Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
Kopf hoch, schnürte ihr besagte Verzweiflung die Kehle zu und durchströmte ihre Adern wie flüssiges Feuer. Sie presste ihre Schenkel zusammen und fragte sich, ob der Mann wusste, wie schön er war.
Und warum saß er hier bei ihr?
Dunkle, glutvolle Augen – angespannte Muskeln, als wollte er jeden Moment aufspringen und davonlaufen … Eindeutig kein Wald-und-Wiesen-Computer-Nerd. Bei Weitem nicht.
»Gerade wird dein Apartment von Interpol durchsucht«, sagte er statt der traditionelleren Freut-mich-dich- zu-sehen-Begrüßung, die Meg erwartet hatte.
Den Rücken gestrafft, schloss sie den Deckel ihres Laptops mit einem lauten Knall und schwieg.
Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Dort liegt eine Notiz in deinem Kalender, die Adresse dieses Cafés, mit Bleistift geschrieben. Also nehme ich an, sie werden in knapp fünf Minuten hier sein und dich suchen.«
»Hörst du mir zu, Meg?«, fragte Mose.
»Ich muss dich zurückrufen«, erklärte sie ihrem Bruder in ruhigem Ton, ließ das Handy zuschnappen und fragte den Mann, der ihr gegenübersaß: »Was soll ich tun?«
»Komm mit mir, Coco, du hast mir einiges zu erklären.«
Coco. Plötzlich wusste sie es – der Mann, der ihr gegenübersaß, war Ryan. Und sie stand gleichsam mit dem Rücken zur Wand. »Warum sollte ich das tun, Ryan?«
Offenbar hielt sich seine Überraschung in Grenzen. Aber er ballte die Hände. »Also kennst du mich.«
Sie konnte kaum atmen. Früher hatte sie ihn gekannt – besser als sonst jemanden. Doch sie hatte sich so schmerzlich in ihm getäuscht. Das bewiesen die Narben in ihrem Herzen. Noch einmal würde sie ihm nicht vertrauen. »So gut, wie du mich kennst. Allerdings bist du fünf Jahre zu spät dran.«
Diese Anklage ignorierte er – zumindest tat er so. »Die Entscheidung liegt bei dir, ich oder die Polizei.« Lässig griff er nach ihrem Drink, zog am Strohhalm und nahm einen großen Schluck.
Aus den Augenwinkeln sah sie eines der grünweißen Autos, die stets Probleme signalisierten.
Die Polizei. Oder Ryan – der ihr vielleicht abdrehen würde, sobald er eine Gelegenheit dazu erhielt.
Nachdem sie von daheim ausgezogen war, hatte sie sich geschworen, nie wieder an einem Ort zu leben, wo man so viele Regeln befolgen musste. Lieber würde sie Risiken eingehen – lieber tot als gefesselt.
Sie stand auf und hielt ihm die Hand entgegen, um den Eindruck zu erwecken, sie wären ein Liebespaar, das eine wundervolle Mahlzeit auf der Caféterrasse genossen hatte.
Während Ryan zwischen Meg und dem Streifenwagen hin und her starrte, glaubte sie für einen kurzen Moment etwas hinter seinen Augen zu erkennen – etwas, das sie vor all den Jahren erträumt hatte. Und dann nahm er sie bei der Hand. In ihren Fingern fühlten sich seine kühl und stark an, und sie bezwang den flüchtigen Impuls, ihn zu bitten, er möge sie küssen – mit ihrem Körper tun, was er ihr vor so langer Zeit versprochen hatte. Und sie bitte nicht töten …
Okay, sie entschied sich für Ryan.
ERSTAUNLICHERWEISE MACHTE SIE IHM auf der Fahrt zum Flughafen keine Schwierigkeiten. Genauer ausgedrückt, sie sagte kein einziges Wort. Das fand er angenehm, denn er überlegte immer noch, wie er sie behandeln sollte. Selbst nachdem sie seelenruhig in dem Itor-Jet Platz genommen und sich angeschallt hatte, saß sie einfach nur da, beobachtete ihn und sah verdammt tapfer, süß und unschuldig aus.
Unschuldig, dass ich nicht lache …
Fluchend fragte er sich, wie er das Verhör beginnen sollte. Er hatte gehofft, wenn er ihr Gesicht sah und ihre Stimme hörte, würde seine Erinnerung auf magische Weise zurückkehren. Natürlich eine idiotische Vorstellung, und sie entsprach leider nicht der Wirklichkeit.
Während das Flugzeug auf dem Rollfeld dahinglitt, lehnte er sich in seinem Sitz ihr gegenüber zurück und war versucht, ihr Handschellen anzulegen – falls sie eine Dummheit machen sollte. Dann entschied er, sie sollte es versuchen, wenn sie dieses Spiel vorzog. Warum er das Sagen hatte, würde er ihr zeigen.
Vorerst schwieg er und schaute sie nur an, bis sie sich in ihrem Designer-Outfit zu winden begann. Hübsches Zeug, die richtigen Labels, die alle Welt sehen und voller Neid bewundern sollte. Mit dem Geld, das sie dafür ausgegeben hatte, könnte man ein ganzes kleines Land ernähren. Aber das war ihm scheißegal, er wollte nur wissen, wo er den Körper unter diesen Kleidern schon einmal gesehen hatte.
»Also …« Betont lässig rekelte er sich in
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