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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Fischer
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Frühstückstisch. Die Zuschrift lag auf dem Küchentisch
und er starrte das Briefcouvert an. Immer alles schön der Reihe nach. Erst wird
gefrühstückt und dann werde ich mich mit dir beschäftigen, murmelte er vor sich
hin. Er aß zwei Scheiben Brot und trank gierig zwei Becher Kaffee zügig
hintereinander. „Ich sollte gelegentlich mal zum Arzt gehen. Das ist doch nicht
normal, dass ich immer so einen Durst habe und pinkeln muss ich auch ständig.“
    Nachdem der letzte Bissen
heruntergeschluckt und der letzte Schluck getrunken war, wischte er sich mit
dem Handrücken über den Mund. Er ging ins Bad zum pinkeln. Das war wirklich
nicht normal, was er trank drückte ihm Augenblicke später auf die Blase. Er
ließ es laufen, schaute dabei zu und lenkte den Strahl dabei so, dass der Urin
die Toilettenschüssel traf und nicht wieder alles daneben lief. Pinkeln törnte
ihn regelmäßig an und er empfand es als die wirklich letzte Männerdomäne, wobei
es ihn am meisten erregte, draußen in der Natur zu pinkeln. Manchmal schlich er
nachts, wenn er musste, nach draußen und pinkelte auf den Hof oder in die Hecke
des Nachbarn. Er schüttelte die letzten Tropfen ab, bevor er die
Toilettenspülung betätigte.
    Jetzt oder nie, dachte er und
ging zurück in die Küche. Aber bevor er die Zuschrift öffnete, nahm er sich die
Wochenendausgabe, um das Inserat der Frau erneut zu lesen. Außerdem hatte er
sich eine Kopie gemacht von seiner Antwort. Er hatte nur einen kurzen Satz
geschrieben, aber offensichtlich damit das Interesse dieser Dame geweckt, sonst
hätte sie ihm nicht gleich geantwortet. Die Aufregung stieg, ihm kribbelten die
Finger und sein Mund wurde ganz trocken. Er schenkte sich noch den letzten
Schluck Kaffee aus der Kaffeekanne in seinen Becher und las nochmals das
Zeitungsinserat und danach seinen Brief.
     
    Junge Frau, 36, schlank, neu im Rhein-Erftkreis, sucht männliche
Begleitung für Gespräche, Restaurant- und Kinobesuche und zum kennen lernen der
hiesigen Szene. Sinn für Humor. Foto bitte beilegen.
     
    Seine Antwort:
    Mitte Siebzig, mit Interesse an Filmen, Lesen, Spaziergängen. Kavalier
der alten Schule, dem Damenbegleitung Freude bereitet. Zurzeit kein Foto zur
Hand, hoffe trotzdem auf ein Zeichen von Ihnen. In ergebener Hochachtung, Ihr
Rüdiger
     
    Nun nahm er ihren Brief und
öffnete ihn mit zittrigen Fingern. „Ich muss vorher etwas trinken.“ Himmel noch
mal. Er stand vom Küchentisch auf, ging zum Kühlschrank und nahm eine Flasche
Mineralwasser heraus. Er öffnete den Schraubverschluss und trank direkt aus der
Flasche. Er trank mit schnellen, großen Schlucken, was bei jedem Schluck ein
mächtiges Blubbern erzeugte. Völlig außer Atem vom Luftanhalten setzte er die
Flasche ab und stellte fest, dass er mit einem Mal die Flasche halbleer
getrunken hatte. Er schraubte die Flasche wieder zu und setzte sie zurück in
den Kühlschrank.
    Jetzt
ging es ihm besser, der Mund war nicht mehr staubtrocken und selbst die Hände
waren etwas ruhiger. Das Zittern seiner Finger ging aber wieder los, als er den
Briefbogen auseinander faltete.
     
    Er las:
    Lieber
Rüdiger,
    danke für deinen Brief,
es war bei weitem der kürzeste, aber auch der charmanteste von allen, die ich
bekommen habe. Ich muss zugeben, ich bin ein bisschen nervös in der
Angelegenheit, weil ich normalerweise so etwas nicht tue.
    Genau wie du gehe ich gerne ins Kino. Obwohl ich
weiß, dass Frauen eigentlich so etwas nicht gefallen sollte, bin ich versessen
auf all die wunderbar finsteren Thriller wie „Das Omen“, „Friedhof der
Kuscheltiere“ oder „Schatten der Vergangenheit“. Wenn die Spannung so groß ist,
dass ich meine Fingernägel in die Armlehnen kralle, dann verschafft mir das
einen regelrechten Kick. Bei den Büchern bevorzuge ich ebenfalls Krimis. Am
besten finde ich Bücher von Patricia Cornwell, Kathy Reichs oder den vielen
skandinavischen Autoren. Ich habe auch Bücher über echte Kriminalfälle gelesen
und dabei gefiel mir das Buch „Der Zwang zur Serie am besten“.
    Ich kenne Erftstadt nicht so gut, um zu wissen, wo
man gefahrlos spazieren gehen kann. Man liest manchmal so viel Schreckliches in
der Zeitung. Hat man nicht erst vor Kurzem eine tote Frau an einer Straße kurz
vor Erftstadt gefunden? Vielleicht könntest du mir irgendwann einmal ein paar
von deinen Lieblingswegen zeigen?
    Ich arbeite als Kassiererin bei der Firma Schneider
Hygieneartikel im Industriegebiet von Erftstadt-Liblar und bin erst

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