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Gesetz des Todes

Gesetz des Todes

Titel: Gesetz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Higgins Jack
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setzte wieder Schneefall ein, ein leichtes Graupeln, und die Luft war schneidend kalt. Eine Limousine wartete auf sie, ein Mercedes, dessen Fahrer sie direkt in das Stadthaus von Belov International brachte, ein prachtvolles Gebäude, doch sie hatten kaum einen Fuß hineingesetzt, als Volkov anrief.
    »Ich muss Sie umgehend sehen. Bringen Sie Major Novikova mit.«
    »Und wo genau?«
    »Im Kreml, selbstverständlich.«
    Ashimov schaltete sein Telefon ab und wandte sich an Greta. »Wie fühlst du dich?« Sie hatte im Flugzeug geschlafen wie ein Stein. »Besser?«
    »In Tschetschenien war es schlimmer. Und im Irak auch nicht viel besser, fällt mir gerade ein.« Sie lächelte. »Ich bin aus dem Gröbsten raus, Yuri.«
    »Dann fühlst du dich einem Besuch im Kreml gewachsen?«
    Ihre Augen begannen zu leuchten. »Na klar. Wir kreuzen in gefährlichen Gewässern. Wie aufregend.«
    »Dann mal los.«
    Der Schnee fiel in feinen Flocken, als sie durch Moskaus Straßen fuhren, den imposanten Haupteingang zum Kreml links liegen ließen und in kleine Nebenstraßen einbogen, bis sie zu einem unauffälligen Hintereingang kamen. Sie mussten einige Kontrollpunkte passieren, die von uniformierten Posten bewacht wurden, doch niemand stellte ihnen eine Frage. Sie wurden von einem zum anderen weitergewunken, bis sie einen kleinen, durch hohe Eisengitter geschützten Hof erreichten und vor einer Treppe anhielten, die zu einem kleinen Portal führte. Sie stiegen die wenigen Stufen hinauf, die Tür wurde geöffnet, und ein nüchtern wirkender junger Mann in einer ausgezeichnet sitzenden Uniform erschien.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen, Major Ashimov.« Mit einer angedeuteten Verbeugung wandte er sich an Greta. »Major.«
    »Sind wir uns schon einmal begegnet?«, fragte Ashimov.
    »Vor einigen Jahren in Tschetschenien, aber damals war ich noch ein blutjunger Offizier. Sie werden sich nicht erinnern. Mein Name ist Igor Levin. Hier entlang, bitte. General Volkov erwartet Sie schon.«
    Er ging ihnen voraus durch düstere Korridore und über ebenso düstere Hintertreppen, bis er schließlich eine Tür öffnete, die in eine prächtig ausgestattete Galerie führte. Dort gab es Spiegel in vergoldeten Rahmen, Porträts aus vergangenen Epochen und erlesene Teppiche.
    »Ich muss sagen, das ist prachtvoll.«
    »Ich denke, dass es Zar Nikolaus auch gefallen hat«, bemerkte Levin.
    Sie kamen zu einer reich verzierten Tür, neben der ein stämmiger Wachposten, ebenfalls in einer tadellosen Uniform, auf einem hohen Stuhl saß. Auf einem kleinen Beistelltisch lag eine Maschinenpistole. Er stand nicht auf und sagte auch kein Wort.
    »Wir sind gerne auf alle Eventualitäten vorbereitet«, erklärte Levin.
    »Selbst hier?«, sagte Greta.
    »Hier ganz besonders.« Er stieß die Tür auf und führte sie, ohne sie anzukündigen, hinein. Im rückwärtigen Teil des großen Raums, der sehr eindrucksvoll eingerichtet war, sehr französisch, blieb er stehen. An den holzvertäfelten Wänden hingen Genrebilder des siebzehnten Jahrhunderts, darüber Porträts aus derselben Epoche. In einem prachtvollen offenen Kamin brannte ein echtes Feuer, zumindest sah es so aus, darüber hing ein kostbarer Spiegel. Eine Garnitur, bestehend aus einzelnen Sesseln und einem kleinen Sofa, gab dem Raum einen wohnlichen Charakter, aber das wirklich ins Auge Stechende waren der riesige Schreibtisch in der Mitte des Raums und der Mann dahinter. Er hatte bei ihrem Eintreten den Blick gehoben und entsprach Gretas Erwartungen in keiner Weise. Er war um die sechzig, schütter werdendes Haar, altmodische Nickelbrille, adretter marineblauer Anzug, dunkle Krawatte. Er hätte der Manager einer Versicherungsagentur sein können, dieser Mann, der laut Ashimovs Aussage ungeheure Macht besaß. Als er sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
    »Mein lieber Ashimov, Sie haben es also wieder einmal wohlbehalten hierher geschafft?«
    »Das Glück war mir hold, Genosse.«
    »Ich bin mir nie sicher, ob Sie mich immer noch so nennen sollten.«
    »Alte Gewohnheiten sterben nur langsam.«
    Volkov erhob sich, kam hinter dem Schreibtisch hervor und schüttelte Greta die Hand. »Ihnen ist das Glück offenbar ebenso hold, Major.«
    »So scheint es, Genosse.«
    Dieser Mann besaß eine ungeheure Kraft, wurde Greta schlagartig bewusst, und während er weiterhin ihre Hand hielt, spürte sie diese ganz deutlich. »Es ist mehr als Glück, denke ich. Ich glaube an Gott, wie meine selige Mutter

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