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Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Roman (German Edition)

Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Roman (German Edition)

Titel: Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Bossong
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Menschen auf der Straße rückten zu nah an ihn heran, schrien im Vorbeigehen in sein Ohr, er verstand nicht, was sie sagten, es ging ihn auch nichts an, ihm war flau, er wollte die Augen schließen, die Autos fuhren langsam neben ihm her, hupten, alles zog sich um ihn zusammen, zu viel Masse auf zu wenig Raum.
     
    Ein Nachbar hielt ihm die Tür auf, nickte ihm zu. Kurt stolperte die Stufen hinauf, ließ den ramponierten Fahrstuhl kommen. Oben in seiner Wohnung legte er sich aufs Bett, ihm schwindelte, die Geschosse des Hauses schaukelten, aber das würde sich geben, er musste nur schlafen, es dämmerte bereits, er sah die Buchstaben der noch dunklen Leuchtwerbung, die von hier Richtung Manhattan zeigten, The Chase Manhattan Bank , für ihn nur ein spiegelverkehrtes Gerüst. Einzelne Fenster in der Nachbarschaft leuchteten dumpf, in der Ferne ein Bürohochhaus, festlich bestrahlt, das Licht floss nach oben, gegen die Schwerkraft an.
    Fanny würde kommen und sich um ihn kümmern, so wie sie all die Wochen über gekommen war, es ließ sich doch alles verhandeln. Wenn sie es wünschte, würde er nicht mehr von der Firma sprechen. Er würde die Sache auf sich beruhen lassen. In seinem Arbeitszimmer lagen die Unterlagen, die Kiesbert ihm geschickt hatte, es war ja nichts als Papier, und wenn Fanny kam, würde er alles in einen Reißwolf stecken.
    Fanny, dachte er.
    Es war möglich, dass sie nicht mehr kam, aber daran wollte er nicht denken. Er blickte auf die verkehrte Schrift der Leuchtwerbung, die dunkel blieb, während sich die Lichter hinter den Fenstern mehrten, vor seinen Augen flackerten, an- und aussprangen, die Konturen flossen ihm davon. Er musste nur schlafen, morgen würde Fanny kommen und alles würde gut sein, am Ende würde alles gut sein, warum sollte es das nicht.

XVIII
     
    Das Telefon pulsierte in ihrer Tasche, Luise hatte den Ton abgestellt, aber sie fühlte den Herzschlag des kleinen Geräts, automatisch griff sie danach, obwohl dies nicht der richtige Moment war. Im Flur eilte jemand zur Tür, und am Telefon fragte Werner ungeduldig: Was ist denn nun? Ich dachte, wir hätten eine Verabredung.
    Entschuldige, die Leute vom Beerdigungsinstitut kommen gerade. Luise stand im Türrahmen, halb im Zimmer, in dem ihr Vater verstorben war, halb im Flur, in dem sich die Anwesenden versammelt hatten, und Werner, der in Essen saß und von nichts eine Ahnung hatte, ermahnte sie: Es mag dein Vater sein, aber er gehört dir nicht allein. Wenn ihm etwas zugestoßen ist, hat das Auswirkungen auf die Firma, also solltest du mir mitteilen, wie es steht.
    Wie es stand: Die Kurve hatte sich in der Mitte eingependelt, schlug nicht mehr nach oben oder unten aus, wie die Nulllinie auf einem EKG. Die Gläubiger versuchten eilig, die Kurve wiederzubeleben, doch dann erklärte sie ein langer Dünner endgültig für verloren und die Investoren wandten sich ab. Sie hörte das Pochen im Hörer, ein weiterer Anruf ging ein.
    Du kannst dir nicht vorstellen, was hier los ist, rief Krays am Telefon. Ich weiß nicht, wer sie gegen uns aufgehetzt hat, aber heute früh haben sie uns das Büro ausgeräumt. Alles beschlagnahmt.
    Luise blickte hinüber zu ihrem Vater, es war nur eine Erhebung unter der Decke, ein Stück Tuch, darunter lag Kurts Gesicht. Luise hörte das Pochen im Hörer, ein weiterer Anruf ging ein. Sie achtete nicht mehr auf das, was Krays sagte. Für einen Moment war es beinahe still im Zimmer, nur entfernt heulte eine Sirene, ein zermürbender Ton, der mitteilt, was man nicht ändern kann.
    Luise, sagte Krays, ich muss dringend wissen, wie es bei dir steht. Wann bist du zurück?
    Der Sirenenton wurde leiser, erstarb, und eine mechanisch kalte Stimme trug im Wohnzimmer eine weitere Jeopardy-Frage vor.
    Bist du noch dran?, fragte Krays laut.
    Krays, es tut mir leid, ich rufe dich später zurück.
    Die beiden Männer trugen grobe Schuhe, von deren Sohlen Dreck auf den Teppich herunterbröckelte, als seien sie Gartenarbeiter, und was waren sie schon anderes, dachte Luise, während sie ihr Telefon in die Tasche zurücksteckte. Selbst auf einen Kurt Tietjen wartete am Ende nicht mehr als ein Grabbeet.
    Wohin?, fragte sie der Größere und Luise schien plötzlich mit den beiden allein in der Wohnung zu sein, die anderen hatten sich verzogen, selbst der Fernseher war kurz verstummt.
    Die beiden Männer schoben die Bahre neben das Bett, der eine fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn.
    Sie haben wohl Angst vor uns

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