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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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war passiert. Daran war nichts mehr zu ändern.«
    »Und was war mit Brosch?«
    »Es bedurfte einer Menge Briefe an die österreichische Botschaft, um herauszufinden, was mit ihm geschehen war. Doch schließlich hatte ich Erfolg. Er tat, was er angekündigt hatte. Bei Ausbruch des Krieges übernahm er das Kommando eines Regiments an der galizischen Front. Er wurde während der Schlacht um Rava Russka am 6. September 1914 getötet. Ein barmherzig früher Tod, denke ich, obwohl ich mich immer noch frage, ob er von feindlichem Feuer getroffen wurde ,oder...«
    »Von einer Kugel in den Rücken?«
    »Irgend etwas Derartiges. Ich habe seinen Namen niemals erwähnt, nicht einmal Grey gegenüber. Aber wenn sie es gewusst hätten, dann hätten sie ihn sicher getötet.«
    »Sie haben Sie doch auch nicht getötet.«
    »Tote Journalisten sind schwerer wegzuerklären. Wenn sie wussten, dass ich bei Grey war, so mussten sie wohl daraus schließen, dass mein plötzliches Verstummen ihn nachdenklich machen würde. Eine Liaison mit einem Matrosen in Clapham Common jedoch diskreditierte sowohl die Nachricht als auch den Überbringer. Eine wesentlich effektivere Methode.«
    »Und sie haben Sie seitdem in Ruhe gelassen?«
    »Ich habe sie in Ruhe gelassen. Ich habe meinen Kopf zwölf Jahre lang in den Sand gesteckt und niemandem Schwierigkeiten gemacht.«
    »Bis jetzt. Warum sind Sie das Risiko eingegangen, mit mir Kontakt aufzunehmen?«
    »Weil Charnwoods Tod bedeutet, dass ich nicht mehr so viel Angst haben muss. Und weil die Umstände seines Todes mir den Hoffnungsschimmer gaben, diese Bastarde vielleicht ja doch noch festnageln zu können.« Er schaute mich trotzig an, als würde der Rum sein Selbstbewusstsein aufmöbeln. »Nun, warum auch nicht? Nachdem der Krieg zu Ende war, bin ich ihnen auf die Schliche gekommen. Ich habe herausgefunden, warum sie es taten. Was sie davon hatten. Geld, Mr. Horton. Sie haben gesehen, wie es in die Taschen der Waffenhändler geflossen ist, der Munitionsfabrikanten, der Militär-und Marinezulieferer... Sie haben miterlebt, wie der Krieg sowohl Millionäre als auch Witwen gemacht hat. Hier. Und in ganz Europa. Sie haben den Profit eingefahren, genau so, wie sie es geplant hatten.« »Das beweist aber noch nicht, dass sie auch bei der Ermordung von Franz Ferdinand die Hand im Spiel hatten.«
    »Nein. Und es beweist auch nicht, dass sie Charnwood getötet haben. Aber ich fürchte, sie haben es getan.«
    »Warum? Warum sollten sie sich gegen einen der Ihren wenden?«
    »Wer weiß? Vielleicht wusste er zu viel. Oder er setzte sie unter Druck? Möglicherweise zwangen ihn seine finanziellen Probleme dazu, alte Schulden einzutreiben. Was auch der Grund war, ich glaube, dass er von der Organisation getötet wurde, die er selbst geschaffen hat, und dass Ihrem Freund die Verantwortung dafür in die Schuhe geschoben wurde. Ich bin mir dessen sogar sicher.«
    Auch ich war jetzt sicher. Keine andere Erklärung ergab einen Sinn. Aber wenn die Concentric Alliance existierte, dann war sie zu mächtig, als dass einer von uns sie hätte bekämpfen können. Vielleicht demonstrierte Charnwoods Tod ihre Fähigkeit, jedes Individuum zu vernichten, ganz gleich wie klug oder wichtig es war. Wenn dem so war, war Max nur ein zufälliges Opfer, das niemals gerächt oder rehabilitiert werden konnte. Genauso wie man niemals die Wahrheit darüber aufdecken konnte, was Charnwood wirklich getan hatte. »Haben Sie bekommen, was Sie wollten, Mr. Horton? Sind alle Ihre Fragen beantwortet?«
    »Ja«, erwiderte ich leise.
    »Gut. Und was werden Sie unternehmen, jetzt, wo Sie alles wissen?« Duggan starrte mich scharf an. Ich erwiderte hilflos diesen Blick, unfähig, meine Unzulänglichkeit zu verbergen - die nur seine eigene widerspiegelte. »Wie ich mir gedacht habe«, stellte er fest. »Genau wie ich. Sie werden gar nichts tun.«

11
    Es war fast dunkel, als ich Duggan in der Nähe seiner Unterkunft in Alnwick absetzte. Nach all den Enthüllungen, die ich ihm entlockt hatte, waren wir wohl beide begierig darauf, uns zu trennen. Keiner von uns genoss diese seltsame Intimität, die ein geteiltes Geheimnis hervorbringt. Selbstverständlich war es nun aber zu spät zum Rückzug. Wir konnten nicht mehr ungeschehen machen, was wir wussten. Aber wir konnten wenigstens den anderen loswerden.
    Ich vermittelte Duggan beim Abschied den Eindruck, dass ich direkt nach London zurückkehren würde. Doch ich brauchte eine letzte Bestätigung für

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