Gesetz des Todes
Gehaltsliste setzen.«
»Jetzt beleidigst du mich aber, George. Und die Story mit den beiden großen Schwarzen, die auf euch geschossen haben sollen, kannst du deiner Großmutter erzählen.«
»Nun, die Polizei ist glücklich damit. Und allein darauf kommt es an.«
»Wie es der Zufall will, ist der Typ, der euch lahmgelegt hat und den ihr eigentlich ins Jenseits befördern wolltet, ein guter Freund von uns, und deshalb wissen wir auch, was ihr vorhattet. Also, wer hat euch damit beauftragt?«
»Ich sag dir nur eines, um der guten alten Zeiten willen, Billy. Die können euch ausblasen wie ein Streichholz, die verspeisen euch zum Frühstück. Und jetzt noch einmal zum Mitschreiben: Harold und ich sind von zwei bulligen schwarzen Kerlen überfallen worden. Sie sprachen Cockney, müssen also von hier stammen.« Er hob die Stimme: »Schwester, ich fühle mich miserabel.«
»Das geschieht dir nur recht, du miese Kröte. Das zahle ich dir heim.« Er nickte Dillon zu. »Komm, lass uns verschwinden.«
*
Es war ein weiterer Misserfolg, von welcher Seite man es auch betrachtete. Die GRU besaß eine lange Liste mit IRA-Leuten wie Moon, auf die man von Fall zu Fall zurückgreifen konnte. Doch schien es Levin, als zählte Verlässlichkeit nicht zu ihren herausragenden Fähigkeiten. Die ganze Sache war eine Farce, doch Ashimov würde sie als Fehlschlag betrachten, ganz zu schweigen von Volkov.
Es war leider eine unumstößliche Tatsache, dass man sich nur auf sich selbst hundertprozentig verlassen konnte und niemals auf einen anderen, weshalb Levin in seinen Wagen stieg, hinaus nach Hangman’s Wharf fuhr und in der Nähe des Dark Man parkte. Er tat das ohne besonderen Grund, einfach einer spontanen Eingebung folgend. Vor dem Pub sah er den Bentley stehen, Harry Salters ganzer Stolz, wie Levin seinen Unterlagen entnommen hatte. Während er in seinem Wagen saß, kam Joe Baxter aus dem Dark Man, sperrte die Fahrertür des Bentley auf, kramte eine Weile im Innenraum herum und ging dann wieder in den Pub zurück, ohne sich die Mühe gemacht zu haben, den teuren Wagen wieder abzusperren.
Es war ein Schuss ins Blaue, eine verrückte Idee, die aber funktionieren könnte, sagte sich Levin. Er klappte das Handschuhfach auf und nahm die kleine Werkzeugbox heraus, die einen Drahtschneider enthielt. Mit der Zange in der Hand stieg er aus, rannte den Gehsteig entlang, riss die Tür des Bentley auf, beugte sich in den Fußraum und zog an dem Hebel, der die Motorhaube aufschnappen ließ. Dann ging er nach vorn, klappte die Haube hoch und machte sich an die Arbeit. Nachdem er die Bremsleitungen gekappt hatte, beobachtete er zufrieden, wie die Flüssigkeit heraussprudelte. Dann warf er die Motorhaube zu und lief eilig zu seinem Mercedes. Warten lohnte sich nicht, es konnte noch ewig dauern, bis seine Aktion Wirkung zeigte, doch gerade als er den Zündschlüssel umdrehen wollte, kamen Harry Salter und Joe Baxter aus dem Pub und stiegen in den Bentley. Baxter setzte sich hinters Lenkrad und startete den Wagen. Der Motor heulte auf. Anscheinend wollte er auf der Straße wenden, denn er hatte den Rückwärtsgang eingelegt. Der Bentley machte einen Satz und krachte mit der Stoßstange gegen den dahinter parkenden Wagen. Dann wurde der Motor abermals hochgejagt, diesmal im Vorwärtsgang, und der Wagen schoss los. Baxter versuchte sicherlich zu bremsen, doch der Bentley nahm noch Geschwindigkeit auf, raste auf die Kante der Kaimauer zu, bereit, ungebremst in die Themse zu stürzen. Im allerletzten Moment jedoch schlingerte er, prallte an einem Poller ab und kam mit bereits über den Kai hinausragenden Vorderrädern zum Stehen.
Baxter und Salter sprangen aus dem sich gefährlich nach vorne neigenden Wagen, es gab eine Menge Geschrei, Leute drängten aus dem Pub auf die Straße, und Levin fuhr lachend davon. Eigentlich hätten Salter und Baxter mit ihrem Bentley in der Themse versinken und ertrinken sollen, dachte Levin. Unglaublich, dass es nicht so gekommen war. Das Leben war eben doch eine Farce, eine Komödie, eine schwarze zwar, aber nichtsdestotrotz eine Komödie.
Im Harvest Moon klingelte es an der Tür des Seiteneingangs, Ruby ging hinunter und stand Billy Salter gegenüber. Dillon stand hinter ihm.
»Was willst du, du Dreckskerl?«
»Und ich dachte immer, du magst mich, Ruby-Schätzchen. Nur auf ein Wort. Mein Freund Mr. Dillon und ich wären dir dafür sehr verbunden. Die Sache ist nämlich die, dass wir soeben aus dem St. Michael’s
Weitere Kostenlose Bücher