Gesetz des Todes
allein, Max.«
»Aber warum erzählen Sie mir das jetzt?«
»Weil ich Sie im Fernsehen gesehen habe, mit dem Präsidenten und dem Premierminister und all diesen feinen Pinkeln, und das ehrlich gesagt nicht in Ordnung finde. Sie werden mit Aufmerksamkeit überschüttet, und ich gehe leer aus. Deshalb fand ich es an der Zeit, Sie daran zu erinnern, wer Sie sind.«
»Als wüsste ich das nicht«, sagte Zubin.
»Und wissen Sie, was mit Ihnen passiert, sobald Sie morgen dieses Abkommen unterzeichnet haben? Dann heißt es: Zurück, marsch, marsch, nach Station Gorky – und zwar für Sie und Ihre liebe Frau Mutter.«
»Wir beide? Sind Sie sich da sicher?«
»Das dürfen Sie annehmen, Zubin.« Sie hatten die Limousine erreicht. Kurbsky verstaute das Gepäck im Kofferraum und öffnete anschließend die hintere Tür. »Hinein mit Ihnen, Sie großes Tier. Genießen Sie Ihren kurzen Moment des Ruhms.«
Volkov hatte ihm einen viertelstündigen Besuch bei seiner Mutter genehmigt, und dagegen konnte Kurbsky nichts ausrichten. Kaum hatte Zubin geklingelt, da stand seine Mutter auch schon in der Tür. Ihr Gesicht hellte sich auf, und sie zog ihn in die Wohnung. »Ich habe dich im Fernsehen gesehen, mit dem Präsidenten und dem britischen Premierminister. Was für eine Vorstellung!«
Sie umarmte ihn. Zubin schob sie sachte von sich und sagte mit gehetzter Stimme: »Sei still, Mutter, uns bleiben nur ein paar Minuten. Ich habe soeben herausgefunden, dass Kurbsky ein Ex-KGB-Agent ist, der für die Regierung arbeitet. Außerdem weiß ich, dass man mich, nachdem ich dieses verfluchte Abkommen unterzeichnet habe, auf direktem Weg nach Sibirien zurück verfrachtet, und dich gleich mit.«
Sie war schockiert. »Sibirien! Um Himmels willen, nein!«
»Oder möchtest du lieber heute Abend mit mir nach London fliegen und ein neues Leben beginnen?«
»Was redest du da?«
Er erklärte ihr die Situation in knappen Worten.
»Also«, sagte er, »das RAF-Flugzeug hat für halb acht die Starterlaubnis erhalten. Ich werde um sieben wieder zurück sein. Und dann musst du bereitstehen. Du kannst nichts mitnehmen außer den Kleidern, die du am Leib trägst. Wenn du das Wagnis nicht eingehen willst, werde ich auch nicht fliegen. Dann gehen wir gemeinsam nach Sibirien.«
»Kommt gar nicht in Frage.« Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. »London! Mein Gott, es wäre für mich das Schönste auf der Welt, wenn ich meine letzten Jahre dort verbringen könnte und weiß, dass du in Sicherheit bist.«
»Gut, dann treffen wir uns um sieben hier.« Er küsste sie, und da klopfte es auch schon an der Tür. Zubin öffnete, sah Kurbsky draußen stehen, drehte sich noch einmal um und küsste seiner Mutter die Hand. »Gute Nacht, Mama.«
»Gott segne dich, und viel Glück morgen.«
Sie schloss die Tür. »Pünktlich auf die Minute«, sagte Zubin zu Kurbsky, der ihn hämisch angrinste.
»Ich tue nur meine Arbeit. So, und jetzt ab ins Excelsior, damit ich Sie zu Bett bringen kann. Und vergessen Sie nicht, ich habe ein Zimmer auf demselben Flur.«
Im Excelsior spielte sich das Gleiche ab wie am Flughafen. Kurbsky parkte die Limousine direkt vor dem Eingang und trug Zubins Koffer hinein. Die beiden Portiers applaudierten, und die Kofferträger an der Rezeption klatschten ebenfalls Beifall. Der Empfangschef eilte herbei und schüttelte Zubin überschwänglich die Hand.
»Mr. Belov – wunderbar, unglaublich. Ich bringe Ihnen sofort Ihren Schlüssel. Darf ich Sie zu Ihrer Suite begleiten?«
»Das ist nicht nötig.« Zubin nahm den Schlüssel entgegen. »Mein Chauffeur kann sich um das Gepäck kümmern«, sagte er und ging zum Aufzug.
Beim Hinauffahren sagte Kurbsky: »Das Ganze ist Ihnen anscheinend zu Kopf gestiegen.«
»Wenn Sie meinen.«
»Warten Sie nur ab, bis Sie wieder in Sibirien sind, da wird man Ihnen die Flausen schon austreiben.« Was er Zubin wohlweislich verschwieg, war, dass man beabsichtigte, nach einer angemessenen Zeitspanne einen Unfall zu inszenieren, bei dem beide, Max und seine Mutter, ihr Leben lassen sollten. Kurbsky sperrte die Tür zu Zubins Suite auf. »Hinein mit Ihnen. Und machen Sie keine Dummheiten.«
»Wenn doch, würden Sie ganz schön alt aussehen, mein Lieber«, gab Zubin zurück. »Stellen Sie sich vor, alle Welt versammelt sich im Kreml und wartet auf die Unterzeichnung, der Präsident und Volkov in der ersten Reihe, aber kein Belov erscheint.« Er lächelte süffisant. »Die werden Sie an den Eiern
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