimatum sollte dem serbischen Außenminister vom Botschafter Österreich-Ungarns am Donnerstag um 18 Uhr übergeben werden. Achtundvierzig Stunden später würde Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklären. Und sehr bald danach würde halb Europa mit der anderen Hälfte im Krieg liegen. Brosch flehte mich an, etwas zu tun. Irgendetwas. Ich wies ihn darauf hin, dass der Topical vielleicht hilfsbereiter wäre, wenn ich ihm den Wortlaut des Ultimatums vorab mitteilte. Doch Brosch sagte, dass in diesem Fall sein Informant im Ministerrat identifiziert werden würde. Dann waren sie beide so gut wie tot, ohne dass dies etwas gebracht hätte. Abgesehen davon war er kein Verräter. Wenn es Krieg gab, würde er für sein Land kämpfen. Doch solange noch die Chance bestand, den Krieg abzuwenden, musste er es versuchen, um der Menschlichkeit willen, um...« Duggan hielt inne, schüttelte den Kopf und wirbelte dann mit einem heftigen Tritt eine Sandfontäne hoch. »Um der Menschlichkeit willen! Ich bitte Sie. Er sagte das zu mir, einem armseligen Journalisten! Was wusste ich von Menschlichkeit?« »Soviel wie jeder

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