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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bist unantastbar.«
    »Das frage ich mich langsam.«
    »Frag dich das in deiner Freizeit«, sagte der Glatzkopf und rollte die Bahre über Sandys blockierenden Fuß hinweg.
    Sandy sprang fluchend beiseite, während der Mann mit der Bahre direkt auf mich zukam. Die Räder quietschten – wie die der Rollbahre, auf der sie meinen Vater weggefahren hatten.
    Noch immer in der Hocke, schlüpfte ich um das Heck des Leichenwagens, zwischen ihn und den weißen Ford. Ein schneller Blick enthüllte, daß kein Firmen- oder Anstaltsname die Seite des Lieferwagens zierte.
    Die quietschende Bahre wurde schnell näher geschoben.
    Unwillkürlich ahnte ich, daß ich in beträchtlicher Gefahr schwebte. Ich hatte diese Leute bei irgendeinem Vorhaben erwischt, das ich zwar nicht durchschaute, das aber offenkundig illegal war. Sie würden es geheimhalten wollen, und besonders vor mir.
    Ich warf mich bäuchlings auf den Boden und rutschte unter den Leichenwagen, außer Sicht und auch aus dem Neonlicht heraus, in einen Schatten, der so kühl und glatt wie Seide war. Mein Versteck bot mir kaum ausreichend Platz; als ich den Rücken krümmte, stieß ich mit den Schultern gegen das Fahrgestell.
    Ich lag mit dem Kopf zum Heck des Fahrzeugs. Ich sah, wie die Bahre am Leichenwagen vorbeirollte und sich dem Ford näherte.
    Als ich den Kopf nach rechts drehte, sah ich die Schwelle des Kühlraums hinter dem Cadillac. Noch genauer konnte ich Sandys auf Hochglanz polierte schwarze Schuhe und die Aufschläge seiner marineblauen Anzughosen erkennen, während er dort stand und dem Glatzkopf mit der Rollbahre hinterherschaute.
    Hinter Sandy stand der kleine Reisekoffer meines Vaters an der Wand. Ich hatte ihn nirgendwo in der Nähe verbergen können, und hätte ich ihn in der Hand behalten, hätte ich mich weder schnell genug bewegen noch so geräuschlos unter den Leichenwagen schlüpfen können.
    Offensichtlich war der Koffer noch niemandem aufgefallen. Vielleicht würden sie ihn gar nicht bemerken.
    Die beiden Krankenpfleger – die ich anhand ihrer weißen Schuhe und weißen Hosen identifizieren konnte – rollten eine zweite Bahre aus dem Kühlraum. Deren Räder quietschten nicht.
    Die erste Bahre, welche der Kahlköpfige schob, blieb am Heck des weißen Kastenwagens stehen. Ich hörte, wie er die hintere Ladetür des Fahrzeugs öffnete.
    »Ich geh lieber wieder rauf«, sagte der eine Pfleger zum anderen, »bevor sich noch jemand wundert, wieso ich so lange brauche.« Er ging davon, zum anderen Ende der Tiefgarage.
    Die beweglichen Beine der ersten Bahre wurden mit einem lauten Scheppern zusammengeklappt, und der Glatzkopf schob das Ding in den Kastenwagen.
    Sandy öffnete die Heckklappe des Leichenwagens, als der verbliebene Pfleger mit der zweiten Bahre kam. Auf dieser lag ein anderer undurchsichtiger Plastiksack, der vermutlich die Leiche des namenlosen Landstreichers enthielt.
    Ein Gefühl der Unwirklichkeit überkam mich – daß ich mich in einer so seltsamen Situation wiederfand. Ich fühlte mich fast, als träumte ich, ohne vorher eingeschlafen zu sein.
    Die Hecktüren des Lieferwagens wurden zugeschlagen. Ich drehte den Kopf nach links und beobachtete die Schuhe des Glatzkopfs, während er zur Fahrertür ging.
    Der Pfleger würde hier warten, um das große Rolltor zu schließen, nachdem die beiden Fahrzeuge die Tiefgarage verlassen hatten. Wenn ich unter dem Leichenwagen blieb, würde er mich entdecken, sobald Sandy losfuhr.
    Ich wußte nicht, welcher der beiden Pfleger noch da war, doch das spielte keine Rolle. Ich war ziemlich zuversichtlich, jedem der beiden jungen Männer gewachsen zu sein, die meinen Vater aus seinem Sterbebett gehoben hatten.
    Doch sollte Sandy Kirk in den Rückspiegel schauen, während er aus der Tiefgarage fuhr, würde er mich vielleicht bemerken. Dann würde ich mich sowohl mit ihm als auch dem Pfleger befassen müssen.
    Der Motor des Lieferwagens sprang an.
    Während Sandy und der Pfleger die Bahre in den Leichenwagen schoben, zwängte ich mich unter dem Fahrzeug hervor. Dabei wurde mir die Mütze vom Kopf gerissen. Ich hob sie auf und schlich, ohne zum Heck des Leichenwagens zurückzuschauen, die gut zwei Meter zur offenen Tür des Kühlraums.
    In diesem kargen Raum richtete ich mich auf, drückte den Rücken gegen die Betonwand und versteckte mich hinter der Tür.
    Niemand in der Tiefgarage schrie überrascht auf. Offensichtlich hatte man mich nicht bemerkt.
    Mir wurde bewußt, daß ich schon länger den Atem

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