Gesetz des Todes
seinen Krawattenknoten zurecht und schlüpfte dann in die Uniformjacke eines Feldwebels. »Schau mal, ich hab hier ein paar Verdienstmedaillen – Irland, erster Golfkrieg.«
»Woher willst du das denn wissen?«
Dillons Uniform hing an einem Spind und sah recht spektakulär aus. »Levin muss ja ein toller Hecht sein«, stellte Billy fest. »Der hat mehr Lametta als ich, und seine Uniform ist auch hübscher.«
»Wenn du meinst.« Dillon fing an sich umzukleiden und seine Stulpenstiefel anzuziehen.
»Ja, das meine ich. Und noch etwas. Treib ja nicht noch einmal so ein Spielchen mit mir. Zum Glück besitzt Harry einen ganz altmodischen Sinn für Familienehre.«
»Deine Entscheidung.«
Dillon zog seinen Krawattenknoten fest, schlüpfte in die Uniformjacke und knöpfte sie zu. Darüber schnallte er den Gürtel mit dem Pistolenholster und setzte die Kappe auf. Als er sich im Spiegel betrachtete, starrte ihn ein ernst dreinblickendes Gesicht an, eine Gestalt von grimmiger Autorität.
»Dillon, das bist du«, feixte Billy. »Das bist hundertprozentig du. Und jetzt komm.«
Sie gingen ins Büro der Flugleitung zurück, wo sich inzwischen auch Lacey eingefunden hatte. »Sehr adrett«, meinte er. »Die Russen lieben ihre Uniformen, nicht wahr?«
»Und was ist mit mir?«, fragte Billy.
»Ebenfalls sehr schnittig, Feldwebel. Eine Zierde für das Geschwader. Die Tasche des Quartiermeisters ist bereits an Bord, in der Botschaftskiste. Können wir jetzt bitte aufbrechen?«
Für einen Moment trat Stille ein, dann knurrte Harry: »Haut endlich ab.«
»Viel Glück«, sagte Ferguson.
Billy stieg zuerst ins Flugzeug, Dillon folgte ihm. Lacey ging als Letzter an Bord, verriegelte die Tür und setzte sich dann vorne ins Cockpit neben Parry, der die Triebwerke bereits angelassen hatte. Billy und Dillon hatten die Gangplätze in der ersten Reihe gewählt und legten die Sicherheitsgurte an.
»Und, geht es dir gut?«, erkundigte sich Dillon.
»Was, zum Teufel, glaubst du denn?« Billy lehnte sich zurück und schloss die Augen, während die Citation an ihre Startposition rollte.
Am späten Nachmittag landete die Putin-Maschine in Moskau und wurde mit dem üblichen Brimborium empfangen, das dem heimkehrenden Präsidenten nach seinem Auftritt auf der Weltbühne zustand.
Er stieg die Treppe hinunter, begrüßte die wie immer angetretenen Funktionäre und Generäle – Letztere in diesen Tagen zahlreicher vertreten, wie es den Anschein hatte – und wurde zu der bereitstehenden Staatskarosse begleitet. Die anderen weniger bedeutenden Zeitgenossen verließen nacheinander das Flugzeug und mussten auf dem Vorfeld warten, darunter auch Max Zubin.
Zubin umfing ein seltsames Gefühl von Fatalismus. Jetzt war er hier, und das war es; was geschehen sollte, würde geschehen. Ganz der Schauspieler, der verlässlich seine Rolle spielte. Und dann kam es ihm, ein plötzlicher Gedanke. Er lächelte und murmelte leise vor sich hin.
»He, in Tschetschenien haben sie dich als Fallschirmjäger gebucht, Max, und da gab es kein Double. Das war ein verdammtes Leichenhaus, und du warst ein verdammt guter Fallschirmjäger. Sie haben dir eine Verdienstmedaille umgehängt, dir, Max Zubin, dem jiddischen Bengel, Schauspieler, Pianisten und Komiker. Nachdem du das überlebt hast, wirst du diese Scharade auch hinkriegen.«
Dann setzte er sich in Bewegung, den Aktenkoffer, den ihm Billy Salter gegeben hatte, in der Hand. Er ging hinter den anderen Passagieren her, und als er das Ankunftsgebäude betreten hatte, passierte etwas Merkwürdiges: Zahlreiche Offizielle, die nach ihm Ausschau gehalten hatten, nahmen unverzüglich Haltung an, als sie ihn entdeckten, und begannen zu klatschen.
»Da ist Belov«, schrie jemand, und als er weiterging, drehten sich die Leute nach ihm um, lächelten ihm zu, Stimmen wurden laut, Applaus folgte ihm bis hinein in den überdachten VIP-Tunnel, und am anderen Ende stand sein Chauffeur, Ivan Kurbsky.
»Ihren Koffer habe ich schon, Max«, sagte er und ging voraus zum Wagen.
Max. Schlagartig hatte sich alles verändert.
Zubin unternahm einen Rettungsversuch und sagte in seiner besten Belov-Stimme: »Was reden Sie da, Kurbsky?«
»Ach, kommen Sie, Zubin, ich war früher beim KGB. General Volkov war der Ansicht, Sie brauchten einen verlässlichen Aufpasser. Und dazu hat er mich persönlich ernannt.«
»Mikhail, der Fahrer meiner Mutter, ist der auch eingeweiht?«
»Dieser Esel? Wo denken Sie hin? Sie gehören mir ganz
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