Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
du verführst, wirst du dich verlieben. Und keiner wird deine Liebe jemals erwidern. Für diesen Job eignest du dich nicht.«
»Das werde ich erst wissen, wenn ich es versucht habe.«
»Sicher findest du bei ACRO eine andere Arbeit.«
»Spezielle Fähigkeiten besitze ich nicht. Nur meine äußere Erscheinung. Und eine untergeordnete Tätigkeit will ich nicht mehr ausüben. Ich muss endlich herausfinden, wofür ich geschaffen bin.«
»Und du glaubst, das ist Sex im Dienst von ACROs Plänen?« Lourdes hob die Brauen. »Hier gehört das zu den schwierigsten Jobs. Weißt du, wie viele Verführer und Verführerinnen sich versehentlich verlieben – insbesondere, wenn sie mit einem Fall langfristig betraut sind? In dieser Abteilung gibt es mehr gebrochene Herzen, als ich es mir überhaupt vorstellen will.«
»Dann passe ich großartig zu euch«, behauptete Marlena und schaute ihr beschwörend in die Augen. »Ich bin ein Gewinn für dein Department. Das weiß ich.«
»Und ich weiß, dass eine verliebte Frau ihre Geheimnisse dem falschen Mann verraten könnte.«
»Niemals würde ich ACRO hintergehen. Mein Problem ist rein privat. Jahrelang habe ich mein gebrochenes Herz vor den Männern verborgen. Und du kannst mir helfen, diese Fähigkeit zu perfektionieren«, fügte Marlena hinzu und sank in einen der Ledersessel.
Lourdes gab sich geschlagen, weil ihr vorerst keine weiteren Gegenargumente einfielen. Aber Marlena wusste, was für ein steiniger Weg ihr bevorstand.
»Also gut«, seufzte Lourdes. »Ich telefoniere mit Devlin. Dann fangen wir an.«
26
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ES WAR AN DER ZEIT FÜR EINE BEGEGNUNG mit dem Boss.
Devlin O’Malley hatte Ulrika zu sich bestellt, und sie gestand sich ein, dass ihre Nerven blanklagen. Gewiss, Trance hatte sie auf dieses Gespräch vorbereitet. Aber seit ihrer Ankunft war erst eine Woche verstrichen, und sie fand, sie hätte sich noch nicht lange genug eingelebt.
Nun stand sie neben Neema vor der Tür des Chefbüros und starrte den Türknauf an, als könnte er sie beißen.
»Gehen Sie nur hinein«, sagte die Assistentin freundlich – laut Neema ein neues Mädchen namens Christine. »Er wartet.«
Nach einem tiefen Atemzug betrat Rik das Büro. O’Malley saß hinter seinem Schreibtisch, die braune Igelfrisur voller Rillen. Offenbar fuhr er immer wieder mit seinen Fingern hindurch.
»Setzen Sie sich, Miss Jäger. Darf ich Sie Ulrika nennen?«
»Ja, natürlich.« Sie sank in einen komfortablen Ledersessel. »Auch Rik wäre okay.«
»Ich bin Dev.«
»Eh – freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Haben Sie sich eingewöhnt? Fühlen Sie sich wohl?«
Sie nickte. »In meinem Quartier gefällt es mir sehr gut. Trance hat recht, mein Zimmer ist viel besser als der Käfig.«
In den braunen Augen las sie tiefes Mitgefühl. Sofort bereute sie ihre Bemerkung mit dem Käfig. Niemand sollte sie bemitleiden, schon gar nicht jetzt, da sie ein neues Leben begann und die Vergangenheit mit jedem Tag in weitere Ferne rückte.
Das verdankte sie vor allem Trance, und sie musste ein Lächeln bezwingen, als sie überlegte, wie eifrig er sich um sie bemühte, sodass ihre ganze Zeit entweder mit dem Training oder aber mit ihm ausgefüllt war. Dadurch lenkte er sie von bösen Erinnerungen ab, und er machte das alles verdammt gut. So begleitete er sie auf ihrem Weg in die Zukunft.
»Hat Neema Ihnen erklärt, warum Sie hier sind?«, fragte Dev.
»Sie sagte, Sie würden mich zu nichts zwingen, was ich nicht will.«
In seinen Sessel zurückgelehnt, legte er die Fingerspitzen aneinander. »Das klingt so, als würden Sie es nicht glauben.«
»Keine Ahnung, was ich glauben soll«, gab sie zu. »Wenn ich niemanden töten will – was werden Sie mit mir machen?«
»Sicher wird sich etwas finden. Die kryptozoologische Abteilung ist ganz verrückt nach Ihnen.«
Rik gefror das Blut in den Adern. Würde man sie auf einem Tisch festbinden und in ihrem Gehirn herumstochern? »Warum?«
»Weil die Wissenschaftler hoffen, mit Ihrer Hilfe andere Kryptiden zu entdecken. Sie sind weltweit der einzige bekannte Mensch, der eine tierische Form annehmen kann. Deshalb möchten sie Ihre speziellen Fähigkeiten auf der Suche nach ähnlichen Geschöpfen nutzen.«
»Oh.« Sie entspannte sich, denn das hörte sich interessant an. Und nicht nach Gewalt.
Eine Zeit lang musterte er sie schweigend. Sie fragte sich plötzlich, welches besondere Talent er besitzen mochte, denn sie gewann den deutlichen Eindruck, er würde versuchen, ihre
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