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Geschöpfe Der Ewigkeit

Geschöpfe Der Ewigkeit

Titel: Geschöpfe Der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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vorhat.
    Er wird die junge Frau kreuzigen.
    Ich kann nicht zusehen, wie das geschieht. Ich kann es nicht zulassen!
    Aber ich muß es sehen. Denn ich weiß, daß ich nichts dagegen tun kann.
    Landulf hebt den Hammer und die Nägel, damit alle sie sehen können. Bis jetzt haben sich die Zuschauer ruhig verhalten, aber jetzt erheben sie sich und beginnen zu schreien und zu johlen. Ich wage nicht zu entscheiden, ob sie damit Schmerz oder Freude ausdrücken. Mir scheint, es ist eine perverse Mischung aus beidem. Landulf kniet neben dem Mädchen und den Soldaten nieder, die es festhalten, als der Lärm seinen Höhepunkt erreicht. Die Luft scheint jetzt geradezu zu vibrieren. Ich höre mich selbst aufgeregt keuchen und bin nah daran, mich zu übergeben. Zwar bin ich ein Vampir, der unzählige Menschen getötet hat, aber ich ertrage es nicht, daß jemand einem vollkommen Unschuldigen so etwas antut, seine grauenvolle Tat genießt – und trotz allem noch Mensch bleibt. Ich verstehe nicht, wie Gott so etwas zulassen kann.
    Dann fällt mir ein, daß Gott das gleiche vor langer Zeit schon einmal zugelassen hat.
    Landulf beginnt, die Nägel einzuschlagen.
    Das Blut strömt über das silberne Pentagramm.
    Das Mädchen schreit so entsetzlich, daß ich es kaum ertrage.
    Da plötzlich höre ich mich aufschreien – und die Gruppe dort unten verstummt augenblicklich.
    Die total verängstigte Marie hat mir ein Messer in den Rücken gebohrt. Es sitzt tief, hat einige Arterien und wichtige Nervenstränge zerstört. Mein Blut fließt über das Drahtgeflecht und tropft unten auf den Altar. Genau auf Landulfs Gesicht. Er blickt auf und leckt sich hungrig den Lebenssaft von den Lippen –
    ein erfrischender Regenguß, der direkt in die Hölle strömt. Die Spitze von Maries Messer war vergiftet, und das Gift mischt sich mit den Drogen, die bereits durch meinen Körper fließen, und lähmt meine Reflexe fast vollständig.
    Während ich mich bemühe, das Messer herauszuziehen, spüre ich, wie die Magd an meiner Wunde leckt. Irgend jemand hat ihr etwas über mein Blut erzählt, und sie hofft, daß es ihr Unsterblichkeit und große Macht bescheren wird. Sie ist wie ein riesiges Insekt, das mich aussaugen will. Aber schließlich treibt sie es zu weit, und Landulf ruft sie an.
    »Sie ist für mich bestimmt!« schreit er.
    Ich leide entsetzliche Qualen. Zudem beginnt unvermittelt das Drahtgeflecht unter mir nachzugeben; offenbar waren Maries und mein Gewicht zusammen zu hoch. Wir stürzen hinab wie Kreaturen des Himmels – geradewegs in die Hölle.
    Marie kommt mit dem Kopf zuerst auf, ihr Schädel explodiert förmlich, und eine graue Masse spritzt heraus. Ich lande auf dem Rücken und ramme dabei das Messer noch tiefer hinein – durch die Leber, so weit, daß die Spitze vorn aus dem Bauch herauskommt. Ich bin direkt neben dem bereits halb gekreuzigten Mädchen gelandet, und Landulf steigt über sein Opfer, um zu mir zu gelangen.
    Sein Gesicht ist blutverschmiert, doch merkwürdigerweise wirkt er irgendwie traurig, ganz so, als habe er sich gewünscht, daß es anders enden würde. Ich spüre, daß ich mich meinem Ende nähere. Meine Kraft verläßt mich rasch, ich komme nicht an das Messer, um es hinauszuziehen, so daß die Wunde heilen kann. Das mißhandelte Mädchen neben mir schreit, als sei ich ein Dämon. Ihr Geist und ihre Seele haben unter den Qualen gelitten. Auf dem kalten schwarzen Altar vermischt sich unser Blut und fließt über den silberfarbenen Stern. Die Menge johlt. Sie unterhalten sich prächtig. Landulf stellt einen Fuß auf mein Haar und starrt auf mich hinab.
    »Wie fühlst du dich, Sita?« fragt er mitfühlend.
    Ich huste Blut. »Großartig.«
    »Endlich bist du da, wo ich dich immer haben wollte.«
    Ich versuche mich auf die Seite zu rollen, um an das Messer zu gelangen.
    Er tritt mit seinem anderen Fuß auf meinen freien Arm.
    »Da freue ich mich für Euch«, keuche ich.
    Er grinst gemächlich. »Du bist schön, dein Körper ist es, dein Geist ebenso.
    Diese Qual, die du erleidest, ist nicht notwendig. Komm zu mir, werde ein Teil von mir, dann werde ich das Messer herausziehen, und dir wird es gleich bessergehen.«
    Der Schmerz ist unerträglich. »Was muß ich tun, um ein Teil von Euch zu werden?«
    Er tritt fester auf meinen Arm, so daß dieser in die Erde hineingepreßt wird.
    »Nur eine Kleinigkeit«, antwortet er. »Du brauchst nur die restlichen Nägel in diese junge Frau zu schlagen, die du in deiner Verblendung zu

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