Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
Gedanken zu lesen.
»Wie geht es Ihnen, Rik? Wie Kira mir erzählt hat, fällt es ihr immer noch schwer, Ihre andere Hälfte zu erreichen. Immerhin meinte sie, das Tier sei inzwischen ruhiger.«
»Cujo«, sagte sie lächelnd, und Dev blinzelte.
»Wie, bitte?«
»So nennt Trance meine Wölfin.«
»Ah … Wissen Sie, wer Cujo ist?«
»Ein tollwütiger Hund in einem Horrorroman.« Sie zuckte die Achseln. »Bei Itor kam ich nur selten dazu, Bücher zu lesen.«
»Was für einen interessanten Humor Trance doch hat«, murmelte Dev. »Ist Ihr – Cujo wirklich ruhiger?«
»O ja, aber außer Trance mag sie noch immer keine Männer. Wenigstens dreht sie in ihrer Nähe nicht mehr durch.« Zum Beispiel jetzt. Die Wölfin war misstrauisch. Doch ihr Fell sträubte sich nicht.
»Gut.« Dev nickte. »Also wären Sie bereit, ein bisschen zu arbeiten?«
Sofort sträubte sich das Fell. Riks Augen verengten sich. »Was für eine Arbeit wäre das denn?«
Beschwichtigend hob er seine Hände. »Nichts Gefährliches«, beteuerte er und schob ein dickes Album über den Schreibtisch zu ihr hinüber.
»Was ist das?« Sie griff danach.
»Darin finden Sie die Fotos aller vermissten oder toten Agenten, die unter etwas mysteriösen Umständen verschwunden sind.«
Rik zog ihre Hand so abrupt zurück, dass ihr Ellbogen gegen die Armstütze ihres Sessels stieß. »Warum zeigen Sie mir das?«
»Weil wir Klarheit brauchen. Tut mir leid, Rik, so verfahren wir immer, wenn wir jemanden rekrutieren, der uns früher vielleicht geschadet hat. Was mit diesen Agenten geschehen ist, müssen wir herausfinden. Das verdienen sie.« Er wies auf das Album. »Bitte. Wenn Sie etwas über diese Personen wissen, informieren Sie mich. Auf Rache sinnen wir nicht – wir wollen nur die Wahrheit wissen.«
Ihr drehte sich der Magen um. Verzweifelt ließ sie ihren Blick durch das Büro schweifen. Gab es irgendwo einen Abfalleimer? Womöglich müsste sie gleich erbrechen. Wie sie sich entsann, hatte sie einen ACRO-Agenten getötet. Vielleicht noch andere … Nicht immer hatte Itor ihr verraten, wer die Zielpersonen waren, auf die sie angesetzt worden war.
Schließlich griff sie erneut nach dem Fotoalbum. Als sie es öffnete, hämmerte ihr Herz schmerzhaft gegen die Rippen. Auf der ersten Seite sah sie das Bild einer Frau, die sie nicht kannte, auf der zweiten einen Mann, ebenfalls unbekannt. Und so weiter.
Bis sie zur zwanzigsten Seite kam. Wie in einem Albtraum, der zu neuem Leben erwachte, starrte sie das Gesicht des Agenten an, den sie in Ecuador getötet hatte. Ein Excedosapien. Arthur Scott. Attraktiv, mit Augen, die vertraut wirkten. Vermutlich, weil sie ganz nahe gewesen war, als sie ihm das Messer in die Brust gestoßen hatte.
Die Wimpern gesenkt, nickte sie und hörte das Kratzen eines Bleistifts auf Papier, dann Devs leise Stimme, die sie aufforderte, weiterzublättern.
Als sie gehorchte, wurde ihr Mund trocken. Gott sei Dank, nicht noch einer … Und doch, es war einer zu viel.
»Nur der eine«, flüsterte sie und klappte das Album zu.
Wie Devs Miene bekundete, hatte sie ihn nicht überrascht.
»Sie wussten es schon.«
»Nun, ich habe es vermutet. Wir dachten an wilde Tiere – und nachdem wir von Ihnen gehört hatten …«
Der Satz blieb unvollendet. Dankenswerterweise sprach er nicht weiter. Irgendwie schien er nach innen zu blicken, er war an einem Ort, wohin sie ihm nicht folgen konnte. Darüber war sie froh.
Denn er wirkte zutiefst erschüttert.
»Tut mir leid.« Seine heisere Stimme bebte.
Am liebsten wäre sie davongeschlichen und zu Trance geflohen. So wundervoll wäre es, wenn er einfach jetzt in dieses Büro käme und sie entführte – irgendwohin, wo sie ganz allein wären!
Dev stand auf und ging zur Tür. »Sehr interessant, unser Gespräch.«
Offensichtlich war sie entlassen. Auch sie stand auf. »Tut mir ehrlich leid.«
»Das weiß ich.« Er öffnete die Tür. »In ein paar Wochen melde ich mich wieder bei Ihnen, um mich über Ihre Fortschritte zu informieren. Wenn Sie irgendetwas brauchen, zögern Sie nicht und fragen Sie danach. Neema oder Kira werden Ihnen helfen.« Mit ernsten Augen hielt er ihren Blick fest. »Wir werden für Sie sorgen, Ulrika.«
Seltsamerweise glaubte sie ihm.
BEVOR DEV SEIN GESICHT IN DEN HÄNDEN VERBARG, wartete er, bis Rik das Büro verlassen hatte. Die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, schirmte er seine Augen gegen die Umgebung ab und ließ seinen Gedanken freien Lauf.
Das wusstest
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