Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
kürzlich
nach Erftstadt gezogen, weil ich in Bremen keine Aussicht auf eine Anstellung
hatte und mir sonst das Arbeitslosengeld gekürzt worden wäre.
Ich würde gerne wieder von dir hören, wenn du
meinst, dass wir genug gemeinsame Interessen haben und du gern mit mir zusammen
sein würdest.
Liebe Grüße
Edvina
Er las den Brief immer und immer wieder, um
herauszufinden, ob dieser Brief ein Feuer in ihm entfachte. Er wollte keinen
Fehler machen. Wenn er nur halbherzig bei der Sache war und sich auf ein
Treffen einließ, das ihn nicht berührte, bei dem die Schlampe ihn nicht in
Erregung brachte, dann war es zu gefährlich. Er konnte sich einfach keinen
Fehlgriff leisten. Er musste vorsichtig sein und durfte nichts überstürzen.
Geduld ist das Geheimnis. Keine halben Sachen machen und nicht die Ruhe
verlieren. Auch dann nicht, wenn das Warten auf die Richtige schwer fällt.
Den Brief legte er beiseite, um
ihn wirken zu lassen. Bloß nichts überstürzen. Er hoffte auf weitere Zuschriften
und würde die Zeit nutzen, diesen ersten Brief auf sich wirken zu lassen. Ein
Spaziergang mit dem Hund würde ihm Klarheit verschaffen.
Er zog seine Jacke über, nahm
die Hundeleine vom Garderobenschrank und ging los, um nachzusehen, wie es um
seine eigentliche große Liebe stand.
Er trat auf die Straße und
erkannte, dass Licht in ihrer Wohnung brannte. Leichter Nebel lag in der Luft.
Auf seinem Spaziergang kam er an ihrem Hauseingang vorbei. Vielleicht würde es
zu einer rein zufälligen Begegnung kommen.
14
Markus hatte einen gelben post-it Zettel an Stefans
Eingangskorb geklebt ‚Ruf mich mal an oder komm einfach vorbei. Es geht um die
Fast-Food-Restaurants’.
Stimmt, dachte Stefan, es
musste noch in Erfahrung gebracht werden, wo das Opfer seine letzte Mahlzeit
eingenommen haben könnte.
Er ging zu Markus’ Tür, klopfte
kurz an und drückte dann die Klinke herunter. Markus war allein im Büro.
„Hallo. Ich habe vorhin deine
Nachricht gefunden. Hast du etwas herausgefunden, wegen der späten
Nahrungsaufnahme des Opfers?“
„Hallo Stefan. Ja, das hat
nicht lange gedauert. In ländlichen Gebieten hat keine Imbissbude länger als
22.00 Uhr geöffnet, so dass ein Besuch dieser Imbissbuden keinen Sinn macht.
Das Opfer hat eindeutig später als 22.00 Uhr den Burger verzehrt. Als nächstes
habe ich Ausschau gehalten nach den großen Fast-Food-Ketten, du weißt schon
Burger King und McDonald’s, und habe einen Volltreffer gelandet. In
Erftstadt-Lechenich, das ist gut 5 bis 8 km von dem Leichenfundort entfernt,
habe ich eine McDonald’s-Filiale gefunden. Die Öffnungszeiten sind für die
ländliche Region revolutionär, am Wochenende haben die bis sage und schreibe
4.00 Uhr morgens geöffnet. Und die Frau wurde in der Nacht von Samstag auf
Sonntag gefunden, das heißt, dass das Opfer sehr gut den Burger genau da
verzehrt haben kann. Hast du heute Zeit, dass wir da mal vorbei fahren?
„Klingt gut. Tausend Dank für
die Vorarbeit.“
„Keine Ursache, als Dank nehme
ich immer gerne ein Bier.“
„Oh, erinnere mich nicht. Es
war spitzenmäßig unsere Runde gestern Abend, aber ich weiß noch immer nicht,
wie ich überhaupt nach Hause gekommen bin. Und wo warst du überhaupt. Hattest
du nicht vor gehabt, bei mir zu schlafen?“
„Ich war so blau wie ‚ne
Haubitze und bin wohl aus Gewohnheit doch nach Hause gefahren. Irgendwie hatte
ich es wohl vergessen gehabt, dass das eigentlich keine gute Idee war. Und es
kam so wie es kommen musst. Ich habe im Wohnzimmer auf der Couch geschlafen und
Heike hat sogar die Schlafzimmertür von innen verschlossen. Weiß der Teufel,
was sie befürchtet hat. Auf jeden Fall fiel das Frühstück sehr schweigsam aus.
Aber nachdem ich das stinkende Wohnzimmer gelüftet, das Frühstücksgeschirr
weggespült und ihr einen kleinen Bummel durch Köln heute Nachmittag
vorgeschlagen habe, war dann die miese Stimmung auch schon wieder verzogen. Ich
glaube dafür liebe ich sie so, sie kann ganz schön zickig sein, aber sie hält
es nie lange durch.“
„Tja, du
Glückspilz. Übrigens habe ich mit der Dame gesprochen, die ihre
Nachbarin vermisst und habe ihr gesagt, dass ich zu ihr komme und mir dann die
Wohnung der Nachbarin ansehen werde. Ich muss deshalb nach Brühl und von da bis
Erftstadt ist es nur ein Katzensprung. Komm mit, dann können wir gleich beide
Termine miteinander verbinden.“
Beide gingen zusammen zu
Stefans Auto, wobei Stefan unterwegs sein halbes Brötchen
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