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Gesetzlos - Roman

Gesetzlos - Roman

Titel: Gesetzlos - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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selten.«
    Wichtigtuerisch fuhr Subert fort:
    »Sind Sie unterwegs keinem Bekannten begegnet?«
    »Nein. Zu Hause habe ich dann gegessen und ein wenig aufgeräumt …«
    Gerade wollte ich das Thema Kino und Bar
L’Aléa
anschneiden, da fiel mir Antoine Subert ins Wort, der sich über seinen kleinen Überraschungseffekt freute:
    »Ihr Nachbar, Herr Maliport, hat sie um drei Uhr morgens nach Hause kommen sehen.«
    Den Ärzten zufolge hatte Cathy den tödlichen Hieb auf den Kopf zwischen ein und zwei Uhr um morgens bekommen.
    Was sollte ich dazu sagen? Hatten die beiden Polizisten das Recht, mich bei mir zu Hause zu verhören, als wollten sie am Rande ihrer Ermittlung zu einem ersten heimtückischen Schlag gegen mich ausholen, um mich aus dem Lot zu bringen? Und ich, hatte ich das Recht, sie in die Wüste zu schicken (ja, genau das hatte zu Gusta gesagt), einen Rechtsanwalt anzurufen? Anzeige zu erstatten? (Nein, sie waren zu gerissen.) Wie auch immer, ich bemühte mich, möglichst kooperativ zu sein.
    »In der Tat, ich bin noch einmal hinausgegangen und spät zurückgekehrt.«
    »Die Frau ihres Nachbarn hatte einen Schwächeanfall«, sagte Gusta im neutralen Ton. »Er hat auf dem Balkon auf einen Arzt gewartet.«
    »Ja, ich habe ihn gesehen.«
    Also erzählte ich ihnen von
Alarm im Weltall
und vom
Aléa
. Meines Erachtens gab es niemanden, der mich wiedererkennen würde, sagte ich, zumindest glaubte ich das. Die Bedienung imCafé sicher nicht, so wie die in ihr Kommen und Gehen und ihren Balanceakt vertieft sind, der Kassierer im Kino noch weniger, der hatte kaum den Blick von den Tickets und dem Wechselgeld gehoben. Was mein Kinoticket angeht, so war das sicher heute morgen von einem Angestellten des städtischen Müllabfuhr in die Bordsteinrinne der Impasse Alésia gefegt worden.
    »Der Vater ist halb wahnsinnig vor Schmerz«, sagte Gusta darauf hin. Für ihn sind Sie ein möglicher Täter, wenn nicht sogar der Täter. Was nichts heißen muss. Viele Leute brauchen in der Situation sofort einen Schuldigen. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Ich mache mir um mich keine Sorgen. Ich bin von den Vorfällen erschüttert. Ich bete, dass Cathy überlebt, mit aller Kraft und aus ganzem Herzen. Ich denke an nichts anderes. Wenn das einträte, wenn sie aus dem Koma erwachen würde, könnte sie Ihnen vielleicht weiterhelfen …«
    Meine Verzweiflung hinderte Subert nicht daran, mir einen weiteren Stoß zu versetzen. Hätte ich nicht die Folgen gefürchtet, wäre ich vermutlich imstande gewesen, ihn zu erschlagen, und danach Gusta, denn Gusta schwieg, er ließ mich nicht aus den Augen, obwohl er sicher war, das hätte ich schwören können, dass ich mit diesen widerlichen Vorfällen nichts zu tun hatte. Aber vielleicht hatten sie sich, wie die Polizisten im Film, vorher abgesprochen, ihr Verhör vorbereitet und genau festgelegt, wer mich was und zu welchem Moment fragen würde.
    »Herr Maynial und weitere Personen«, sagte Subert mit zuckersüßer Stimme, »haben uns mitgeteilt, dass Sie die Angewohnheit haben, mit Cathy Maynial, ihrer Lieblingsschülerin, ins Café zu gehen …«
    Mir war klar, wer diese »weiteren Personen« waren!
    Ich sprang auf. Das war zu viel, wirklich zu viel.
    »Angewohnheit? Es ist in zwei Jahren nur wenige Male vorgekommen, und zwar auf ausdrücklichen Wunsch von Herrn Maynial! Damit Cathy nicht allein war, wenn Anton sich verspätete! Genau so war das auch gestern, Herr Mornais kann es Ihnen bestätigen.Ja, wir blieben nicht auf der Straße stehen, wir gingen ins Café gegenüber, das immer voller Schülerinnen und Lehrer ist.« (In dem Moment dachte ich ganz fest an Cathy, an ihr furchtbares Schicksal. Dann fügte ich etwas gefasster hinzu:) »Ich verstehe Cathys Vater. Der Schmerz raubt ihm den Verstand. Aber seine Anschuldigungen sind absurd. Was Ihre andere Unterstellung anbelangt … Cathy ist mit Sicherheit meine begabteste Schülerin, und ich mag sie sehr. Ich habe sie liebgewonnen. Ganz im Rahmen des Interesses und der Zuneigung, die ein Lehrer Schülern entgegenbringen kann, die er das ganze Jahr über, manchmal jahrelang sieht. So, und dem habe ich nichts weiter hinzuzufügen.«
    »In Ordnung«, sagte Gusta. »Angesichts der Umstände konnten wir nicht … Entschuldigen Sie.«
    »Gleich morgen wird ein Untersuchungsrichter bestellt«, sagte Subert. »Aber es gibt kein belastendes Material gegen Sie, Sie haben keine Anklage zu befürchten. Sie müssen sich nur für die Justiz zur Verfügung

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