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Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Roman (German Edition)

Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Roman (German Edition)

Titel: Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Bossong
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gehabt, bemerkte er in breitem Südstaatenenglisch.
    Wir haben ja nicht mal Angst vor Toten, entgegnete Luise.
    Sie hätten sofort anrufen können. Sie hätten – der Mann warf einen Blick aufs Bett – vor ein paar Stunden anrufen können.
    Luise sagte nicht, dass es Fannys Schuld gewesen war, dass sie selbst und die Übrigen erst nach und nach hinzugekommen waren. Luise blieb stumm, und sie überlegte, ob sie es nicht sagte, weil es sich nach einer Ausrede angehört hätte oder weil auch sie selbst bereits seit Stunden durch den Nachmittag trieb, sich eine halbe Folge Jeopardy angesehen hatte und einen Kaffee nach dem anderen getrunken. Nein, sie sagte es nicht, weil sie nicht zugeben wollte, dass nicht sie, sondern Fanny in dieser Wohnung die Verantwortung trug.
    Der Mann, das begriff Luise, als sie aufsah, erwartete keine Antwort. Wer in diesem Zimmer das Sagen hatte, das war nicht Luise Tietjen, das war auch nicht Fanny, die sich im Nebenraum auf dem Sofa streckte und von einem Programm zum nächsten schaltete. Luise blickte hinab auf das Gesicht. Es war zu weiß, um das Gesicht ihres Vaters zu sein. Fleckig. Die Wangen eingefallen, als könne er die Spannung nicht mehr halten. Dass das ihr Vater sein sollte –
    Ob er sich hätte vorstellen können, dass sie die Firma nicht geliebt, dass sie sie aber auch nicht gehasst hatte? Dass sie die Firma nicht besitzen, sie aber ebenso wenig zerstören wollte, dass sie ihre Herkunft nicht abstreifen musste, auch wenn sie nicht immer glücklich war, vierzehn Stunden am Tag in der Firma durchzuhalten? Nein, dachte sie, er hätte es wohl nicht gekonnt.
    Die Männer griffen, einer von links, einer von rechts, unter den Körper. Er wehrte sich nicht. Es war nicht mehr als ein Gegenstand. Sie sah das Glänzen im Nacken der Männer und das Metallgestell, über das sie sich beugten. Zweckmäßig war es, wie ein großer Aktenwagen. Zwischen den beiden Arbeitern, die das Zimmer ausmisteten, blieb nur noch ein Bettbezug, gestreiftes Muster, ein Spannbettlaken mit daumennagelgroßem Loch. Luise wandte ihren Blick ab, entdeckte sich im Spiegel, der gegenüber der Tür hing. Sie verließ das Zimmer, stieß gegen Schrank und Beistelltisch, tastete sich durch den Flur, und erst als sie die Melodie von Jeopardy hörte, drehte sie sich um. Fanny starrte gelangweilt in das Flirren auf dem Fernsehbildschirm.
    Im Nebenraum stieß etwas Schweres und Sperriges gegen ein Möbelstück, die beiden Männer redeten miteinander, aber Luise verstand nicht, was sie sagten. Einer von ihnen oder ihr Vorgesetzter würde ihr eine Rechnung schreiben. Das Schnaufen und Husten der Männer war in den Flur vorgedrungen, es würde sich regeln lassen, wie sich alles regeln ließ, Luises Steuerberater würde das Geld von der Steuer absetzen oder auch nicht, sie hatte keine Ahnung, ob das möglich war, und sie würde nicht darüber nachdenken, sie bezahlte Menschen, damit solche Dinge für sie geregelt wurden, so war es immer gewesen, so würde es bleiben.
    Die schweren Schritte hatten sich bereits aus dem Flur entfernt, als Kiesbert sich vor den Fernsehapparat stellte. Die beiden Polizisten standen neben ihm. Er sagte nichts, sondern musterte Luise nur, sie hatte den Eindruck, er genieße den Moment. Sie fühlte sich nackt, nicht nur körperlich, sondern als dränge er auch in ihre Gedanken ein.
    Luise? Kiesbert blickte an ihr vorbei. Wir haben einiges mit Ihnen zu besprechen, sagte er.
    Sicher weniger, als Sie glauben, sagte Luise.
    Sicher mehr, als Sie glauben, erwiderte Kiesbert.
    Ich wäre Ihnen verbunden, wenn wir die Angelegenheit hier endlich über die Bühne bringen würden. Ich werde in Essen gebraucht. Ich muss mich um die Firma kümmern.
    Sie werden die Firma nicht erben, erklärte Kiesbert.
    Ich führe die Firma bereits.
    Sie haben Ihren Vater während seiner Abwesenheit vertreten, aber ein Toter kann sich nicht vertreten lassen, ein Toter ist tot.
    Es gibt einen Pflichtanteil, der Kindern zusteht.
    In Ihrem Fall ist die Sache leider etwas komplizierter. Er lächelte verhalten. Es liegt eine Strafanzeige gegen Sie vor.
    Das ist doch lächerlich, entgegnete Luise und blickte Richtung Schlafzimmer. Wer bitte schön soll Anzeige gegen mich erstattet haben?
    Können Sie sich das nicht denken?, fragte Kiesbert.
    Ich bin nicht zum Rätselraten hier. Es handelt sich zweifellos um ein Missverständnis, das ist ärgerlich genug, wir haben bereits einen halben Tag vergeudet.
    Gründe gibt es genug, sagte

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