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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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die Brauen.
    »Ich weiß noch, wer du warst, auch wenn du es vergessen hast«, sagte er.
    Meine Lider wurden schwer, und in meinem letzten bewussten Moment fühlte ich die Wärme seiner Hand auf meinem Bein, die Schwere der Berührung, die mich real machte. Zu mehr als einem bloßen Schatten. Zu mehr als einer bloßen Erinnerung.
    Allein in unserem Zimmer, zog ich mich an und starrte die kahle Wand an, wünschte, sie würde meinen Geist zu einem klaren Gedanken inspirieren. In meinem Gehirn ging es vor gespannter Erwartung an das, was der Tag bringen mochte, drunter und drüber, und doch kehrte ich immer wieder zu demselben Bild zurück: zu der Arrestzelle in der Basis. Der sterile Boden, die durchgelegene Matratze, die nach Bleiche und Erbrochenem stank, die summende, flackernde Deckenbeleuchtung. Und Tucker Morris, der am Türpfosten lehnte, und seine grünen Augen sagten: Ich wusste, dass du zurückkommen würdest.
    Ich sagte mir, dass ich schon einmal eine Haft unter seiner Aufsicht überlebt hatte, und konzentrierte mich auf meine Mission.
    Mit zitternden Händen knöpfte ich die gestärkte Bluse zu, schloss den Reißverschluss des kratzenden Wollrocks und band mir das Dreieckstuch mit einem Seemannsknoten um den Hals. Ich fragte mich, was wohl Ms Brock, die Rektorin in der Reformschule für Mädchen, denken würde, wenn sie mich jetzt sehen könnte, wie ich – freiwillig – in eine Uniform schlüpfte, gegen die ich mich damals so leidenschaftlich gewehrt hatte.
    Flackerndes gelbes Licht verkündete das Ende der Ausgangssperre und jagte mir einen solchen Schrecken ein, dass ich zusammenzuckte.
    Houston und Lincoln waren mit Cara bereits losgezogen, um unseren Weg nach FBR -Soldaten auszukundschaften. Wir sollten als Nächste gehen, gefolgt von Sean in der Uniform eines Soldaten und Riggins in Straßenkleidung. Sean sollte uns außerhalb der Zeltstadt treffen, die anderen würden im Hintergrund bleiben und nach Gefahren Ausschau halten.
    Ich ging zur Tür hinaus und hatte sogleich Chase vor mir. Ein Ausdruck der Enttäuschung huschte über sein Gesicht, als er sah, dass ich mich bereits umgezogen hatte; offensichtlich hatte er gehofft, dass ich die Sache doch nicht durchziehen würde. Er richtete sich zu voller Größe auf. Das MM -Abzeichen – die U.S.-Flagge über dem Kreuz – prangte auf der Tasche seiner blauen Splitterschutzweste, gleich über dem Namensschild mit der Aufschrift VELASQUEZ , und seine Hose wölbte sich über den frisch gefetteten schwarzen Stiefeln. In der gestohlenen Uniform sah Chase beinahe genauso aus wie damals, als er meine Mutter festgenommen hatte.
    Mir ging auf, dass er nie gesagt hatte, er würde mich begleiten. Manche Dinge mussten eben nicht laut ausgesprochen werden.
    Ehe ich es mich versah, standen Sean, Chase und ich schon in der leeren Lobby vor der doppelflügeligen Tür. Dank der schweren Regenwolken war es nach wie vor dunkel, und ich war froh über die zusätzliche Tarnung, als ich die Hand auf das Glas legte, die Tür öffnete und fühlte, wie mich die kühle, neblige Morgenluft hinaus in die Gefahr locken wollte, während die Vertrautheit des dritten Obergeschosses mich zurückrief.
    »Die Schwestern hier sind anders«, sagte Sean. »Erinnerst du dich an Brock? Sie hatte die Befehlsgewalt über die Soldaten in der Reformschule – du hättest es nie erlebt, dass die den Kopf eingezogen hätte. In den Städten sind die Schwestern für die Wohlfahrt tätig. Muster des Gehorsams. Sie haben Macht, aber nicht über FBR -Soldaten. Sie sind genau die Frauen, die die Statuten verlangen, kapiert?«
    Dienstbar. Respektvoll. Rückgratlos.
    »Kapiert«, sagte ich.
    Er hielt inne und drückte meinen Arm. »Ihr geht jetzt besser.«
    Ich schluckte. »Bye, Sean.«
    »Ich bin gleich hinter euch.« Er zögerte. Dann wandte er sich von der Tür ab, als wollte er uns gar nicht hinausgehen sehen. Ich war froh darüber. Anderenfalls hätte er mich nur noch nervöser gemacht.
    »Ember«, setzte Chase an und schüttelte dann den Kopf. »Bleib einfach immer bei mir, ja?«
    Er wollte noch etwas anderes sagen, aber ich gab ihm keine Chance, es zu tun. Ich nickte nur und stieß endgültig die Tür auf.
    Einen Moment lang stand ich nur auf der dunklen Straße, hielt die Luft an und rechnete damit, dass irgendetwas Weltbewegendes passierte. Ganz so, als würde die ganze MM nur darauf gewartet haben, dass ich mein Gesicht zeigte, damit sie mich erschießen konnten. Aber nichts geschah.
    Neben

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