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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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jetzt mit im Raum
gewesen wäre, mit bloßen Händen erwürgt
hätte.

    7

    Mac kehrte am späten Nachmittag des folgenden Tages
zurück. Marlowe arbeitete gerade an einem der Lastwagen, da
hörte er das Brummen des Motors. Er richtete sich auf und wischte
die Hände an einem alten Lappen ab, als Mac direkt in die Scheune
fuhr und stoppte. Er stellte den Motor ab und sprang aus dem
Fahrerhaus.
    »Sie haben ihn also wieder?« fragte Marlowe den Jamaikaner.
      Mac schüttelte den Kopf. »Das schon, aber
als die Polizei ihn gefunden hat, war die Ladung weg. Mann, das tut mir
wirklich furchtbar leid.«

  Marlowe bot ihm eine Zigarette an. »Machen Sie
sich keine Vorwürfe. Mir wäre genau dasselbe passiert.«
    »Wie geht's dem alten Herrn?« erkundigte sich Mac.
      Marlowe riß ein Streichholz an und gab ihm
Feuer. »Nicht besonders. Er hat es sich ziemlich zu Herzen
genommen, und außerdem ist es schlimmer geworden mit seinem
Rheuma. Er liegt im Bett.«
      »Das wird ihm das Kreuz brechen«, sagte Mac bitter. »Diese verdammten Schweine.«
      »Denken Sie jetzt nicht an die«, erwiderte
Marlowe. »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Mac breitete ratlos die Arme aus.
»Das ist ja das Verrückte. Es ist eigentlich nichts
passiert. Ich war ungefähr drei Stunden gefahren, als ich zu
diesem Café in der Nähe von Peterborough kam. Ich habe
geparkt – fünfzehn Lastwagen standen schon da – und
bin reingegangen, um eine Tasse Tee zu trinken und ein Sandwich zu
essen. Als ich eine Viertelstunde später wieder rausgekommen bin,
war der Lastwagen weg.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
      »Ich bin zur Polizei gegangen. Der Sergeant, der
den Fall bearbeitet hat, war ein netter Kerl.« Mac lachte kurz.
»Er hat mir gesagt, daß sowas jede Nacht irgendwo an der
Straße nach London passiert.«
      Marlowe nickte. »Da hat er völlig recht.
O'Connor war verteufelt schlau. Keine Straßensperre, kein
Überfall, keine Prügelei. Überhaupt nichts Dramatisches.
Für die Polizei ist das eine reine Routinesache, und er
weiß, daß wir sie nicht vom Gegenteil überzeugen
können.«
      Mac nickte seufzend. »Sie haben den Lastwagen
heute morgen gegen zehn gefunden. Er stand in einer Seitenstraße,
etwa fünfzehn Kilometer von dem Fernfahrercafé
entfernt.«
      Marlowe lehnte sich gegen die Mauer, die Stirn
nachdenklich gerunzelt. Nach einer Weile sagte er: »Mac, was
macht O'Connor sonst noch außer dem Obst- und
Gemüse-Handel?«
      Mac zuckte die Achseln. »Er hat eine Kiesgrube.
Die läuft ganz gut. Aber in der Hauptsache ist er
Spediteur.«
      Marlowe schüttelte ungeduldig den Kopf.
»Ich meine nicht seine legalen Geschäfte. Was macht er
außerhalb der Legalität? Papa Magellan hat mir erzählt,
daß er während des Krieges einen ziemlich schlechten Ruf
hatte.«
      Mac schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich
war nur fünf, sechs Wochen bei ihm.« Er zog die Stirn kraus
und kniff die Augen zusammen. »Ich bin sicher, daß er einen
Haufen krumme Dinger dreht, aber es hat mich nie jemand in diese
Geschichten eingeweiht.«
      Marlowe war enttäuscht. »Ein Jammer«,
sagte er. »Ich hatte gehofft, Sie wüßten vielleicht
was.«
      Macs Miene hellte sich plötzlich auf. »He,
Sekunde! Da ist noch diese Garage an der Straße nach
Birmingham.«
    Marlowes Interesse war sofort geweckt. »An der Straße nach
    Birmingham?« sagte er. »Das ist auf der anderen Seite von Barford. Und – was geht da vor?«
      »Das ist das Problem«, erwiderte Mac.
»Ich weiß es nicht. Aber es ist schon verdammt
merkwürdig. Nur Monaghan und der harte Kern dürfen in die
Garage. Ein-, zweimal bin ich hingeschickt worden, weil ich was von
O'Connor ausrichten sollte, und die haben mich nicht mal durch die
Tür gelassen.«
      Marlowes Augen verengten sich, und er sagte leise:
»Nicht mal durch die Tür, ja?« Er grinste und klopfte
dem Jamaikaner auf die Schulter. »Ich glaube, wir schauen heute
abend bei denen vorbei, Mac. Was meinst du – ich darf doch du
sagen?«
      Mac lächelte. »Klar. Und wir schauen auch
heute bei denen vorbei. Was diesen Leuten schadet, ist mir ein reines
Vergnügen, Mann.«
      Marlowe grinste. »Wunderbar. Dann komm mit rein
und iß was.« Als sie auf das Haus zugingen, fügte er
hinzu: »Aber sag dem alten Herrn und Maria nicht, wohin wir heute
abend fahren. Vor allem Maria nicht. Ich erkläre ihnen das schon
irgendwie – überlaß es mir.«
      Mac schien etwas verdutzt zu sein, nickte aber.

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