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Gesetzlos - Roman

Gesetzlos - Roman

Titel: Gesetzlos - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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im Bett geblieben, aber ihre Jugend drängte sie, sich zu bewegen, außerdem freute sie sich darauf, Axel, ihren Gefährten mit dem schlohweißen Haar und den faszinierenden, gütigen Augen wiederzusehen. Vielleicht hatten sie Renata erreicht? Vielleicht wären sie bald da? Sie räkelte sich, stand auf und öffnete das Schlafzimmer, wobei sie in ihrer Benommenheit und Verwirrung, einem Zustand, den sie in ihrem Leben nie zuvor verspürt, ganz vergessen hatte, dass sie unbekleidet war.
    Axel hatte beschlossen zu landen. Ein paar Worte zu Axel 2, und schon entdeckte Opera dank seines Autopiloten einen geeigneten Ort, eine Hochebene und darauf wiederum eine riesige Lichtung im Herzen eines Waldes aus Zwergbäumen.
    Die weiße Raumkapsel berührte den Boden der Lichtung so sanft wie ein scheues Reh.
    Clara erschien im Raum. Axel konnte nicht umhin, die keusche Herrlichkeit ihrer blendenden Nacktheit zu erblicken – ganz zu schweigen von der geschmeidigen Zartheit der Fuß- und Handgelenke und der welligen Fülle ihres Haars mit seinen tausend verschiedenen, verwobenen Reflexen – und die in Form und Farbe geradezu übernatürliche Vollkommenheit der Brüste, desBauchs und der Schenkel, sowie des mit Sonne vollgesogenen, sanften Sandstrands ihres Schamhaars zu bewundern. Doch der respektvolle
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, der von diesem Anblick reinster Schönheit bis ins Mark seiner Seele erschüttert und von ihrer Einmaligkeit im gesamten Kosmos überzeugt war, gab sich keiner sinnlichen Erregung hin. Er wandte sich noch in dem Moment ab, als Clara, ganz verschlafen und gedankenverloren auf ihre Füße starrend, plötzlich gewahr wurde, dass sie nackt war und kehrt machte, um sich in ihrem Schlafzimmer anzuziehen, noch bevor Axel sie erblickte – worauf sich Axel mit vor Konzentration gerunzelter Stirn eilig in eine Unterhaltung mit Axel 2 vertiefte.
    Nach Einschätzung von Axel 2 ging von dem kleinen Planeten, in dessen unsichtbaren Netzen sie gefangen waren, keine erkennbare Gefahr aus, zumindest nicht von Opera aus gesehen, und zwar vor allem deswegen, weil es dort kein Leben gab, wie sich zweifelsfrei aus dem als »Markol-Test« bekannten Test ergab.
    Keine tödlichen Schwingungen, keine giftigen Partikeln in der Atmosphäre.
    Die eisige Temperatur war das einzige ungastliche Element.
    Doch woher rührte die unüberwindbare Anziehungskraft, die Opera manövrierunfähig gemacht hatte? Die Bedrohung, wenn es denn eine gab, blieb auf heimtückische Weise verborgen.
    Sechs Minuten später kehrte Clara zurück, mit gebändigter Haarmähne – soweit das möglich war – und in einem leichten, ihre Figur sanft umschmeichelnden Kleid in samtigem Granatrot, das sie in ihrem Schlafzimmerschrank ausgewählt hatte. Axel, den der Anblick der eben noch entblößten jungen Frau verwirrt hatte, ließ eine gewisse Verlegenheit erkennen – Clara hingegen gar nicht, denn sie war erst unter der Dusche richtig wach geworden (wenn überhaupt).
    Sie lächelten sich an (das hässlichste aller Lächeln auf der einen Seite, das schönste auf der anderen).
    »Habe ich lange geschlafen?«, fragte sie. »Meine Uhr ist stehengeblieben.«
    »Gut zwei Stunden«, erwiderte Axel.
    »Sind wir schon da?«
    »Nein. Wir legen einen kleinen Halt ein.«
    »Wo denn?«
    Er zeigte auf den Bildschirm:
    »Auf diesem mir unbekannten Planeten. Wollen wir ihn Nomen nennen? Dann wird ein Planeten im Kosmos Ihren Namen tragen …«
    Glücklich lächelnd nickte Clara, bevor sie den Bildschirm eingehender betrachtete.
    »Was für wunderschöne Farben!«
    Die Landschaft vor ihren Augen war von den Farben Rot und Rosa beherrscht. In der Ferne (doch wegen der klaren Atmosphäre wirkte alles in der Ferne ganz nah) erstreckte sich ein scharlachrotes Meer bis zur deutlich erkennbaren Linie des Horizonts, auf der eine weiße Halbsonne balancierte, so grellweiß, dass die Augen schmerzten. Der Stern schien kurz vor dem Versinken hinterm Horizont innezuhalten, wie gelähmt in einem Zustand ewigen Untergangs.
    Erneut unternahm Axel den Versuch, Opera Nomen zu entreißen, indem er Axel 2 gedrückt hielt, doch vergeblich.
    »Ich muss hinausgehen, um etwas zu prüfen«, sagte er. »Machen Sie sich keine Sorgen, Sie können mich auf dem Bildschirm sehen. Danach fliegen wir gleich weiter.«
    Er schlüpfte in einen dünnen grauen Raumanzug, der die zu niedrige Anziehungskraft kompensierte, den Sauerstoffgehalt für die Atmung regulierte und ihn vor der tödlichen Kälte schützte, denn auf Nomen

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