Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Autohändler in der Umgebung an, um das günstigste Angebot für einen
Leihwagen zu finden. Ich entschied mich für den VW-Händler Conrad, ganz in der
Nähe. Mitunter fuhr ich zwei Mal am Tag zu diesem VW-Händler, um mir Angebote
für einen Gebrauchtwagen einzuholen. Der Brandschaden war finanziell für mich
ein reines Desaster, so dass ein Neuwagen vorerst nicht in Frage kam.
Dann
telefonierte ich ein paar Mal mit dem Abschleppunternehmen und auch mit der
Bank, über die die Finanzierung des Autos lief. Ich musste mein Sparkonto bei
der Sparkasse komplett plündern und den noch ausstehenden Finanzierungsbetrag
der Bank überweisen. Man versprach mir, sobald das Geld eingegangen sei, mir
den Fahrzeugbrief zuzuschicken. Ich rief einige Male bei der Bank an, denn die
Zeit lief mir nur so davon. Irgendwie dauerte das alles viel zu lang. Das Geld
müsste längst bei der Bank eingegangen sein. Das Problem war, dass das
Abschleppunternehmen den ausgebrannten Pkw nur dann verschrotten konnte, wenn
der Fahrzeugbrief vorlag und jeder Tag kostete eine Standgebühr von 50 EURO.
Das machte den Braten zwar auch nicht mehr fett, aber bei meiner finanziellen
Steillage tat es mir um jeden EURO Leid der verloren ging.
Ich
musste mich um so vieles auf einmal kümmern, dass ich manchmal sogar den Grund
vergaß, weshalb ich so viel unterwegs war. Meine häufigen Besuche bei dem
Autohaus waren purer Aktionismus. Denn kein Autohaus bekommt zwei Mal täglich
mehrere Gebrauchtwagen herein. Dieser Aktionismus half mir, nicht nachzudenken.
Am Abend, wenn alle Büros und auch das Autohaus geschlossen hatten, und ich
wieder nach Hause fuhr, verursachte mir allein der Gedanke an meine stille
Wohnung und dort zur Ruhe zu kommen das absolute Grauen. Wenn ich die
Wohnungstür aufschloss, schlich mir die Angst wie eine dicke Faust in den Magen.
Amelies
Anwesenheit tat mir augenblicklich gut, aber auch sie konnte meinen Schmerz nur
wenig lindern.
Am
Montagabend dachte ich nur an den bevorstehenden Speicheltest am kommenden
Wochenende. Würde er endlich den Durchbruch bringen und würde dieser Durchbruch
auch meinem Leben wieder Ruhe bringen? Was, wenn der gesuchte Mörder gar nicht
der Kerl von gegenüber ist. Panik - eine eiskalte Hand aus Stahl ergriff mein
Herz. Nicht auszudenken!
Ich
schloss die Tür zu meiner dunklen Wohnung auf. Angst überfiel mich. Ich schmiss
die Tür hinter mir zu und lehnte mich schwer atmend dagegen. Ich schaltete das
Licht ein und wurde von Amelie so stürmisch begrüßt, dass ich nach ein paar
Minuten, die Angstattacke überwunden hatte.
Ich hing
meine Jacke an der Garderobe auf, ging durch die ganze Wohnung, um Licht zu
machen und die Rollläden herunter zu lassen. Nie hätte ich mir früher
vorstellen können, welch elementar wichtige Rolle für mich diese Rollläden
einmal haben würden. Nachdem die Wohnung nun hell erleuchtet war, und die
Fenster blickdicht verschlossen waren, fühlte ich mich sicherer. Ich ging zum
Kühlschrank, um nachzusehen, was es denn zu Essen gab. Angela war so nett
gewesen, und hatte für mich die Einkäufe erledigt. Sie hatte mal wieder viel
mehr gekauft, als ich wollte. Neben Butter, frischen Brötchen, Aufschnitt und
einer Dose Wiener Würstchen hatte sie eine Schachtel Pralinen gekauft. Ich fand
einen Zettel auf der Pralinenschachtel und las:
Liebe
Susanne, ich hoffe es ist alles da was du brauchst. In den nächsten Tagen kann
ich dir leider nicht helfen, da ich kurzfristig für morgen bis einschließlich
Sonntag ein Seminar aufs Auge gedrückt bekommen habe. Wenn du heute Abend nicht
allein sein willst, oder wenn du noch irgendetwas los werden möchtest, dann ruf
mich an, ich bin heute Abend zu Hause. Ansonsten mach es gut und ich melde mich
Sonntagabend. Ciao Angela
Auch das
noch. Das hatte mir ja gerade noch gefehlt. Wenn etwas wegfällt, dann merkt man
erst einmal, wie wichtig es einem war. Das bedeutete, dass ich mich in den
nächsten Tagen wieder selber um die Einkäufe kümmern musste und dass ich keinen
zum reden hatte. Und schon heute Abend hatte ich keine Lust auf die Stille in
meiner Wohnung, besonders, da mir Angela in den nächsten Tagen wahnsinnig
fehlen würde. Aber Angela hatte sicher vor der Abreise zu dem Seminar noch
selber genug zu erledigen. Oder selbst wenn sie schon gepackt haben sollte,
dann wollte sie vielleicht einfach nur früh schlafen gehen. Ich entschied mich,
sie in Ruhe zu lassen. Ich sehnte mich jetzt schon nach dem Sonntagabend, am
liebsten
Weitere Kostenlose Bücher