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Gespenster um Al Wheeler

Gespenster um Al Wheeler

Titel: Gespenster um Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ihnen gut, Al ?« fragte sie mit halblauter Stimme.
    »Klar .« Ich blinzelte sie an. »Warum auch nicht?«
    »Diese gräßlichen Männer«, sagte sie unzusammenhängend, »und dieser Amok laufende Leichenhauswart .« Sie holte tief Luft, und ihre weiße Bluse blähte sich wie
das stolze Segel eines Schifies . Und ich wußte
plötzlich, weshalb Segelboote meistens weibliche Namen haben — sie haben, genau
wie Annabelle, wundervoll geschwungene Kurven.
    »Ich habe an der Tür draußen
gehorcht, während Sie mit ihnen drin im Büro des Sheriffs waren«, fuhr sie in
einem sich überstürzenden Redefluß fort. »Sie waren
wunderbar, Al! Einfach wunderbar!«
    »Wirklich ?« sagte ich vorsichtig.
    »Wie Sie mit diesem gräßlichen bösartigen Mann, diesem Martinelli ,
umgesprungen sind .« Sie seufzte tief, und es schien,
als ob ihre Bluse plötzlich von einem Passatwind erfaßt worden wäre. »Ich
dachte im Ernst, Sie erschössen ihn an Ort und Stelle, und ich hätte hurra
geschrien .«
    Ich schielte sie mißtrauisch
an, beugte mich dann über den Schreibtisch und schnupperte. Wenn sie einen
sitzen hatte, so mußte es sich um Wodka gehandelt haben, denn ich konnte keinen
Alkohol riechen. Es gab also nur einen Weg, herauszufinden, ob sie sich auf die
bisher niederträchtigste Weise über mich lustig machte oder ob sie es ernst
meinte. Ich mußte sie einer scharfen Prüfung unterziehen.
    »Annabelle, Süße«, sagte ich
freundlich, »stehen Sie auf. Ja?«
    »Gern.« Sie stand auf und
blickte mich mit einem Ausdruck in den Augen an, der an schmelzende Eiscreme
erinnerte.
    »Drehen Sie sich tun«, sagte ich
zu ihr, und sie drehte sich gehorsam um.
    »Sie haben einen Radiergummi
auf den Boden fallen lassen«, sagte ich tadelnd.
    Sie bückte sich, um den gar
nicht existierenden Radiergummi aufzuheben, und ich kniff sie fröhlich und ein
klein bißchen gemein in die Hinterfläche . Dann hielt
ich den Atem an.
    Sie richtete sich langsam auf
und brach in gewaltiges Gekicher aus, während sie sich mir wieder zuwandte.
Ihre zarten Wangen waren leicht gerötet, und sie blinzelte mir sittsam zu. »Oh,
Al .« Wieder kicherte sie. »Sie sind schrecklich
ungezogen .«
    »Mehr haben Sie dazu nicht zu
sagen ?« fragte ich vorsichtig.
    »Nun...« Sie blickte zimperlich
auf ihre Füße hinab. »Sie erwarten doch wohl kaum von einem wohlerzogenen
Mädchen aus dem Süden, daß sie zugibt, es hätte ihr Spaß gemacht, oder ?«
    »Und Sie verspüren keinen
Drang, mir mit dem Eisenlineal eines über den Schädel zu geben? Nichts
dergleichen ?« brachte ich mühsam heraus.
    »Mädchen wie ich sind dazu
geschaffen, große Helden wie Sie zu bewundern«, murmelte sie.
    »Haben Sie morgen
abend etwas vor, Annabelle ?«
    »Nicht das geringste«, sagte
sie eifrig. »Nicht das allerallergeringste.«
    »Dann verabreden wir uns also ?«
    »Und ob wir uns verabreden!«
    »Ich dachte, wir könnten
vielleicht irgendwo zu Abend essen und dann in meine Wohnung gehen«, sagte ich
vorsichtig. »Ich könnte ein paar Platten auflegen, und wir könnten auf der
Couch sitzen und — äh — zuhören .« Ich grinste boshaft.
»Wie wär’s damit ?«
    »Al Wheeler«, sagte sie mit
einem beinahe ehrfürchtigen Unterton in der Stimme. »Ich kann nur betonen, Sie
haben die herrlichsten Einfälle, die je ein Mann gehabt hat .«
    »Ich hole Sie gegen acht Uhr
ab«, sagte ich heiser und trottete ins Büro des Sheriffs, wobei ich mich
fragte, ob ich jetzt plötzlich den Stein der Liebe entdeckt hatte — ein
Gegenstück zum Stein der Weisen, sofern man sich etwas aus schweren
Metallstücken macht — oder ob ich plötzlich den Verstand verloren hatte und es
sich hier um einen Wachtraum handelte.
    Der Blick, den mir Sheriff Lavers zuwarf, als ich mich ihm gegenübersetzte, besagte
deutlich, daß, verglichen mit mir, Benedict Arnold noch ein ehrenhafter,
redlicher und seine Loyalität wie einen schimmernden Schild vor sich her
tragender Mann gewesen sei. Lavers zündete sich eine
Zigarre an, wobei er seinen voll Haß erfüllten Blick vorübergehend auf das
Streichholz richtete... und sog dann tief den Rauch ein, um mich anschließend
in eine undurchdringliche Wolke schwarzen Qualms zu hüllen. Ich konnte ihn für
eine ganze Weile nicht sehen, aber seine Stimme wäre auch durch verstärkte
Betonwände gedrungen.
    » Gestern
morgen «, sagte er, und es klang, als handle es sich um die Ansprache des
Präsidenten, »habe ich Ihnen einen Auftrag erteilt — einen heiklen Auftrag —

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