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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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graublauen Augen. Er überreichte ihr den Strauß aus roten Rosen und weißen Fresien, den er Anja-Lena noch in letzter Minute hatte besorgen lassen. Rosen und Fresien hatte er immer zu Astrids Geburtstag geschenkt. Er umarmte seine Frau, während er alle möglichen Gemeinplätze an Geburtstagswünschen aussprach, und kam sich ausgesprochen dämlich vor. Zum Schluss drückte er ihr noch einen Kuss auf die Wange.
    »Vielen Dank! Und die Fresien, wie die duften. Herrlich!«
    Wieder vermeinte Georg hinter Astrids Lächeln eine ungewohnte Melancholie wahrzunehmen, wie schon vor ein paar Tagen. Oder bildete er sich das nur ein? Wahrscheinlich waren das nur seine eigenen gemischten Empfindungen, die sich da spiegelten, besonders wenn er an diesen Ort zurückkam, an dem er anderthalb Jahrzehnte fest verwurzelt war.
    »Tatsächlich, du hast ja deinen alten Lodenmantel an.«
    Astrid musterte ihn überrascht.
    »Die Mädchen haben mir das gestern schon erzählt. Ich wollt das gar nicht glauben.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Den kannst du doch wirklich nicht mehr tragen, Georg!«
    Augenblicklich waren seine sentimentalen Anflüge verschwunden. Er zuckte mit der Achsel.
    »Warum nicht? Er ist warm, nicht kaputt und er passt mir sogar noch. Ich fühl mich da drin wohl.«
    »Schade, dass du erst jetzt kommst, Georg«, stellte Astrid fest und überging seine Antwort. »Meine Eltern sind leider schon wieder nach Hause gefahren. Die hätten dich gern wieder einmal gesehen. Aber Papa war so müde.«
    »Ich hätte sie auch gern getroffen. Aber wir stecken mitten in einem Mordfall, und du weißt ja …«
    »Ich weiß«, sagte Astrid knapp, und beiden war klar, dass sie dieses Thema lieber ruhen lassen sollten. Georgs zuweilen recht unregelmäßige Arbeitszeiten und die daraus resultierenden Probleme in der Organisation des familiären Alltags waren oft genug Anlass für die zunehmenden Auseinandersetzungen in ihrer Beziehung gewesen.
    »Aber ich freu mich, dass du da bist, Georg«, schlug Astrid wieder einen versöhnlichen Ton an.
    »Essen und Trinken findest du in der Küche – wie immer. Alle haben was mitgebracht, das ist natürlich nicht wie immer«, lächelte seine Frau, wie ihm schien, entschuldigend. »Ich muss zurück zu den anderen. Wir waren mitten im Gespräch.«
    Georg hatte jetzt wirklich Hunger. Nichts außer den beiden Fischbrötchen hatte er den ganzen langen Tag gegessen.
    »Wo sind die Kinder?«
    »Die sind schon wieder oben. Ich hab ihnen erlaubt, heute ihre Freundinnen Louise und Maike einzuladen.«
    Nachdem er seine Töchter begrüßt hatte, die offensichtlich Wichtiges mit ihren Freundinnen zu besprechen hatten und sich sehr kurz angebunden zeigten, begab er sich zum Büffet. Es war bunt und etwas planlos gemischt. Unter anderem gab es zweimal Tomate mit Mozzarella und zweimal Tiramisu. In den Anblick der Speisenauswahl versunken, stand Angermüller da, bis ihm jemand kraftvoll auf die Schulter klopfte.
    »Na, Schwager, wie geht’s denn so?«
    Mit einem breiten Grinsen begrüßte ihn Peter, der Mann von Astrids Schwester Gudrun. Er neigte sich zu Georg.
    »Oder darf ich gar nicht mehr Schwager sagen?«
    Als er einen etwas befremdeten Blick erntete, boxte er Georg kumpelhaft gegen den Arm.
    »Na ja, du hast dich was getraut«, raunte Peter. »Den Weg zurück in die goldene Freiheit. Wir bewundern dich alle. Wir haben unsre Ischen immer noch aufm Buckel.«
    Er zeigte mit dem Daumen hinter sich. Dann lachte er dröhnend und sagte laut:
    »Darf ich vielleicht was empfehlen? Schieres Fleisch, schön mager für die schlanke Linie.«
    Jetzt klopfte Peter auch noch auf den leicht gewölbten Bauch des Kommissars. »Und echt lecker!«
    Georg warf einen angeekelten Blick auf die altbekannten Fix und Fertig-Hühnerbeine mit den weißen Papiermanschetten. Sie entstammten wieder einer der Gastronomie-Großpackungen, mit denen Schwager Peter bei diesen Gelegenheiten stets zu glänzen pflegte. Er und Gudrun führten ein Hotel in Niendorf, das nicht unbedingt für seine Küche bekannt war. Georg reagierte weiterhin ausgesprochen einsilbig auf Peters Kommunikationsversuche, sodass der schließlich wieder zu den anderen abzog und seinen Schwager der Auswahl am Büffet überließ.
    Schwiegermutter Johanna hatte wie üblich ihre köstliche Lübecker Nusstorte beigesteuert. Und die aufgerissenen Plastikschalen mit mediterranen Spezialitäten waren bestimmt der Beitrag seiner Schwägerin Sigrid. Als er hier noch die Regie führte,

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