Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
beweisen. »Und dabei lassen wir’s bewenden.« Sie zeigte zum Straßenrand. »Halt da drüben, hier wohne ich.«
Nachdem er den Motor ausgeschaltet hatte, wandte er sich zu ihr. »Darüber muss ich noch mehr wissen.«
»Nicht jetzt, erst wenn wir in Sicherheit sind.«
»In Sicherheit? Wenn du mir gerade die Wahrheit erzählt hast, wirst du dich niemals sicher fühlen.«
Über ihr Rückgrat rann ein Schauer, denn soeben hatte er ausgesprochen, was sie sich selber nicht eingestehen wollte. Solange sie lebte, würde man sie jagen, immer würde sie in Gefahr schweben, niemals, niemals sicher sein.
Sie sprang aus dem Auto und lief zu ihrer Haustür. Zu stark war der Instinkt, in ihrem Schlupfwinkel unterzutauchen, und sie konnte ihn nicht bekämpfen.
Als sie die oberste Stufe der Veranda erreichte, holte Trance sie ein und packte ihr Handgelenk. »Rik!«
Knurrend fuhr sie zu ihm herum. »Rühr mich nicht an!«
Hastig ließ er sie los, zu spät. Überwältigt von der Witterung einer Gefahr, vom drohenden Kontrollverlust – noch dazu in der Nähe eines Alpha-Männchens, dem sie zu viel verraten hatte – drängte das Biest in die Freiheit. Die Zähne gefletscht, stürzte Ulrika nach vorn, ein roter Film verschleierte ihr Blickfeld. Einen Unterarm an Trances Hals gepresst, stieß sie ihn gegen den Verandapfosten.
»Fass mich niemals ohne Erlaubnis an! Niemals! Davor habe ich dich oft genug gewarnt.«
»Okay. Beruhige dich. Ich wollte dir nicht wehtun.« Obwohl der Ton entschieden war, klang seine Stimme dabei leise und sanft. Sein intensiver Blick bohrte sich in ihren, die Pupillen zu Stecknadelköpfen verengt. Da wurde sie von einer seltsamen Ruhe ergriffen, und das genügte, um das Monstrum an einem wütenden Sprung aus ihrer Haut zu hindern. Trotzdem wollte es immer noch ins Freie, und besänftigendes Gerede würde es nicht einlullen.
»Gehen wir rein«, zischte Rik. »Nun müssen wir beenden, was wir im Club begonnen haben.«
»Dafür fehlt uns die Zeit …«
»Das schaffen wir schon.« Sie entfernte ihren Arm von seiner Kehle und verfluchte sich selbst, weil er recht hatte. Doch sie durfte es keinesfalls riskieren, das Haus zu verlassen, bevor sie die Kontrolle zurückgewann. Bald würde sich die Bestie nicht mehr zügeln lassen, es war nur eine Frage der Zeit. Deshalb musste es jetzt geschehen. »Ich brauche Sex. Und hier habe ich das Sagen. Das musst du begreifen. Was du willst, spielt keine Rolle.«
Sein Blick verdunkelte sich, ein Zeichen seines inneren Konflikts. Was er dachte, wusste sie. Jetzt befanden sie sich nicht mehr im Club, und er musste ihr nicht dienen. Aber wahrscheinlich erkannte er auch etwas anderes – wenn es diese verrückten übernatürlichen Geheimorganisationen tatsächlich gab, würde er Rik vielleicht brauchen. Nach einer langen Pause nickte er zögernd, wobei er den Kopf kaum bewegte.
Mit fahrigen Fingern durchwühlte sie ihre Handtasche, auf der Suche nach den Schlüsseln, während die Angst einen harten Klumpen in ihrer Magengrube entstehen ließ. Wie sie das hasste, Zeit verschwenden zu müssen, die sie nicht hatten, und sie hasste es, Trance zu benutzen, ja dass sie ihn zwanghaft brauchte. Noch dazu weit vom Club entfernt. Seit der Entführung aus ihrem Zuhause war sie keinem Menschen so nahe gewesen wie ihm. Und je enger sie sich mit ihm verbunden fühlte, desto schlimmere Gefahren drohten ihnen.
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O GOTT, DAFÜR KONNTEN SIE SICH keine Zeit nehmen. Nur ganz leicht berührte Trance seine Brust, die Rik in der vergangenen Nacht blutig gekratzt hatte. Die Wunden waren längst verheilt.
Würde sie sich diesmal nicht mit Kratzern begnügen? Ihre Nerven lagen brach. Womöglich war sie bereit für die Verwandlung, aber sie kämpfte dagegen an. Und wenn Sex sie beruhigen würde, hatte Trance keine Wahl.
Während sie die Schlüssel suchte, sah er sich um. Gottverflucht, die Gegend wirkte wie eine einzige Kloake. Wenigstens musste Rik dank ihrer Veranlagung keine Schlägertypen fürchten. Er trat trotzdem näher zu ihr, als würde er die wahre Bedeutung ihrer »schrecklichen Wutausbrüche« nicht kennen, und mimte den Exbullen, der sie schützen wollte.
Die Coverstory über den ehemaligen Polizisten, die er ihr erzählt hatte, kam so nahe an die Fakten heran, dass er sich unbehaglich fühlte.
Endlich sperrte sie die Haustür auf, die er hinter ihnen schloss.
»Hier belästigt mich niemand.« Rik umklammerte seinen Arm und zerrte ihn praktisch durch den Flur.
Nun,
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