Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
aber
seit du weggezogen bist, gibt es auf jeden Fall ein Engel weniger.“
Der liebe Stefan. Ich hielt das
Telefon fest umklammert und musste es immer wieder neu umgreifen, da meine
Handfläche ganz feucht geworden war.
„Ach Stefan, bin ich froh, dass
du offenbar nicht böse auf mich bist. Ich sitze hier nass geschwitzt und du
machst einfach nur Komplimente. Aber jetzt sag doch mal, gibt es einen
Kollegen, der die Schriften mal untersuchen könnte?“
„Also, versprechen kann ich dir
nichts. Zumal wir im Augenblick so dünn besetzt sind, dass sich in unserer
Dienststelle in diesem Jahr schon mehr als 3000 Überstunden angesammelt haben.
Der Kollege, der sich das ansehen könnte wäre sicher alles andere als
begeistert. Aber was hältst du denn davon, wenn wir uns mal in Köln treffen,
wir könnten etwas zusammen trinken. Dann bringst du alles mit und ich werde
sehen, was ich tun kann. Am Wochenende kann ich nicht. Samstag muss ich
arbeiten und am Sonntag bin ich schon verabredet. Wie sieht es denn bei dir am
Montag aus, vielleicht in der Mittagspause. Gib mir doch mal deine Handynummer,
oder ist es immer noch die gleiche? Wir könnten uns in der Sushibar Blue
Marlin neben Karstadt treffen. Wegen der Uhrzeit rufe ich dich noch an, du
weißt ja, dass es auch passieren kann, dass wir uns plötzlich doch nicht sehen
können. Ich werde aber versuchen, nichts dazwischen kommen zu lassen.“
Ich war einverstanden, und
bestätigte, dass meine Handynummer immer noch die gleiche war. Ich bedankte
mich bei ihm und legte auf.
Wenn das so weitergeht werde
ich noch zum Alkoholiker, dachte ich und ging zum wiederholten Male zum
Kühlschrank, um mir ein weiteres Glas Rosé einzuschenken.
Ich setzte mich wieder auf die
Couch und mein erster Gedanke war – ich lebe noch. So schlimm war es doch gar
nicht. Er hatte in einem Nebensatz erwähnt, dass er am Sonntag verabredet war.
Hatte er eine neue Freundin? Es durfte mich nicht mehr interessieren. Und doch
tat es das.
22
„Dieses Luder.“ Auch wenn er zugeben musste, dass es ihn
nur noch zusätzlich aufgegeilt hat, dass sie dazwischen kam. Er hatte sich die
Situation so schön vorgestellt. Zwei junge Rehe, im Dunkeln auf der Straße. Es
wäre zu schön gewesen. Diese jungen Dinger. So etwas machte ihn richtig an.
Hatte sie mich erkannt, fragte
er sich für einen Moment voller Sorge. Aber meine Tarnung war hoffentlich gut
gewesen. Sie hat bestimmt geglaubt, dass es ein x-beliebiger älterer Mann war.
Ja, gut so.
Er ging in Gedanken noch einmal
zurück zu den beiden Mädchen. Er war sich sicher, dass sie ihn gar nicht
bemerkt hatten. Er hatte sich schließlich große Mühe gegeben, lautlos an sie
herantreten. Wer weiß wie sie reagiert hätten, wenn sie ihn bemerkt hätten,
aber es hätte auch das Spiel spannender und geiler gemacht. Beim nächsten Mal
wünschte er sich mehr Glück zu haben.
Er malte sich aus, wie er die
beiden Mädchen in ein Gespräch verwickelt und ihnen einen spannenden
Video-Abend versprochen hätte. Worauf standen denn solche jungen Mädchen? Er
musste sich unbedingt vorher darüber Gedanken machen. Am besten ging er mal in
eine Videothek und fragte da unter einem Vorwand, was junge Mädchen so richtig
begeisterte. Idealerweise würde er ihnen dann einen Film versprechen, der
brandaktuell und in einer Sonderfassung vor dem eigentlichen Erscheinungstermin
des Videos bei ihm zu Hause wartete. Es würde bestimmt klappen. Die jungen
Dinger waren so wild auf riskante Erlebnisse, dass es sicherlich nicht schwer
werden würde, sie zum Mitgehen zu überreden.
Oh, schon allein der Gedanke
daran geilte ihn auf. Er bekam schon wieder eine Erektion.
Eigentlich war alles zu seiner
Zufriedenheit gelaufen. Obwohl er bei seinem Vorhaben gestört worden war, hatte
er unter seinem Mantel eine volle Erektion bekommen und hatte noch auf der
Straße, ein Stück weit entfernt von den beiden ahnungslosen Mädchen
masturbiert, was das Zeug hielt. Er konnte sich nur mit Mühe beherrschen, im
Lichtschatten der Laterne nicht laut aufzustöhnen. Es durfte auf keinen Fall
passieren, dass ihn dabei jemand entdeckt. Doch bevor es zu einem Samenerguss
kam, musste er das Ganze abbrechen. Ausgerechnet jetzt trat ein Hundebesitzer
aus einer nahen Haustür heraus und kam schnellen Schrittes den Bürgersteig in
seine Richtung.
Er hatte es gerade noch
geschafft, sich so zu drehen, dass der andere Mann höchstens glauben musste, er
pinkele. Erwischt zu werden, das hätte ihm
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