Geschlossene Gesellschaft
möglich besuchen. Als der Freund ihres Sohnes...«
»Ich weiß, was ich tun sollte, Maggie, aber...«
»Wo wohnen sie?«
»Gloucestershire. In der Nähe von Chipping Campden.«
»Fahr morgen hin.«
»Ich habe keinen Wagen.«
»Aber ich. Es ist eine Neuanschaffung.« Sie lächelte. »Also hast du jetzt keine Entschuldigung mehr, nicht wahr?«
Mein Vater enthielt sich nachdrücklich eines Kommentars zu dem Artikel, der am nächsten Morgen die Zeitungen zierte. »GESCHÄFTSMANN ZU TODE GEPRÜGELT - FREIER DER TOCHTER GESUCHT« lautete die Schlagzeile. Genauso wenig Interesse zeigte er an dem Packen anderer Zeitungen, die ich von meinem frühmorgendlichen Ausflug zum Zeitungsstand mitbrachte. Dennoch vermutete ich, dass er jedes einzelne Wort verschlingen würde, sobald ich nach Gloucestershire aufgebrochen war. Die einzelnen Artikel waren so schlimm, wie ich es vorhergesagt, aber doch nicht so schrecklich, wie ich es befürchtet hatte. Max' Name stach natürlich heraus; ein adleräugiger Spitzel konnte aber auch meinen finden. Und solche Scharfäugige waren im Kegelclub von Letchworth noch nie Mangelware gewesen.
Als Maggie mir ihren kleinen Austin Swallow zur Verfügung stellte, war ihre einzige Bedingung die, dass sie fahren würde. Angeblich, weil sie mir nicht zutraute, auf der linken Straßenseite zu bleiben. Nachdem wir aufgebrochen waren, gab sie jedoch zu, dass sie genauso gern wie ich meinem Vater für ein paar Stunden entfliehen wollte. Auf der Fahrt sprachen wir über Felix, Lokalpolitik und das staatliche Erziehungssystem (für das Maggie seit zwanzig Jahren treu und ohne die geringste Belohnung arbeitete). Erst als wir die Auffahrt zum Jaybourne House hinauffuhren und einen Blick auf seine mit Honigstein verkleideten Giebel zwischen den Ulmen erhaschten, erwähnte einer von uns den Zweck der Fahrt.
»Was wirst du ihnen erzählen, Guy?«
»Dasselbe, was ich Dad und dir erzählt habe. Die Wahrheit.«
»Das war es auch, nicht wahr? Die ganze Wahrheit?«
»Selbstverständlich.«
Wir hielten vor dem Haus, und Maggie schaute mich offen an, die Brauen fragend erhoben. »Mum und Dad gaben Max die Schuld dafür, dass er dich vom rechten Weg abgebracht hat. Glaubst du, dass Mr. und Mrs. Wingate dir die Schuld dafür geben, dass du ihn irregeleitet hast?«
»Vielleicht.«
»Dann könnte das eine sehr schwierige Begegnung werden.«
»Ja. Aber wie du gestern Abend schon sagtest: Ich schulde es Max, mich ihnen zu stellen.« Wir hätten uns keine Sorgen machen müssen. Die Wingates empfingen uns durchaus höflich. Sie wirkten zwar traurig, aber keineswegs verbittert. Aubrey Wingate war ein kleiner, weißhaariger Mann in den Siebzigern mit einem geröteten und verwirrt wirkenden Gesicht. Seine Frau war noch kleiner und zerbrechlicher und lächelte ständig freudlos. Beide trugen Tweed und rochen leicht nach den verschiedenen Labradors, die durch den Salon liefen, während wir uns unterhielten. Sie nippten an Malvasierwein, während ich die Ereignisse der Freitagnacht schilderte. Gelegentlich runzelten sie schmerzerfüllt oder verwirrt die Brauen, fragten jedoch sehr wenig und bezweifelten noch weniger von dem, was ich erzählte. Chefinspektor Hornby hatte ihnen einen Besuch abgestattet und deutlich gemacht, dass er das glaubte, wozu sie noch nicht bereit waren: Max war ein Mörder. Von Max selbst hatten sie noch nichts gehört.
»Und so lange«, erklärte Mr. Wingate, »werden wir nicht aufhören zu hoffen, dass er unschuldig ist und eine Erklärung für sein Verhalten hat.«
»Der liebe Junge könnte doch niemanden umbringen«, fügte Mrs. Wingate hinzu. »Meinen Sie das nicht auch, Guy?«
»Ja. Absolut.«
»Es ist seine Flucht, die die Sache so schlecht aussehen lässt«, meinte Mr. Wingate. »Aber er wird bald Vernunft annehmen und sich stellen, davon bin ich überzeugt.«
Ich nickte energisch. »Ich auch.«
Dass wir beide übertrieben, wurde klar, als wir die Ladies allein ließen und in den Garten hinaustraten, um Luft zu holen -und offen miteinander zu reden. Einer der Labradors lief hinter uns her, während wir ziellos über den Rasen zu einem üppig bepflanzten Beet schlenderten. Das Gras war noch feucht, und es nieselte leicht, doch Aubrey Wingate achtete nicht darauf. »Ich bin froh, dass Sie in der Wohnung bleiben«, sagte er schließlich mit barscher Liebenswürdigkeit. »So weiß Max wenigstens, wo er Sie finden kann.«
»Wenn ich von ihm höre, werde ich ihm raten, ohne weitere
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