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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Schwanz zwischen die Beine, folgte Roosevelt dann aber doch, und ich ging als letzter. Die Stufen führten zu einem Achterdeck im Verandastil hinab, über dem sich das ausgelegte Sonnendeck befand.
    Der Hund wollte auch die Kabine nicht betreten, die im schwachen Licht einer Nachttischlampe gemütlich und einladend aussah. Nachdem Roosevelt und ich hineingegangen waren, schüttelte er jedoch mit heftigen Bewegungen den kondensierten Nebel vom Fell, womit er das gesamte Achterdeck naßmachte, und folgte uns dann. Man konnte fast glauben, daß er aus Rücksichtnahme zurückgeblieben war, um uns nicht naßzuspritzen.
    Als Orson sich endlich in der Kabine befand, schloß und verriegelte Roosevelt die Tür. Er überprüfte, ob sie auch richtig verriegelt war. Dann überzeugte er sich noch einmal davon.
    Die Hauptkabine lag hinter der Achterkabine und enthielt eine Kombüse mit gebleichten Mahagonischränken und dazu passendem Mahagoniparkettboden, eine Eßecke und einem geräumigen Salon auf einer einzigen Ebene. Aus Rücksichtnahme auf mich wurde der Raum nur von der Lampe in der Wohnzimmervitrine voller Footballtrophäen und von zwei dicken, grünen Kerzen erhellt, die auf Untertassen auf dem Eßtisch standen.
    Die Luft roch nach frisch aufgebrühtem Kaffee, und als Roosevelt mir eine Tasse anbot, akzeptierte ich dankbar.
    »Das mit deinem Dad tut mir leid«, sagte er.
    »Na ja, wenigstens ist es vorbei.«
    Er runzelte die Stirn. »Ist es das wirklich?«
    »Für ihn, meine ich.«
    »Aber nicht für dich. Nicht nach dem, was du gesehen hast.«
    Ich sah ihn fragend an. »Woher wissen Sie, was ich gesehen habe?«
    »So etwas spricht sich herum«, erwiderte er geheimnisvoll.
    »Was haben Sie…«
    Er hob eine radkappengroße Hand. »Wir sprechen gleich darüber. Deshalb habe ich dich hierhergebeten. Aber ich denke noch immer darüber nach, was ich dir sagen muß. Laß mich das Thema auf meine Weise angehen, mein Sohn.«
    Nachdem der großgewachsene Mann den Kaffee serviert hatte, zog er seine Nylonwindjacke aus, hängte sie über die Lehne eines der übergroßen Stühle und setzte sich an den Tisch. Er bedeutete mir, daß ich schräg gegenüber von ihm Platz nehmen sollte, und stieß mit dem Fuß einen weiteren Stuhl zurück. »Bitte sehr, Hund«, sagte er und bot Orson den dritten Sitzplatz an.
    Obwohl das die übliche Prozedur war, wenn wir Roosevelt besuchten, tat Orson so, als würde er nicht verstehen. Er legte sich vor dem Kühlschrank auf den Boden.
    »Das gehört sich nicht«, erklärte Roosevelt ihm ruhig.
    Orson gähnte.
    Mit einem Fuß stieß Roosevelt sanft gegen den Stuhl, den er für den Hund vom Tisch zurückgeschoben hatte. »Sei ein braves Hundchen.«
    Orson gähnte noch ausgiebiger als zuvor. Er stellte sein Desinteresse irgendwie übertrieben zur Schau.
    »Wenn es sein muß, Junge, komme ich rüber, hebe dich hoch und trage dich auf den Stuhl«, sagte Roosevelt, »was für dein Herrchen sehr peinlich sein wird. Chris möchte, daß du dich als höflicher Gast erweist.«
    Er lächelte gutmütig, und nicht die geringste Drohung verdunkelte seine Stimme. Sein breites Gesicht war das eines schwarzen Buddhas, und seine Augen waren voller Freundlichkeit und Heiterkeit.
    »Sei ein braves Hundchen«, wiederholte Roosevelt.
    Orson fegte mit dem Schwanz den Boden, ertappte sich dabei und hörte damit auf. Er sah scheu von Roosevelt zu mir und hielt den Kopf schräg.
    Ich zuckte die Achseln.
    Noch einmal stieß Roosevelt leicht mit dem Fuß gegen den Stuhl.
    Orson stand zwar auf, kam aber nicht sofort zum Tisch.
    Roosevelt nahm einen knochenförmigen Hundekuchen aus einer Tasche der Nylonjacke, die über seinem Stuhl hing. Er hielt ihn ins Kerzenlicht, so daß Orson ihn deutlich sehen konnte. Zwischen seinem großen Daumen und Zeigefinger schien der Hundekuchen fast so winzig zu sein wie der Anhänger einer Halskette, obwohl es in Wirklichkeit ein mächtiger Brocken war. Mit feierlicher Ernsthaftigkeit legte Roosevelt ihn vor dem Stuhl, der für den Hund reserviert war, auf den Tisch.
    Mit sehnsüchtigem Blick folgte Orson der Bewegung der Hand. Er trottete zum Tisch, blieb aber kurz davor stehen. Er war starrsinniger als üblich.
    Roosevelt nahm einen zweiten Hundekuchen aus der Jacke. Er hielt ihn an die Kerzen, drehte ihn, als wäre er ein kostbares Schmuckstück, das in der Flamme leuchtete, und legte ihn dann neben den ersten auf den Tisch.
    Orson jaulte zwar vor Verlangen, kam aber nicht zum Tisch. Er senkte

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