Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
Nachteil, nicht zu wissen wie tief. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als zu bluffen und herauszufinden, wie der genaue Auftrag des Typen lautete. Kidnappen oder töten?
»Hör mal, Dev hat mich beauftragt, dich zu unterstützen. Erzähl mir einfach, was ich machen soll.«
»Komisch – er hat mir gar nicht mitgeteilt, dass du nach London kommen würdest.«
Betont lässig zuckte Ryan die Achseln. »Nun, du weißt ja, wie er ist.«
»Allerdings. Deshalb bin ich ja so überrascht. Und warum du? Warum nicht Annika oder Akbar?«
Zum Glück war es ziemlich heiß in der Bar, denn Ryan würde gleich zu schwitzen anfangen. »Wegen meiner ganz persönlichen Vergangenheit«, erläuterte er und warf einen bedeutsamen Blick auf eine Vitrine voller Sexspielzeuge. »Außerdem war ich ohnehin in der Gegend – nachdem ich aus meinem Undercover ein Stück aufgetaucht bin.«
Die Augen des ACRO-Agenten verengten sich. Aber dann nickte er. »Was immer Dev sagt. Jetzt gehe ich erst mal unter die Dusche. Treffen wir uns in einer halben Stunde im Pub nebenan. Dort erkläre ich dir alles.«
»Okay«, stimmte Ryan zu, ohne die geringste Absicht, den Typ irgendwo zu treffen. Stattdessen würde er sich Ulrika einfach schnappen. Und falls das nicht klappen sollte, steckte zur Not der ferngesteuerte Detonator in seiner Tasche. So oder so, in den nächsten dreißig Minuten würde er seinen Auftrag erledigen. »Nur eins möchte ich jetzt schon wissen. Kennst du eine entflohene Agentin, die sich hier rumtreibt?«
BEVOR RIK AUF DIE KNIE SANK, wartete sie, bis Trance das Zimmer verließ. So fest war sie entschlossen gewesen, es auf die harte Tour zu versuchen und so wiedergutzumachen, was sie letzte Nacht bei ihrem Kontrollverlust in Trances Haus vermasselt hatte.
Glücklicherweise hatte sie nur die Kontrolle über ihre Gefühle verloren. Wäre es ihr misslungen, das Biest zu bändigen … Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und wünschte, sie wäre stärker gewesen, als sie ihn mit Syn, Cher und Blaise gesehen hatte. In unbändigem Zorn hatte sie sich bei den Sexspielen mit Trance zu grausigen Übertreibungen hinreißen lassen. Das Monstrum hatte sie sogar zu noch schlimmeren Extremen gedrängt. Jetzt wusste sie, warum – weil es in diesem Mann etwas gewittert hatte, das ihr fehlte.
Excedosapien.
Bei dieser Erkenntnis hatte sich alles in ihrem Kopf gedreht. Ihre Beine drohten einzuknicken. Außerhalb von Itor war ihr noch kein einziger Mensch mit speziellen Talenten begegnet. Aus einem ersten Impuls heraus wollte sie Trance töten oder davonlaufen. Doch sie spürte seine Schmerzen, die er unmöglich vortäuschen konnte, und aus dieser Vermutung entstand ihr Mitgefühl. Denn sie wusste nur zu gut, wie man sich als Kuriosität fühlte – wie schrecklich einsam.
Jetzt wusste sie außerdem, warum er in den Club kam. Er fürchtete seine eigenen Fähigkeiten, seine zerstörerische Kraft, und er musste lernen, diese Macht zu beherrschen. Was sie selbst anging, hatte sie eine Möglichkeit gefunden. Doch sie wünschte, es gäbe eine bessere Methode als Sex, Dominanz und die gelegentliche Jagd, um ihren inneren Dämon zu zähmen.
Sie hatte eben einfach Pech. Aber Trance musste das nicht durchmachen, denn sie konnte ihm helfen.
Natürlich war sie völlig verrückt, weil sie ihm das angeboten – oder weil sie überhaupt daran gedacht hatte. So viel konnte schiefgehen. Aber wenn sie stark war, die Beziehung professionell gestaltete und ihn nur hier im Club traf, würde es eventuell klappen. Vielleicht …
Ihre Nackenhaare sträubten sich. Sie duckte sich, schnüffelte nach etwas in der Luft. Da stimmte irgendwas nicht. Ihre Hand neben dem Schaft eines ihrer High-Heel-Bootys, schlich sie zur Tür. Sie trug immer eine Waffe bei sich. Diesmal steckte ein rasiermesserscharfes Stilett in ihrem Stiefel.
Abgesehen von einem Sicherheitsbeamten war der Flur menschenleer. Ihr Herz hämmerte so gegen die Rippen, dass es wehtat, als sie um die Ecke zwischen den Kundenräumen und der Bar bog. Alle ihre Sinne prickelten, ein eigenartiges Gefühl, das sie schon öfter empfunden hatte – bei jedem ihrer Aufträge im Dienst von Itor.
In der Bar herrschte buntes Treiben. Rik blieb nahe dem Eingang stehen und schaute sich nach Trance um. Sie entdeckte ihn neben einem unbesetzten Tisch, wo er stand und mit einem anderen Mann sprach. Seine Haltung wirkte angespannt, seine Aura strahlte Angst aus. Was den anderen Kerl betraf – er war die Quelle der
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