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Geschwister - Liebe und Rivalitaet

Geschwister - Liebe und Rivalitaet

Titel: Geschwister - Liebe und Rivalitaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Petri
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Eltern Anlass geben kann. Die Abwehr erklärt sich aus dem Konflikt zwischen den eigenen Ansprüchen und den gewachsenen Forderungen nach mehr Selbstständigkeit auf der einen und den dadurch reaktiv verstärkten Bedürfnissen nach elterlicher und geschwisterlicher Zuwendung auf der anderen Seite. Noch ist man nicht so ganz sicher, wie selbstständig man wirklich schon sein will oder inwieweit man die Geborgenheit doch noch braucht. Die Abwehr der eigenen Anhänglichkeit schützt vor diesem Dilemma.
    Die Dankbarkeit kann sich aber auch allein in der Art ausdrücken, wie Geschwister vor Dritten übereinander sprechen. Als Beispiel möchte ich etwas ausführlicher aus einem Gespräch mit der zehnjährigen Andrea zitieren, weil neben der deutlichen, wenn auch unausgesprochenen Dankbarkeit für ihre achtjährige Schwester Gabi die Inhalte des Gesprächs viele Facetten der Geschwisterliebe in diesem Altersabschnitt auf sehr lebendige Weise widerspiegeln. Das Gespräch fand im Rahmen einer eigenen Kinderstudie über Familienprobleme statt.
    Andrea ist ein gesundes und sprachbegabtes Kind aus einer intakten Mittelschichtfamilie. Zunächst erzählt sie über ihre Eltern, kommt dann aber schnell auf ihre Schwester zu sprechen. Sie meint, Eltern sollten sich nicht in Kinderstreit einmischen, das verschlimmere nur die Situation für alle. An dieser Stelle frage ich sie: »Wie findest du das eigentlich, eine Schwester zu haben?«
     
    ANDREA: »Also, es gibt Vor- und Nachteile. Die Vorteile sind natürlich, dass man mit ihr spielen kann, und Gabi kann sehr gut Märchen erzählen. Sie erzählt mir dann oft auchMärchen, wenn ich Alpträume habe und dann aufwache und sie wecke. Dann wacht sie automatisch auch auf. Und manchmal schlafe ich dann von den Märchen ein. Aber der Nachteil ist oft, dass man viel mit ihr teilen muss. Das Kinderzimmer ist nicht sehr groß, und sie verlangt viel von einem. Wenn ich mit einer Freundin spiele, will sie sofort mitspielen, und öfters gibt’s auch Streit. Aber der Vorteil ist auch, dass man nicht immer so alleine ist, dass man weiß, dass man einen hat, der einem im Notfall immer helfen kann, und man nicht immer auf eine Freundin angewiesen ist, sondern dass die Schwester dann gleich hilft im Notfall.«
    ICH: »Ihr helft euch nur im Notfall?«
    ANDREA: »Nein, wir helfen uns auch sonst manchmal. Ich helfe ihr bei den Schularbeiten, wenn sie Riesenprobleme hat, und sie hilft mir manchmal, sagen wir mal, sie macht mir Vorschläge, was ich spielen soll. Oder sie hilft mir bestimmte Sachen zu holen, schwere Sachen. Und da hilft sie mir auch ganz viel.«
     
    An späterer Stelle erzählt Andrea lebhaft, wie sie am Wochenende morgens gemeinsam »zu den Eltern ins Bett krabbeln« und zusammen »kuscheln«.
     
    ICH: »Ihr kuschelt dann alle zusammen?«
    ANDREA: »Ja. Gabi und ich machen das sowieso öfters. Manchmal, wenn wir noch nicht schlafen wollen, dann sagen wir immer: ›Ach, wir müssen noch knuddeln‹, und dann können wir das ganz lange hinziehen, damit wir noch nicht schlafen müssen. Und dann toben wir auch in den Nachthemden herum.«
    ICH: »Knuddeln macht viel Spaß. Aber anscheinend kannst du mit Gabi auch schon über alles Mögliche sprechen, obwohlsie zwei Jahre jünger ist. Vorhin hast du gesagt, du würdest gerne mit deinen Eltern öfter über Probleme sprechen. Mit wem sprichst du darüber, wenn es mit den Eltern im Moment nicht geht?«
    ANDREA: »Eigentlich dann mit meiner Schwester.«
    ICH: »Mit deiner Schwester?«
    ANDREA: »Ja, dann sag ich ihr auch, welche Probleme ich habe, und meistens hilft sie mir dann, überlegt dann auch abends, wenn sie schläft, für mich, was man da tun könnte.«
    ICH: »Ist doch toll.«
    ANDREA: »Ja, aber ich glaube, sie macht’s auch, weil ich’s auch für sie mache.«
    ICH: »Ist doch klar, dafür sind Geschwister ja da, dass man sich gegenseitig hilft.«
    ANDREA: »Man kann auch ganz viel sagen, was man sonst aufm Herzen hat, wenn man weiß, dass die Schwester nicht alles ausplauscht.«
    ICH: »Man muss ja auch seine Geheimnisse manchmal für sich behalten können.«
    ANDREA: »Ja, die schreibe ich dann meistens in mein Tagebuch, ganz strenge Geheimnisse. Aber die meisten verrate ich Gabi, weil sie verrät’s dann wirklich nicht weiter und redet auch tagsüber nicht drüber, obwohl sie sich’s merkt und mir auch antwortet. Selbst wenn sie was total komisch findet, dann lacht sie, aber sie verrät’s nicht an Freundinnen.«
    ICH:

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