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Gesetzlos - Roman

Gesetzlos - Roman

Titel: Gesetzlos - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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dis mot, Pour ung jamais, Si je trépasse entre tes bras, Je suis plus aise que les Dieux, Mais de quoy sert le désirer, Secretz regretz
, während ich mit einem oder beiden Beinen baumelnd auf dem dunkelblauen Sofa lümmelte, so pflegte ich Maxime meine Haltung zu beschreiben, wenn er anrief und ich so dalag – aber heute Abend würde er nicht mehr anrufen, er war beschäftigt, er hatte eine Verabredung mit Freunden, hatte er mir, ohne weitere Einzelheiten zu nennen, mitgeteilt – diese kleinen Heimlichkeiten verstärkten mitunter meinen Verdacht, dass Maxime ein geheimes Leben führte – wobei ich unterstreichen möchte, dass dieses andere Leben dank seiner sorgfältigen Abschottung von Maximes restlichem Leben (wenn er denn überhaupt ein Doppelleben führte) die harmonische Entfaltung unsrer Freundschaft niemals beeinträchtigte.
    Ich hatte genug vom Sofa.
    Ich war dabei, eine Auswahl zusammenzustellen, die ich meinen Schülerinnen aus der neunten Klasse versprochen hatte, Variété (Hooverphonic, Bonnie Tyler, Alanis Morissette), ein eher unbekanntes Stück von Ray Charles, das ich seit der Schule mochte,
The Danger Zone

the danger zone is everywhere
«), ein selbstgeschriebenes Arrangement für Klavier von einem hübschen Lied von Little Richard,
Baby Face
, einige klassische Musikstücke, die ich hier und da einschob, sowie eine kurze, reizende
Milonga
für Klavier von Alberto Ginestra, ein wahres Kleinod, und ein
Agnus Dei
von Pierre de La Rue, ein Juwel, mir fehlten nur noch drei oder vier Stücke, die ich am nächsten Morgen (Montagfrüh kein Unterricht) im Virgin-Store kaufen wollte, nicht in dem großen an den Champs-Élysées, sondern in dem kleinen an einem der Boulevards, welchem Boulevard (Bonne-Nouvelle?) und welche Nummer wusste ich nicht, obwohl ich seit Jahren regelmäßig einen Abstecher dorthin mache, eine Tatsache, die mich heute Morgen über die Zeugenaussagen oder Befragungen von Verdächtigen nachgrübeln ließ: Würde man einem Mann Glauben schenken, der behauptete, die Adresse eines Ortes nicht zu kennen,an den er sich doch seit über zehn Jahren regelmäßig begab?
    Bei meiner Rückkehr begegnete ich meinen Nachbarn, den Maliports, einem alten, sehr zurückgezogen lebenden Paar. Abgesehen von ihnen und dem Hausmeister kannte ich niemanden in dem Haus, man kann zwei Stockwerke über jemandem wohnen und ihm trotzdem ein Leben lang nicht begegnen. Frau Maliport war Ärztin gewesen, er, das wusste ich nicht genau. Manchmal tranken sie ein Mineralwasser oder einen Kräutertee in der amerikanischen Bar, dem
Hollywood
, an der Ecke zur Rue de la Tour-de-Cordoue. Gelegentlich war auch ich dort und nickte ihnen zu, mehr nie, sie sahen nicht so aus, als hätten sie Lust, sich mit jemandem zu unterhalten. Ich ging (etwas) häufiger in diese Bar als ins Café de la Rue, hier fühlte ich mich allein und ungestört.
    Dennoch fand ich mich gegen fünfzehn Uhr dreißig (Lücke im Stundenplan zwischen fünfzehn und sechzehn Uhr) im Café de la Rue ein. Ich hatte Hunger (schlecht zu Mittag gegessen), der Kuchen, ich habe es bereits erwähnt, war es wert, und ich hatte Appetit auf Kuchen.
    Ich aß gerade mein zweites Törtchen, als Tony (oder Toni), der Zeichenlehrer (ein junger eher gutaussehender Mann, aber seine roten Hände und seine Fingernägel verdarben alles), in Begleitung von sechs Schülerinnen hereinkam. Cathy war auch darunter. Sie kehrten von einem Besuch im Louvre zurück, ihnen blieb gerade noch Zeit, vor sechzehn Uhr einen Tee ohne Tee zu nehmen (»Nil rouge« mit roten Früchten). Der Vorschlag war von Tony gekommen, und sie hatten sich, wie man so sagt, nicht lange bitten lassen.
    Als Cathy mich erblickte, kam sie lächelnd an meinen Tisch, in der linken Hand ihre Tasse Tee, mit der rechten durch ein paar Locken fahrend, die ihr hartnäckig in die Stirn fielen. Sie müsse schnell austrinken, sagte sie bedauernd, ihre Freundinnenbrauchten nicht auf die Zeit zu achten, sie schon. Anton würde bald kommen, und ihr Vater war in Sachen Pünktlichkeit strikt! Er grollte Anton, wenn er der Ansicht war, dass die Fahrzeit zehn Minuten zu lang gewesen war. Ich spürte, dass sie glücklich war, mir diese kleinen Dinge anzuvertrauen. Nach dem Tee trank sie auf meine Einladung hin einen großen Schluck von meiner Cola, und tatsächlich tauchte in dem Moment Anton auf. Er parkte und stieg aus seinem großen schwarzen Auto aus, einem prächtigen und originellen Wagen (»Leichenwagen« nannten

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