Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
behalten?
»Also wirklich, du bist das schrecklichste Entführungsopfer aller Zeiten«, seufzte er, und sie lächelte, als hätte sie ein zauberhaftes Kompliment gehört. »Gut. Komm mit mir. Vielleicht kannst du dich nützlich machen.« Da war er sich sogar ganz sicher. Wenn sie so viel über Itor wusste – verdammt, wahrscheinlich wusste sie über sein Leben weitaus mehr als er selber.
»Nun?«, fragte sie, und packte ihren Laptop und die Reisetasche. »Wohin?«
»Eine Frau töten.«
Prompt rutschte ihr der Laptop aus der Hand. Bevor er am Boden landete, fing Ryan ihn gerade noch rechtzeitig auf. »Was hast du gesagt?« Mit zitternden Fingern nahm sie ihm den Computer ab.
»Du hast es gehört.«
»Was hat sie denn verbrochen?«
»Keine Ahnung.«
»Dann wirst du sie also einfach so töten? Ohne stichhaltigen Grund?«
»Willst du mich nun begleiten, oder überlegst du dir’s noch anders?«
Wieder hob sie ihr Kinn, ihre Lippen bildeten einen schmalen Strich, der unbeugsame Entschlossenheit bekundete. »Nein. Ich werde endlich herausfinden, wer du bist. Gewiss nicht der Schurke, für den du dich hältst. Das will ich dir beweisen.«
Und da überraschte er Meg ebenso wie sich selber. Er neigte sich vor, fasste sie hinten am Kopf und presste seine Lippen auf ihre. Entrüstet wollte sie aufschreien, öffnete den Mund, und da schob er seine Zunge zwischen ihre Zähne. Der heiße, leidenschaftliche Kuss dauerte nur wenige Sekunden. Doch das genügte ihm, um zu erkennen, wie gewaltig er sich anstrengen musste, um seine Finger von ihr zu lassen. Fluchend trat er zurück.
»Hoffentlich hast du recht, Coco. Denn wenn du dich irrst, bin ich der Letzte, dem du Leib und Leben anvertrauen solltest.«
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ULRIKA HÄTTE GERN EIN STOSSGEBET gen Himmel geschickt, ob es die richtige Entscheidung war, Trance zum Haus seines Freundes zu begleiten. Aber sie hatte es längst aufgegeben zu beten.
Jetzt konnte sie nur hoffen, sie würde nicht die schlimmste Dummheit ihres Lebens begehen – und Trance würde nicht herausfinden, wofür ihre Ketten wirklich bestimmt waren.
Er hat mich befreit.
Unglaublich, was er da getan hatte. Sie war ihm aus geliefert, der Schlüssel für den Metallring um ihren Fußknöchel in seinem Besitz gewesen, ihr Leben hatte in seinen Händen gelegen. Wütend hatte sie ihren Leichtsinn verflucht. Hätte sie bloß besser aufgepasst. Doch sie war von den Manipulatoren abgelenkt worden, die sie an der Leine hielten – wenn auch nur an einer virtuellen.
Obwohl Trance imstande gewesen wäre, sie auf verschiedene Arten zu missbrauchen, hatte er ihr die Freiheit geschenkt. Nun erwärmte sich sogar ihre innere Wölfin für ihn.
»Wohin genau fahren wir?«, fragte sie und spähte aus dem Seitenfenster des BMW, der immer noch schwach nach neuem Leder roch. Sie selber hatte noch nie ein Auto besessen, und sie wusste nicht einmal, wie man eines steuerte.
Möglicherweise würde Trance ihr das beibringen, wenn sich eine Gelegenheit dazu bot – zwischen den Kämpfen ums Überleben und dem Sex, den sie brauchte, um ihre mörderischen Gelüste im Zaum zu halten.
Idiotin.
»Nach Plymouth.« Er schaltete die Scheibenwischer ein, denn der dünne Nieselregen verdunkelte die Nacht noch zusätzlich. »Vorerst weit genug weg?«
»Wir werden niemals weit genug fahren können«, murmelte sie und schaute ihn unsicher an.
Nur ganz leicht berührte er ihr Bein, trotzdem zuckte sie zusammen. »Du solltest mir erzählen, mit was wir es in dem Fall zu tun haben.«
»Das habe ich doch schon getan.«
»Nur teilweise. Wer dich verfolgt, hast du mir verschwiegen.«
»Ich habe meine Wutausbrüche erwähnt.«
Abrupt trat er auf die Bremse, um einen Zusammenstoß mit dem Heck eines Wagens zu vermeiden, der nach rechts fuhr, aber immer noch einen Teil der linken M3-Fahrspur okkupierte. »Über temperamentvolle Leute weiß ich einiges, und die werden nicht unbedingt von Geheimagenten gejagt.«
Ulrika wandte sich wieder ab. Wie viel sollte sie verraten? Trance verdiente mehr als vage Halbwahrheiten. Wie viel würde er ihr glauben? Und in welche Gefahr würde sie sich bringen, wenn er wusste, dass es nicht nur Itor, ACRO und TAG, The Aquarius Group, auf sie abgesehen hatten? Sondern auch mehrere Terroristenorganisationen, die entweder ihren Tod oder sie als Waffe benutzen wollten?
»Immerhin habe ich dir erklärt, dass sie sich meine ganze Familie geschnappt haben. Itor. So nennen sich diese Schurken.« Die Augen
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