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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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ab, dem einzigen anderen Außenseiter, der wusste, worum es bei der Concentric Alliance ging. Er würde wissen, wie man diese Nachricht am besten der Welt unterbreitete. Aber erst einmal musste ich Kontakt mit ihm aufnehmen. Dank Rafferty und der Great Western Railway war das nicht einfach. Der Zug nach London verließ Ruabon um halb sechs und erreichte Shrewsbury 40 Minuten später. Ich stieg aus, lief zum Taxistand und befahl dem Taxifahrer, mich zum besten Hotel der Stadt zu bringen. Das war laut seiner Auskunft der Lion, eine ehemalige Kutscherherberge und jetzt ein Gasthaus, in dem man meine Wünsche aufs beste erfüllen würde.
    Mein einziger Wunsch war ein Zimmer mit einem privaten Telefon und die Dienste einer Telefonistin, die eine Verbindung zum Rose and Crown in der Warwick Street in London zustande bringen konnte. Innerhalb von zehn Minuten hatte sie die Nummer und stellte die Verbindung für mich her. Es war noch nicht ganz Viertel vor sieben, und ich war zuversichtlich, dass Duggan noch auf mich wartete.
    »Rose 'n' Crown«, meldete sich eine missgelaunte männliche Stimme.
    »Guten Abend. Kann ich wohl mit einem Ihrer Kunden sprechen?«
    »Kommt drauf an, was? Mit wem denn?«
    »George Duggan.«
    »Nie gehört.«
    »Ich bin sicher, dass er da ist. Würde es Ihnen etwas ausmachen zu fragen? Es ist sehr wichtig.«
    »Zweifellos. Moment.« Ich hörte, wie er von dem Telefon wegging und brüllte: »Mr. Duggan wird am Hörer verlangt. Mr. Duggan!« Dann kam er zurück. »Kein Duggan da!«
    »Er muss da sein.«
    »Und ich sage Ihnen, er ist nicht da. Ich hab' Besseres zu tun, als... Minute mal.« Er wandte sich wieder ab. »Sie sind Duggan ? Warum melden Sie sich denn nicht früher? Dahinten ist das Telefon. Quatschen Sie nicht die ganze Nacht. Mary Pickford hat versprochen, mich gleich anzurufen.« Er lachte rau auf. Als das Lachen verklang, hörte ich, wie der Hörer aufgenommen wurde. »Duggan?«
    Es gab eine kleine Pause, dann ertönte eine schrecklich vertraute Stimme. »Wo sind Sie, Horton?« Es war Faraday. Faraday an einem Ort, wo er nicht hätte sein sollen, und mit einem Wissen, das er nicht hätte haben dürfen. »Warum sind Sie nicht hier? Sie sagten Duggan doch, Sie wollten kommen.«
    »Wo... wo ist er?«
    »In Alnwick selbstverständlich. Und er bringt das Geld, das wir ihm gezahlt haben, mit billigem Rum und Bier durch.« Das konnte nicht wahr sein. Er würde mich doch nicht hintergehen. Aber wie sonst hatte Faraday von dem Treffen erfahren können? »Er hat das einzig Vernünftige getan, Horton. Warum tun Sie nicht dasselbe? Kommen Sie hierher. Bringen Sie mir die Aufzeichnungen, dann haben Sie nichts zu befürchten. Wir könnten sogar über einen Preis verhandeln.«
    Nein. Er log. Mein Kopf war der einzige Preis, der bezahlt werden sollte. Hätte ich das Rose and Crown rechtzeitig erreicht, hätten sie mich mit etwas wesentlich Überzeugenderem als Geld erwartet. Wie konnte Duggan das tun? Er hatte damit seine Vergangenheit und meine Zukunft verraten, mit seinem Geheimnis seine Seele verkauft. Außer... Hatte er von Anfang an für sie gearbeitet?
    »Geben Sie auf, Horton. Solange Sie noch die Chance haben. In Dublin haben Sie Glück gehabt. Sie werden nicht nochmal so viel Glück haben.«
    »Gehen Sie zum Teufel.« Ich knallte den Hörer auf die Gabel und zog die Hand zurück, als hätte ich sie mir verbrannt. Als könnte Faraday mich durch die ganze Leitung all die Meilen in meinem Versteck aufspüren. Ich stand auf. Trotz der Kühle in meinem Zimmer schwitzte ich und starrte auf mein Bild im Spiegel über dem Kamin. An wen konnte ich mich jetzt noch wenden? »Verdammt, Duggan«, murmelte ich. »Du sollst für deinen Verrat und deine Feigheit verdammt sein.« Ich nahm den Hörer wieder ab und bat die Telefonistin um eine Verbindung mit dem Queen 's Head in Alnwick. Dort würde er sein. Dort oder in einem seiner anderen Sauflöcher - und jede Schuld in Alkohol ersäufen. Und wenn ich ihn schon nicht von Angesicht zu Angesicht beschuldigen konnte, dann wollte ich ihm wenigstens die Worte ins Ohr schreien: »Wie viel haben Sie dir bezahlt, du Judas? Wie viel bist du wert?«
    Einige Minuten stand ich da und ging noch einmal all die bitteren Dinge durch, die ich ihm an den Kopf werfen wollte. Dann rief mich die Telefonistin zurück. Sie hatte die Nummer gefunden und stellte mich durch.
    »Queens Head.«
    »Ist George Duggan da?«
    »George? Nein... Wer spricht da?«
    »Ein Freund.«
    »Nun, wenn

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