Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
ihm kamen und ihn gewaltsam entführten. Von diesem Tag an sprach er seinen richtigen Namen nie mehr aus, der verschwand in den ACRO-Akten, zusammen mit allen anderen Fakten seiner Vergangenheit. So lange war er ein Einzelgänger gewesen. Nicht einmal die Kameraderie in der Army hatte ihn von seiner Einsamkeit erlöst. Deshalb hatte ihm sein Job bei der Militärpolizei so gefallen, weil ihm klar war, dass sein Einzelgängerdasein ihn kaum in Versuchung führen würde, irgendwelche Kontakte zu knüpfen. Er durfte sich schließlich ohnehin nicht mit Strafgefangenen anfreunden. Viele andere MPs erlitten ein typisches Burn-out, nachdem sie einige Jahre in der Gefängnisszene gearbeitet hatten, und kehrten an die Kampffront zurück.
Keine Familie, nur wenige Freunde … Und die außergewöhnliche Kraft, über die er verfügte – sein spezielles Talent –, hinderte ihn selbst an den simpelsten Bezie hungen, die gar keine besondere Vorsicht erfordert hätten.
Seinen Vater hatte er nie gekannt. Immer wieder überlegte Trance, in welchem Ausmaß der Mann an seinem eigenen genetischen Rätsel beteiligt sein mochte.
Als Junge hatte er sich oft vorgestellt, sein Dad würde eines Tages auftauchen und alles in Ordnung bringen. Das geschah nicht, und eine Zeit lang schwankte er zwischen kaltem Hass gegen den Vater und dem inbrünstigen Wunsch, er würde ihn finden. Er hatte sogar die ACRO-Mitarbeiter gebeten, nach ihm zu fahnden. Das taten sie auch, doch bisher ohne Erfolg.
Während er heranwuchs, erzählte er den Leuten, sein Vater sei ein Geheimagent, ein mächtiger Mann, der den Menschen in aller Welt wertvolle Dienste erweise. Natürlich entging ihm die Ironie der Situation nicht, denn jetzt war er selber ein Geheimagent, der die Welt zu retten suchte.
Bei Trances Geburt war seine Mom erst sechzehn gewesen. Beharrlich weigerte sie sich, mehr über seinen Vater zu sagen als: der Bastard, der mich sitzengelassen hat . Kurz nach seinem zehnten Geburtstag starb sie an einer Drogenüberdosis. Da glaubte er, irgendwie würde sein Vater davon erfahren und sich endlich um ihn kümmern.
Diese Hoffnung musste er begraben. Von beiden Eltern verlassen, wurde er von einer Cousine zu einer Tante und dann zu anderen entfernten Verwandten weitergereicht – hauptsächlich, weil er ständig ohne jede Absicht in Schwierigkeiten geriet. Damals hatte er seine ungewöhnliche Kraft noch nicht gekannt, geschweige denn verstanden. Und immer wieder der Neue in der Schule, wurde er dauernd in Keilereien verwickelt.
Später bekamen die Frauen nicht genug von ihm. Zunächst gab er sich mit der D/s-Videospielszene zufrieden. Dort ging es vertraulich zu, und er hatte die meisten Partnerinnen auf Distanz halten können.
Jetzt aber lud er eine Frau zu sich ein. Er ließ sie hinein, im wahrsten Sinne des Wortes.
Er zerrte an den Kratzern auf seiner Brust, damit sie sich nicht schlossen und nicht heilten. Während neues Blut hervorsickerte, ein dünnes Rinnsal, gewann er seine Fassung zurück. Dann versuchte er sich zu entsinnen, wo die Betäubungswaffe versteckt war, die Kira ihm vor seinem Flug nach London gegeben hatte.
Falls das Biest rauskommt.
Wie der ACRO-Geheimdienst erforscht hatte, konnte Trance das Tier nicht unter seine Kontrolle bringen, sobald es erst einmal aufgetaucht war. Es würde sofort zum Angriff übergehen und alles verschlingen, was ihm im Weg stand. Deshalb stellte Ulrika eine so große Gefahr für die Gesellschaft dar. Und das war auch der Grund, warum ACRO diese Kräfte beherrschen und für seine Zwecke nutzen wollte. In den richtigen Händen wären sie von großem Vorteil.
Aber mit diesem verdammten Halsband war sie unberechenbar. Und nun steuerte sie sein Haus geradewegs an.
Da gab es ein Problem. ACRO hatte ihn davor gewarnt, die Betäubungswaffe zu benutzen, solange Rik nicht angekettet war – mit ihren eigenen Ketten, die sie zweifellos in ihrem Apartment verwahrte und benutzte, um sich selbst in Schach zu halten, wenn das Monstrum aus ihr herauszubrechen drohte. Da sie einzigartig war und keine Artgenossen existierten, wussten die Veterinäre und Ärzte bei ACRO nicht, ob die Betäubungswaffe überhaupt funktionieren würde. Deshalb mussten Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden.
Somit war Trance Raubtier und Beute zugleich.
Seine Muskeln schwollen an, er streckte sich und konnte genau spüren, an welchen Stellen er vorhin so schmerzhaft gefesselt worden war. Obwohl er wusste, es würde an seiner Tür klopfen
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