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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gewichen, und es hatte sich gerötet – als wäre in dem Augenblick, in dem er sich entschlossen hatte, seinem psychotischen Verlangen nachzugeben, der kalte und leere Raum in ihm mit Feuer ausgefüllt worden.
    Er langte zum Armaturenbrett und schaltete die Wagenheizung aus.
    Ich war davon überzeugt, daß er noch vor dem nächsten Sonnenaufgang ein kleines Mädchen entführen würde.
    Nur weil ich mein Gewicht auf dem Sitz ausreichend verlagert hatte, um die in der Tasche steckende Pistole auf ihn richten zu können, fand ich das Selbstvertrauen, Antworten zu verlangen. »Wo ist die Leiche meines Vaters?«
    »In Fort Wyvern. Sie müssen eine Autopsie vornehmen.«
    »Warum?«
    »Das brauchst du nicht zu wissen. Aber um deinem dummen, kleinen Kreuzzug ein Ende zu machen, werde ich dir zumindest sagen, daß er tatsächlich an Krebs gestorben ist. An irgendeinem Krebs. Es gibt niemanden, dem du es heimzahlen mußt. Du hast Angela Ferryman ja erzählt, daß du das vorhast.«
    »Warum sollte ich Ihnen glauben?«
    »Weil ich dich auch einfach töten könnte, anstatt deine Frage zu beantworten. Warum sollte ich also lügen?«
    »Was geschieht in Moonlight Bay?«
    Der Chief zeigte ein Grinsen, wie man es nur selten außerhalb der Mauern einer Irrenanstalt gesehen hat. Als würde er sich an der Aussicht auf eine Katastrophe nähren, setzte er sich aufrecht und schien dicker zu werden, während er sagte: »Die ganze Stadt ist eine Achterbahn, die direkt in die Hölle rast, und es wird eine unglaubliche Fahrt werden.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Das ist alles, was du kriegst.«
    »Wer hat meine Mutter getötet?«
    »Es war ein Unfall.«
    »Das habe ich bis heute abend auch gedacht.«
    Sein verderbtes Grinsen, das erst so schmal wie der Schnitt einer Rasierklinge gewesen war, verbreiterte sich zu einer klaffenden Wunde. »Na schön. Wenn du unbedingt darauf bestehst. Deine Mutter ist keines natürlichen Todes gestorben, genau, wie du es vermutest.«
    Mein Herz rumpelte, so heftig wie ein steinernes Rad. »Wer hat sie getötet?«
    »Sie selbst. Sie hat sich umgebracht. Selbstmord. Hat ihren Saturn auf hundertfünfzig Sachen beschleunigt und ist frontal gegen den Brückenpfeiler gerast. Es war kein technisches Versagen. Das Gaspedal hat nicht geklemmt. Die Geschichte haben wir uns nur zur Vertuschung ausgedacht.«
    »Sie verlogenes Arschloch.«
    Langsam, ganz langsam, leckte Stevenson sich über die Lippen, als wäre sein Lächeln süß. »Keine Lüge, Snow. Und weißt du, was? Hätte ich vor zwei Jahren gewußt, was mit mir passiert, wie sehr sich alles verändern wird, hätte ich deine alte Dame selbst umgebracht. Wegen der Rolle, die sie bei dieser Sache gespielt hat. Ich wäre mit ihr aus der Stadt gefahren, hätte ihr das Herz aus dem Leib geschnitten, das Loch in ihrer Brust mit Salz gefüllt, sie auf einem Scheiterhaufen verbrannt – was immer man auch tut, um sich zu vergewissern, daß eine Hexe wirklich tot ist. Denn was für einen Unterschied gibt es zwischen dem, was sie getan hat, und dem Fluch einer Hexe? Wissenschaft oder Magie? Was für eine Rolle spielt das, wenn das Ergebnis dasselbe ist? Ich habe damals nicht gewußt, was kommen wird, sie aber schon, und so hat sie mir die Mühe erspart und ist mit hundertfünfzig Sachen gegen einen baumdicken Betonpfeiler gerast.«
    Ölige Übelkeit wogte in mir empor, denn ich konnte die Wahrheit in seiner Stimme so deutlich erkennen, wie ich sie niemals zuvor gehört hatte. Ich verstand nur einen Bruchteil dessen, was er sagte, aber gleichzeitig zu viel.
    »Du mußt niemanden rächen, Mißgeburt«, sagte er. »Niemand hat deine Eltern umgebracht. Je nachdem, wie man es betrachtet, hat deine alte Dame sogar beide abgemurkst – zuerst sich selbst und dann deinen alten Herren.«
    Ich schloß die Augen. Ich konnte es nicht ertragen, ihn anzusehen, nicht nur, weil er offensichtlich Vergnügen am Tod meiner Mutter empfand, sondern weil er eindeutig glaubte – mit Grund? –, daß Gerechtigkeit darin lag.
    »Jetzt will ich, daß du wieder unter deinen Stein kriechst und da bleibst, den Rest deiner Tage dort verbringst. Wir werden dir nicht erlauben, die Sache auffliegen zu lassen. Wenn die Welt herausfindet, was hier geschieht, wenn jemand außer den Leuten in Fort Wyvern und uns davon erfährt, werden Außenstehende den ganzen Bezirk unter Quarantäne stellen. Sie werden ihn abriegeln, jeden einzelnen von uns töten, jedes einzelne Gebäude niederbrennen, jeden Vogel und

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