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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Kopf getötet.«
    »Ja, aber...«
    »Sie wussten von der Schwäche in Signor Wingates Schädel?«
    »Ja.«
    »Aber Signorina Charnwood wusste es nicht?«
    »Sie wusste, dass man ihm während des Krieges in den Kopf geschossen hatte, nicht aber, wie die Verwundung seinen Schädel geschwächt hatte.«
    »Sie haben ihr das nicht erzählt?« »Absolut nicht.«
    »Aber Sie können nicht mit Sicherheit sagen, ob Signor Wingate es ihr nicht erzählt hat, nicht wahr?«
    »Nun... nein.«
    »Infolgedessen könnte sie es gewusst haben.«
    »Sie hatte keine Ahnung, dessen bin ich sicher. Sie hat einfach nur versucht, ihn davon abzubringen, mich zu erdrosseln.«
    »Und warum hat er versucht, Sie zu erdrosseln?«
    »Weil... Es ist doch offensichtlich, warum, oder nicht?«
    » Das ist es. Weil er Sie beide zusammen im Bett gefunden hat. L'amico e la fidanzata.«
    »Ich habe es Ihnen schon erzählt. Sie waren nicht mehr verlobt.«
    »Aber Sie waren immer noch sein Freund.«
    »Natürlich war ich das.«
    »Wenn ich meinen Freund mit meiner Frau im Bett erwischte, würde ich ihn vielleicht erwürgen. Und sie auch.«
    »Sie war nicht seine Frau, nicht einmal seine Verlobte. Er versuchte mich umzubringen, und sie wollte ihn aufhalten. Aber sie hatte nur vor, ihn so lange abzulenken, bis er sich beruhigt hatte und Vernunft annahm. Sie wollte ihn nicht umbringen. Das war ein Unfall.«
    »Das zu entscheiden bleibt dem Richter überlassen, Signor Horton. Bisher haben wir nur eine Leiche. Und viele Fragen.«
    Die er immer wieder stellte. Viele, viele Fragen. Schließlich wurde ich in einem Ton eingeladen, die Nacht in der Quästur zu verbringen, der mir nahelegte, man würde mich dazu zwingen, wenn ich nicht zustimmte. Man informierte mich darüber, dass man Signorina Charnwood dieselbe Einladung überbracht hatte. Sie hatte akzeptiert. In Abwesenheit ihrer Tante gab es ohnehin niemanden, der für einen von uns bürgen würde. Die Polizei in Asolo hatte Vita benachrichtigt, und man erwartete sie früh am nächsten Morgen. Bis dahin konnte nichts unternommen werden, bedeutete mir Varsini mit einem Schulterzucken.
    Nachdem man mich in meine Zelle geführt hatte, schlief ich in den paar Stunden, die von der Nacht noch blieben, nur wenig. Mein Verstand arbeitete rücksichtslos wie eine Maschine, die man nicht abstellen kann, wälzte Zweifel und beschuldigte mich, während ich in die Dunkelheit starrte. Deckte sich Dianas Bericht mit meinem? Lag sie ebenfalls wach in ihrer Zelle und trauerte um Max? Oder freute sie sich heimlich? Bestand auch nur die geringste Möglichkeit, dass sie gewusst hatte, wo Max' schwache Stelle war und dass ein Schlag dorthin tödlich sein konnte? Wenn ja ...
    Du bist unfair und undankbar, tadelte mein Verstand mich sofort. Sie hatte mir das Leben gerettet und konnte unmöglich vorgehabt haben, Max zu töten. Sie hatte in Panik nach dem Krug gegriffen und weder gezielt noch absichtlich dorthin geschlagen. Max' Tod war ein Unfall, den er selbst provoziert hatte, mochten Varsini oder irgendein unwürdiger Teil von mir glauben, was sie wollten.
    Und dennoch... und trotzdem... Was hatte Max in diesen letzten Augenblicken seines Lebens gesagt? »Wie viel weißt du, Guy? Wie viel hat sie dir gesagt?« Wenn ich ihn nur bitten könnte, das zu erklären. Was sollte ich wissen? Was hatte Diana mir sagen sollen? »Der Rest interessiert mich nicht!« hatte er geschrien. Der Rest wovon? Der Verrat seines Freundes und seiner Verlobten war bestimmt schon schlimm genug. Was konnte es da noch geben?
    Nur der Mord an Charnwood. Wie der Hund zum Knochen kehrten meine Gedanken zu diesem Ereignis zurück. Max war unschuldig. Das wusste ich jetzt. Jemand anders hatte Charnwood getötet. Aber wer? Und warum?
    Duggan konnte mir die Antworten geben. Er hatte sich freiwillig angeboten, sie mir zu erzählen, aber ich hatte mich geweigert zuzuhören. Jetzt würde ich zuhören. Es war zu spät, Max zu retten, aber es war nicht zu spät, die Ehre seines Namens wiederherzustellen. Als das dunstige Licht des venezianischen Morgengrauens den Schatten des Gitters über die nackte Wand meiner Zelle ausdehnte, legte ich einen stillen Schwur ab. Ich würde Max im Tode so ehren, wie ich ihn im Leben entehrt hatte. Letztlich würde ich ihm doch ein treuer Freund sein.
    Doch selbst feierliche Schwüre müssen auf das Gesetz warten. Es waren bereits einige Morgenstunden vergangen, als ich erneut nach oben zum Vizequästor geführt wurde. Er war in seinem

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