Geschmiedet im Feuer
herausfordernde Haltung ein, »sie könnte uns auch nur was vormachen. Sie hat die ganze Entführung von vorne bis hinten geträumt? Inklusive Landung? Träume dauern nicht so lange. Und sie sind auch nicht derart stimmig. Verdammt, wenn sie das wirklich geträumt hat, dann vermutlich nur aus Flugangst.«
»Ich habe das nicht am Stück geträumt«, unterbrach ihn Beth. »Ich hatte den Traum drei Nächte hintereinander und jedes Mal, wenn ich eingeschlafen bin, ging er da weiter, wo er aufgehört hatte. Und was die Flugangst angeht …« Sie hielt Simcoskys eiskaltem Blick stand. »Ich arbeite für PAA. PacAtlantic«, erläuterte sie, als Zane fragend guckte. »Wir können umsonst fliegen. Ich war schon auf der ganzen Welt und Sie können mir glauben, dassich keine Angst davor habe, in ein Flugzeug zu steigen. Außerdem hatte ich gar nicht vor, diesen Flug zu nehmen.«
Zane erstarrte und jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Er drehte den Kopf und sah ihr ins Gesicht. »Sie haben gar kein Ticket für diesen Flug?«
»Ich stehe auf der Warteliste. Der einzige Weg, eine Bordkarte zu bekommen, war, mich für diesen Flug auf die Warteliste zu setzen.«
»Wann haben Sie das gemacht?«, wollte Zane wissen, dessen Stimme ebenso hart klang, wie sein Gesicht aussah, als würde er die Antwort bereits kennen und nicht mögen. Ganz und gar nicht mögen.
»Ich weiß nicht genau … Vielleicht vor einer Stunde.« Sie sah, wie er den Kiefer anspannte.
»Scheiße.« Er drehte in dem engen Raum Kreise. Seine beiden Freunde sahen ihm schweigend zu.
»Was ist los?« Als er nur den Kopf schüttelte, fühlte sie sich genötigt, sich zu erklären. »Das war der einzige Weg, um durch die Sicherheitskontrollen zum Abflugterminal zu gelangen. Nur so konnte ich mir die Passagiere ansehen, die auf den Flug warten.«
»Und Sie haben kein Gepäck aufgegeben.« Zane klang von Minute zu Minute grimmiger.
Beth bekam langsam Panik. »Natürlich nicht. Selbst wenn ein Platz frei geworden wäre, hätte ich ihn nicht genommen. Ich hätte mich wieder von der Liste gestrichen.«
»Haben Sie wenigstens irgendjemand anderem von diesem Traum und Ihrem Plan erzählt?«
»Äh … nein. Das Ganze kam mir so verrückt vor … und ich wollte nicht, dass mich irgendwer bei der Arbeit für … nun ja, für verrückt hält.«
»Sie handeln sich eine Menge Ärger ein«, meinte Simcosky ruhig. »Wir wissen nicht einmal, ob sich an Bord dieses Flugzeugs wirklich Waffen befinden.«
»Den Teufel tun wir.« Zane baute sich vor seinem Freund auf und jeder Muskel seines Körpers strahlte Aggression aus. »Duweißt, was ich …« Er sprach nicht weiter, sondern sah Beth an und schüttelte den Kopf. »Sie hat im Grunde genommen Wort für Wort unsere gesamte Unterhaltung am Terminal wiedergegeben. Die eine
Stunde
, bevor sie dort ankam, stattgefunden hat. Wenn sie uns irgendwie belauscht hätte, wäre mir das aufgefallen.«
Simcosky sah Beth ins Gesicht. »Haben Sie häufiger solche Träume? Die in Erfüllung gehen?«
Beth schüttelte den Kopf. »Die hatte ich vorher noch nie. Ich bin kein Medium.«
»Offensichtlich.« Simcoskys Stimme klang nüchtern. »Die Visionen eines Mediums sind nie so detailliert.« Er hielt einen Augenblick inne und zog die Augenbrauen hoch, während er Zane ins Gesicht sah. »Oder so hilfreich.«
Erneut gingen einige lautlose Botschaften hin und her.
Dann drehte sich Zane wieder zu ihr um. »Warum ist dieser Traum für Sie etwas Besonderes? Die meisten Menschen hätten ihn am nächsten Morgen achselzuckend abgetan.«
»Der Traum fing nicht im Terminal an, sondern mit verschüttetem Kaffee und einer Umleitung wegen eines brennenden Lagerhauses. Das Feuer gab es dann heute morgen wirklich, ebenso die Umleitung.« Zane begriff sofort, was sie nicht gesagt hatte. »Aus diesem Grund sind Sie zum Terminal gekommen, um sich die Passagiere anzusehen.«
Beth nickte und räusperte sich. »Das mit dem Flugzeug hat mich nicht mehr losgelassen, also habe ich mich krankgemeldet und auf die Warteliste gesetzt. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich jemanden erkennen würde.«
Mit einer schnellen Bewegung stand Zane wieder vor ihr. »Das muss ein richtiger Schreck gewesen sein.«
»Und was für einer.«
Zanes Lippen umspielte ein Grinsen, das jedoch schnell wieder verblasste. Einen Moment lang starrte er ins Leere. »Über wie viele Entführer reden wir hier?«
»Es waren sechs. Zwei Dreierreihen. Sie saßen in der Mitte
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