Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
– wie sollte er mit ihr reden, geschweige denn, ihr jemals verzeihen?
Bedrückt starrte sie zu dem Wald hinüber, in dem er verschwunden war, immer noch versucht, ihm zu folgen. Jetzt nicht. Später. Ja, später würde sie ihn zwingen, ihr zuhören, alles zu verstehen. In ihrem Leben hatte sie schon zu viel verloren.
Und sie wollte ihn nicht auch noch verlieren.
28
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RYAN STAND AUF TRANCES VERANDA UND WARTETE. Mehrere Minuten lang hatte er gegen die Tür gehämmert, und er überlegte, ob er das Schloss aufbrechen sollte, denn er wusste verdammt gut, dass der Excedo daheim war.
Endlich öffnete Trance die Tür. Wie elend der Typ aussah – unrasiert, das Haar zerwühlt. Dunkle Schatten umrahmten die blutunterlaufenen Augen.
»Wow.« Ryan musterte den Excedo von den nackten Füßen über die fadenscheinigen Jeans bis zum zerknitterten T-Shirt hinauf. »Eine Protestaktion gegen Duschköpfe?«
»Leck mich.« Trotz der harschen Aufforderung ließ Trance den Besucher ein.
Ryan ging ins Wohnzimmer, steuerte geradewegs den DVD-Player an und schob eines seiner Sex-Videos hinein.
Die Arme verschränkt, blieb Trance auf der Schwelle stehen und lehnte am Türrahmen, als würde er sonst umkippen. »Haben wir ein Verabredung zum DVD-Gucken? Daran erinnere ich mich gar nicht.«
»Behalt deinen Schwanz in der Hose, Romeo.« Ryan drückte die Starttaste und trat zurück. »Was weißt du darüber?«
Trance riss die Augen auf und stieß sich vom Türpfosten ab. »Eins weiß ich – wenn du hier aufgekreuzt bist, um Pornos mit mir zu gucken, hast du dir einen Arschtritt verdient. Verdammt, das bist ja du! Schalt’s ab! Das muss ich nicht sehen.«
»Nun?« Ryan drückte die Stopptaste.
»Nun – was?« Trance erschauerte. »Du meine Güte, jetzt werd ich mir die Augen ausstechen müssen.« Unter Stöhnen tappte er in die Küche, nahm zwei Bierflaschen aus dem Kühlschrank und öffnete sie. Eine gab er Ryan, bevor er die andere in einem Zug zur Hälfte leerte. »Erklärst du mir, warum du mich eben gerade so weit bringen musstest, dass ich einen Termin bei einem Gehirnwäscher brauche?«
»Sehr komisch«, murmelte Ryan. »Coole Art mit jemandem zu reden, der selbst eine richtige Gehirnwäsche hinter sich hat.«
»Ach ja, tut mir leid. Bist du deshalb hier?« Trance warf einen Blick auf den Fernseher. »Hoffentlich.«
Ryan nahm einen Schluck Bier und setzte sich auf einen Barhocker an der Theke. »Wann hast du rausgefunden, dass ich in die Zentrale von Itor eingedrungen bin?«
»Nachdem du für vermisst – beziehungsweise für vermutlich tot erklärt worden warst, weihte Dev uns ein.«
Das ergab einen Sinn. Allerdings dürfte der Boss seine Schuld an Ryans Schicksal verschwiegen haben. »Vor meiner Itor-Mission hat Dev mich zu dir geschickt. Warum, weiß ich nicht mehr.«
Trance nickte. »Welchen Auftrag du erledigen solltest, habe ich dabei aber nicht erfahren. Jedenfalls hast du gesagt, du bräuchtest für deine Tarnung einen extremen BDSM-Fetisch.«
»Und warum sollte ich mich deshalb an dich wenden?«
Voller Ironie hob Trance eine Braue. »Weil ich ein Experte für dieses Zeug bin.«
»Oh.« Diese Information beschwor in Ryans Fantasie Bilder herauf, die ihn an seinen eigenen Gehirnwäschetermin erinnerten. »Also war ich – in dieser Szene nicht aktiv, bevor ich zu dir kam?«
Trance verschluckte sich an seinem Bier. Bis er sich erholte, dauerte es eine Weile. »Mann, als du bei mir warst, dachtest du, Kerzen hätten nur einen einzigen Zweck.«
»Scheiße.« Irritiert runzelte Ryan die Stirn. Denn Trances Blick bedeuteten ihm: Ich verarsche dich nicht. Vielleicht stimmte es sogar. Er dachte an seine einstigen Beziehungen. Nur wenige, meistens eher belanglos. O ja, ziemlich öder Blümchensex.
Dann tauchten andere Bilder in seiner Erinnerung auf – Trance führte ihn in einen Club, zeigte ihm Videos, Websites. Endlose Recherchen.
»Um deine Rolle zu spielen, musstest du über den gebräuchlichen BDSM-Stil hinausgehen, Ryan. Deine sexuellen Fetische sollten die Grenzen akzeptabler Sicherheit überschreiten. Offenbar konntest du Itor nur mit einer vorgetäuschten Tendenz zu Folterungen anlocken.«
O Gott … Ryan fragte sich, ob es ihm bei Itor gelungen war, diese Fassade von seinem wahren Wesen zu trennen. Ein Wunder, dass er dabei nicht komplett durchgedreht war.
Eines wusste er jetzt immerhin. Glücklicherweise hatte er niemanden zu Tode gefoltert. Sein Job bei Itor hielt ihn meistens in einer
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