Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
meinem Handgelenk wieder ordneten. Ich keuchte. Dann blinzelte ich. Übelkeit stieg in mir auf, und ich fühlte mich erneut ein wenig benommen. Chase stützte meinen Rücken. Meine Finger ließen sich wieder bewegen, auch wenn sie jetzt schmerzhaft kribbelten.
»Tja, eingerenkt ist es«, verkündete der Sani und verschwand ohne ein weiteres Wort.
Chase musste mich einen Moment festhalten, bis ich wieder klar sehen konnte und die Geräusche aus den Tunneln das Klingeln in meinen Ohren übertönten. Dann zog er mich hoch und bedachte die knarrende Decke mit einem herausfordernden Blick. Truck ging, um einigen Leuten zu helfen, die zusammen mit Sean in dem eingestürzten Teil der Kantine buddelten.
»Kannst du stehen?«, fragte er mich, und der Konflikt in seinem Inneren schlug sich auf seine Züge nieder. Als ich nickte, sagte er: »Dann lass uns diese Leute rausbringen.«
K APITEL
18
Die meisten Leute suchten die Nähe ihrer Kameraden. Ich ging von einer Gruppe zur anderen und drängte sie, die Verwundeten sofort zu den Fluchtwegen zu bringen. Auf diese Weise wären wir imstande, unverzüglich zu evakuieren, sobald die Wege geräumt waren. Sie schnappten sich, was sie nur tragen konnten – vorwiegend Waffen, aber auch Uniformen, Decken und medizinische Materialien. Der schwere Geruch von Schlamm und Abwässern lag in der Luft und brachte mich zum Würgen.
Einige erkannten mich, und die, die es nicht taten, folgten einfach denen, die es taten. Sie glaubten mir, als ich ihnen sagte, Truck, der Schleuser, würde sich bereithalten, um sie zu einem nahen Checkpoint zu bringen. Sie glaubten mir, weil sie mich für die Heckenschützin hielten, und wie könnte die sie in die Irre führen? Aber mein Selbstvertrauen war so falsch wie meine Identität. Ich täuschte sie sogar in einer Zeit, in der sie so verängstigt waren wie nie zuvor. Und ich wusste nicht, ob irgendeiner von uns diese Nacht überleben würde.
Ich ging zu der Einsturzstelle, die die Kantine von allem isolierte, was dahinter lag, und hob die Laterne hoch, die ich vom Boden aufgesammelt hatte. Was ich sah, raubte mir den Atem.
Der Weg war vollständig durch eine Betonmauer und Rohre versperrt. Wasser spritzte aus einer Ecke hervor. Auf der gegenüberliegenden Seite mühten sich einige Leute ab, ein Feuer zu löschen, aber jedes Mal, wenn sie sich näherten, gab der steinige Grund, den sie erklommen, unter ihnen nach, und sie gerieten ins Straucheln, purzelten übereinander und rutschten unweigerlich wieder hinab. Diejenigen, die in der Nähe versuchten, den Schutt zu räumen, mussten das Gebiet schließlich wegen der Hitze räumen.
Ein Junge in Billys Alter schrie. Sein Bein war unter einem Rohr eingeklemmt, dessen Umfang größer war als sein eigener. In den Schatten an der Wand entdeckte ich einen großen, schlanken Mann und bat ihn um Hilfe. Er starrte nur regungslos ins Nichts.
»Geräumt!«, brüllte jemand. Der Ruf war ansteckend. »Geräumt! Der Fluchtweg ist geräumt!«
Ich wollte rennen, wollte ihnen in den Tunnel folgen, der zum See führte, aber ich konnte nicht. Nicht, solange dieser Junge hier war und mich aus seinen schmerzerfüllten Augen anstarrte. Eingeklemmt, wie ich selbst es vor Kurzem noch war.
Sean, der sich ganz in der Nähe an der Einsturzstelle aufhielt, kam angelaufen. Mit grimmiger Miene erfasste er die Lage und ging in die Knie, um mit anzupacken.
Ich stemmte mich mit der Schulter gegen das Rohr, das schmerzende Handgelenk an die Brust gepresst.
»Auf drei«, sagte Sean.
Der Junge fing an zu keuchen. »Wartet«, flehte er. »Wartet noch …«
Auf drei legten wir los. Der Junge verlor das Bewusstsein, aber wir bekamen das Rohr von ihm herunter. Sein Bein war auf groteske Art abgewinkelt. Ein spitzes Knochenstück seines Schienbeins ragte aus einem Loch in der Jeans heraus.
Ich schlug die Hand vor den Mund und kämpfte gegen den Brechreiz. Sean warf sich den Burschen über die Schulter. Der Kopf des Jungen wackelte haltlos hin und her.
Als ich zögerte, sah sich Sean zu unserem Fluchtweg um. »Wir müssen weg.«
In diesem Moment sah ich Chase, der mit bloßen Händen in dem Geröll wühlte und den Umstehenden Anweisungen zurief. Seinen Bewegungen haftete eine Verzweiflung an, die mir mit einem Schlag die Realität ins Bewusstsein brachte. Die MM war für das hier verantwortlich. Die lauerten nicht nur vor Gefängniszellen herum, um hilflose Einzelpersonen zu beseitigen. Jetzt griffen sie auf breiter Linie an. Wie
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