Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
verdrückte, das er
sich von zu Hause mitgebracht hatte.
„Mann oh Mann, ich glaube ich
habe in letzter Zeit einfach zu viel gearbeitet und bin völlig außer Kondition.
Ich meine unsere Aktion letzte Nacht, war schon echt spitze. Besonders als wir
nach dem Früh noch im Klimperkasten waren und du plötzlich diesen blonden
Rauschgoldengel auf dem Schoß hattest. Ich wäre fast zusammengebrochen, und
könnte mir jetzt noch in die Hose machen vor lauter Lachen. Besonders als sich
herausstellte, dass sie ein er war. Saukomisch! Der hatte sich wohl in der Tür
geirrt, bei den vielen Schwulenlokalen rings um den Alter Markt.“
„Ja, lach du nur. Ich habe
immerhin noch Chancen, wie du siehst. Aber Chancen hin, Chancen her, es war
wirklich zum Mäuse melken. Ich war vermutlich einfach zu betrunken. Sonst kann
ich mir das überhaupt nicht erklären, dass ich es erst so spät gemerkt habe,
ein sehr potentes Bürschchen auf dem Schoß sitzen zu haben. Im Nachhinein muss
ich mich richtig schütteln“, sagte Markus und sah dabei aus, als hätte er
gerade in eine Zitrone gebissen.
„Nimm’s sportlich. Es ist ja
nichts passiert, außer dass wir einen Megaspaß hatten.“
„Okay, ich will ja kein
Spielverderber sein. Aber jetzt erzähl erst mal, wo wir überhaupt hinfahren.“
„Angerufen hat eine Frau
Semmler aus Brühl, die seit dieser Woche ihre Nachbarin vermisst. Ich habe ihr
gesagt, dass ich auf dem Weg bin und alles Weitere werden wir gleich erfahren.“
Stefan und Markus fuhren nach Brühl. Nach fünfzehn Minuten
kamen sie vor dem Haus, Bergstraße 47, in dem Frau Semmler wohnte, an. Beide
stiegen aus dem Auto. Stefan verschloss das Auto und sie gingen zusammen auf
das Haus zu. Es war ein einfaches, mit hellem Putz versehenes, dreistöckiges
Haus. Stefan drückte auf die Klingel, neben der der Name Semmler stand. Wenige
Sekunden später ertönte der Türsummer. Stefan drückte gegen die Haustür, und
beide betraten das Treppenhaus. Frau Semmler wohnte in Hochparterre.
„Frau Semmler? Mein Name ist
Stefan Wirtz, das ist mein Kollege Markus Groß von der Kripo Köln. Dürfen wir
kurz zu Ihnen hereinkommen?“
„Ja, bitte kommen Sie herein.“
Frau Semmler war etwa Mitte 70, sie hatte
kurzgeschnittenes graues Haar, trug weiße Hausschlappen aus Frottee und eine
mittelblaue Kittelschürze, die an den Rändern blauweiß eingefasst war.
Die Drei gingen durch einen
dunklen Flur, in dem sich auf der linken Seite die obligatorische Garderobe mit
einem kleinen Schränkchen darunter befand und gelangten so in das Wohnzimmer.
Dem Alter der Frau entsprechend war es mit „Gelsenkirchener Barock“ möbliert.
Geradeaus befand sich das große Fenster und der Balkon davor. Rechts füllte
eine überdimensionale Rundcouch aus dunkelrotem Samt das Zimmer aus.
Übertroffen wurde die Couch noch von einem Monstrum an Wohnzimmerschrank, der
über Eck zwei Wände einnahm. Der Wohnzimmerschrank war natürlich in Eiche
rustikal.
„Bitte, meine Herren, möchten
Sie sich nicht setzen? Kann ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?“
„Nein, vielen Dank, Frau
Semmler, das ist sehr nett. Aber wir würden gerne gleich die Wohnung Ihrer
Nachbarin sehen. Wie heißt denn Ihre Nachbarin?“
„Sie heißt Helena Vávroná.
Einen kleinen Moment bitte, ich hole nur eben den Schlüssel zu ihrer Wohnung.“
Stefan und Markus gingen
langsam durch den Flur Richtung Wohnungstür, während Frau Semmler hinter einer
Tür, vermutlich der Schlafzimmertür, verschwand und mit einem Schlüsselmäppchen
in der Hand herauskam.
Zu Dritt verließen sie die
Wohnung. Frau Semmler trat aus ihrer Wohnung und wollte gerade ihre Wohnungstür
hinter sich zuziehen, als Markus sie fragte: „Wo ist denn die Wohnung Ihrer
Nachbarin?“
„Gleich hier nebenan, wir
wohnen praktisch Wand an Wand.“
„Frau Semmler, bitte geben Sie
uns den Schlüssel zu der Nachbarwohnung und gehen bitte wieder in ihre Wohnung
zurück. Aus ermittlungstaktischen Gründen werden wir werden uns die Wohnung
allein ansehen. Wir kommen gleich noch einmal zu Ihnen.“
Die Enttäuschung war Frau
Semmler anzusehen. Während sie Stefan und Markus gesagt hatte, dass sie Tür an
Tür mit der Nachbarin wohnte, leuchteten ihre Augen vor Aufregung. Das Leuchten
war jetzt aus ihren Augen verschwunden und sie sah plötzlich etwas blass aus.
Sie öffnete die Lippen und schien noch etwas sagen zu wollen, entschied sich
dann aber dagegen und murmelte nur vor sich hin.
„Ja, dann gehe ich
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