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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Familie besucht haben. Sie soll ihm erzählen, was sie will. Du kannst sicher sein, dass es auf keinen Fall die Wahrheit sein wird.«
    Dessen war ich sicher, wenn ich daran dachte, wie liebevoll Quincy von seiner Schwester gesprochen hatte. Aber die Erwähnung seines Namens erinnerte mich daran, dass er, während wir redeten, mit Gregory zu Dianas und Vitas Gunsten verhandelte. Sollte ich ihn über das verständigen, was ich vorhatte? Nein. Je weniger Leute davon wussten, desto besser. Außerdem würde ich kriegen, was ich wollte, lange bevor er mit seinem Geld herausgerückt war. Danach brauchte er keinen einzigen Cent mehr auszugeben.
    »Sehr gut«, verkündete ich. »Abgemacht.«
    »Gut.« Diana trat zur Tür. »In diesem Fall gehe ich und...«
    »Bevor du das tust...« Ich packte ihren Unterarm und drehte sie langsam zu mir herum. »Eine Sache noch, Diana. Ich möchte, dass dir eins klar ist: Das hier ist eine Allianz aus Notwendigkeit und mit zeitlicher Begrenzung. Wenn du versuchst, mich aufs Kreuz zu legen, gehe ich zur Polizei. Die Tatsache, dass wir einmal ein Liebespaar waren, wird mich nicht aufhalten.«
    »Das habe ich auch nie angenommen.«
    »Und falls du vorhast zu versuchen ...« Ich hielt inne und bereute die spöttische Bemerkung, noch bevor ich sie ausgesprochen hatte. Dianas Blick forderte mich heraus weiterzureden, aber sie wusste, dass ich es nicht tun würde. So zu tun, als wäre ich moralisch überlegen, verdiente auch nichts anderes als Hohn. »Wir müssen uns wegen dieser Sache weder bewundern noch respektieren, Guy«, stellte sie kühl fest. »Wir müssen nur den Waffenstillstand einhalten. Wenn er seinem Zweck gedient hat...«
    »Ja?« Ich fragte mich, wie weit ihre Voraussicht ging. Rechnete sie mit der Möglichkeit, ich würde warten, bis die ganze Welt von der Concentric Alliance erfuhr, und danach Charnwoods Versteck preisgeben? Oder dachte sie noch weiter -dachte sie bereits an eine neue Täuschung? »Was geschieht dann, Diana?«
    Doch sie antwortete nicht. Langsam löste sie meine Hand von ihrem Arm und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich muss meine Reisetasche packen«, erklärte sie sachlich. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«

13
    Diana schwieg während der Fahrt nach London, und ich drängte sie auch nicht dazu, etwas zu sagen. Für den Moment hatten wir beide genug geredet. In der Dunkelheit und dem Schweigen schien Max wie eine fassbare Erinnerung mit uns zu reisen. Ich glaubte sein Gesicht in den Spiegelungen auf der Windschutzscheibe zu erkennen, seine Stimme im Surren des Motors zu hören. »Du glaubst, ich war verrückt, weil ich das getan habe, nicht wahr, Guy? Vielleicht war ich das auch. Aber es war nicht verrückter als das, was du jetzt tust. Lass sie nicht aus den Augen, alter Knabe. Beobachte sie wie ein Falke. Sie hat mich mit ihrem Lächeln, ihrem Erröten und ihren sanften Worten hereingelegt. Lass nicht zu, dass sie es auch mit dir macht.« Ich schaute sie an und dachte über diese Warnung nach. Sie starrte geradeaus und gedachte vielleicht gerade ihrer Mutter wie ich meines Freundes. Wir hatten einen Waffenstillstand geschlossen und verfolgten ein gemeinsames Ziel. Kein Grund zur Sorge. Und dennoch... »Ich dachte dasselbe, alter Knabe. Kein Grund zur Sorge. Aber da war einer, richtig? Es gibt immer einen Grund.«
    Wir übernachteten im Euston Hotel, frühstückten zeitig und fuhren um halb neun mit dem Irish Mail ab. Jetzt waren wir ruhiger, weniger wütend über uns selbst und den anderen. Ein Waffenstillstand war schließlich ein Waffenstillstand. Solange er anhielt, würde ich ihr trauen müssen und sie mir. Doch um das zu erreichen, musste sie mir erst die Wahrheit über die Verschwörung erzählen, die ihr Vater geplant hatte - und in der sie und Vita willfährig mitgespielt hatten. Als der Zug Euston verlassen hatte und klar war, dass wir in unserem Abteil allein sein würden, ließ ich die Rollläden vor den Türen zum Gang herunter und setzte mich Diana gegenüber.
    Wie finster auch ihre Umgebung, wie erdrückend die Beweise auch sein mochten und wie sehr ich sie verachtete -Diana Charnwood war die schönste Frau, der ich jemals begegnet war. Der Pelzkragen, der sich um ihren schlanken Hals schmiegte, ließ sie wie eine russische Prinzessin aussehen. Ihr kalter, offener Blick schien zu sagen, sie könne alles erklären, wenn ihr nur danach war, würde aber für nichts um Entschuldigung bitten. Sie hätte um meine Verzeihung betteln

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