Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
können für alles, was damals geschehen war. Oz hatte ihm das Leben gerettet – mehr als das eine Mal –, und er tat es erneut, in der Gestalt des jungen Mannes, der gerade in Devs Bett schlief. Im richtigen Schlafzimmer, nicht im Gästezimmer.
Ja, jetzt musste er zu Gabriel zurückkehren, es war an der Zeit.
In letzter Sekunde fiel ihm die Nachricht auf – schwarze Tinte auf einem Blatt Papier. Oz’ Handschrift.
So sollte es immer sein, so war es von Anfang an bestimmt. Ich habe nichts getan, was am Tag deiner Geburt nicht für dich geplant war.
O
P. S.: Könntest du dafür sorgen, dass Trance dieses Auto bekommt? Die gleiche Marke, die Arthur fuhr, als er mit Trances Mom zusammen war.
Den Verlust der Beziehung zwischen Trance und seinem Vater würde das nicht wettmachen. Aber es war wenigstens eine Verbindung zur Vergangenheit. Wie wichtig das war, wusste Dev. Und so blickte er zum Himmel auf. Seine Lippen formten ein stummes Danke .
Da oben würde seine Verbindung zu Oz immer bestehen bleiben – aber lose genug, um ihm ein neues Glück zu gestatten. Es war an der Zeit.
NACH DEM FLUG IN EINEM PRIVATJET von ACRO zu MLs Anwesen in Florida schlief Meg eine Ewigkeit. Vierundzwanzig Stunden, wie es ihr erschien. Mochte es auch so gewesen sein, das interessierte sie nicht. Sie lag im Bett, hinter geschlossenen Jalousien, und ihr Computer blieb aus. Schließlich bestand ML darauf, dass sie etwas aß, und er schickte sein Personal sogar mit einem Tablett zu ihr, das mit ihren Lieblingsspeisen beladen war. Meeresfrüchte und Pommes frites sollten sie in Versuchung führen.
Eine vergebliche Hoffnung. Aber sie stand kurz auf und holte ihren Laptop, legte sich wieder hin und öffnete ihn. Das vertraute Gefühl ihrer Fingerspitzen auf der Tastatur tröstete sie. Und zwanzig Minuten später aß sie sogar, während sie tippte.
Bis Ryan auf ihrem IM-Bildschirm auftauchte – da fiel ihr gleich die Gabel aus der Hand, landete klirrend auf dem Teller und wahrscheinlich irgendwo am Boden. Das bekam sie nicht mit, und es kümmerte sie kein bisschen. Hastig schaltete sie den Bildschirm aus und schob den Laptop beiseite.
»He, Schwesterchen, darf ich reinkommen?« Sie blickte zu ihrem Bruder auf, der sein übliches Hawaiihemd und Bermudas trug. Lose hing sein blondes Haar auf die Schultern. Ein Surfertyp, ein Geldwäsche-Millionär, in dessen Brust ein gebrochenes Herz pochte, seit er siebzehn Jahre alt war.
»Warum bist du doch noch immer nicht über Rebecca hinweggekommen, Mose?«
Dieser Frage nach seiner Exfreundin wich er aus, und das verriet ihr alles, was sie wissen musste. »Natürlich war es mir längst klar – Ryan hat es also mit dir getrieben.«
»Das ist keine Antwort, Mose«, mahnte sie, als er auf die leere Hälfte des Kingsize-Betts sank. Hastig drehte sie den Computer herum, damit er den dunklen Bildschirm nicht sah. Darauf blinkte immer wieder Ryans Bitte, sie möge mit ihm chatten. »Ich war dabei, als du auf Rebecca gewartet hast. Sie kam nicht, und du …«
»Ja, ich war stinksauer.«
»Bitte, Mose.«
»Okay, sie hat mir das Herz gebrochen«, seufzte er. »Wie gern würde ich mir einbilden, das hätte ich überwunden, aber – verdammt, sie hat’s geschworen. Und ihr Wort nicht gehalten. Über sie bin ich hinweg. Nur nicht über ihre Falschheit. Okay?«
»Genauso hat dieser Kerl Mary behandelt. Die Welt hat er ihr versprochen und sie dann allein im Krankenhaus sterben lassen«, fügte sie in bitterem Ton hinzu und sah, wie Mose die Hände zu Fäusten ballte.
»Hat Ryan dir auch was versprochen?«
Da ihr die Stimme nicht gehorchte, nickte sie nur.
»Ich hätte ihn eben doch gleich bei ACRO ins Jenseits befördern sollen.«
»Vielleicht.« Sie klappte ihr Laptop zu. »Übrigens, ich möchte nichts mehr klauen.«
Erschrocken runzelte ihr Bruder die Stirn. »Willst du etwa ein ehrbares Leben führen?«
»Keine Bange, ich werde nicht versuchen, dich zu bekehren.«
»Bleibst du hier bei mir – wenigstens, bis du Interpol los bist?« Die Sorge in seiner Stimme passte zu seinem düsteren Blick.
»Einen anderen Zufluchtsort gib es ja nicht. Ja, ich bleibe hier.«
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D EVLIN LIESS TRANCE SCHON BEI TAGESANBRUCH wecken und beorderte ihn in sein Büro – wegen einer dringenden Angelegenheit.
Eine halbe Stunde später hatte Trance sein Morgentraining absolviert, geduscht und sich angezogen. Im Vorzimmer des Chefbüros begrüßte ihn eine Frau namens Christine. Erstaunt hob er die Brauen.
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