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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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brachen ab, doch der Mann auf der Motorhaube klammerte sich weiterhin fest. Ein letztes Mal wandte sie sich um und sah zurück zum Haus. Von Nathan war weit und breit nichts zu sehen.
    Lucy trat auf das Gaspedal und das Auto machte einen Satz nach vorn. Sie riss das Lenkrad nach links und nach rechts. Eine Hand des Mannes löste sich. Noch mal und noch mal versuchte sie, den Kerl abzuwerfen. Leider ohne Erfolg. Sie trat fest auf die Bremse. Der Wagen bockte, schlitterte auf dem matschigen Waldweg weiter abwärts. Lucy klammerte sich an das Lenkrad. Sie spürte, dass sie die Kontrolle über das Auto verlor. Mehr Gas zu geben traute sie sich nicht. Ein dunkler Baumstamm raste auf sie zu. Im letzten Augenblick riss sie das Lenkrad zur Seite. Trotzdem streifte sie den Baum. Ihr Kopf knallte heftig auf das Steuer. Sie sah, dass Sirius zurückprallte und von der Motorhaube geschleudert wurde. Lucy gab Gas und raste davon in die Dunkelheit.
    Der Regen prasselte auf das Auto und nahm ihr die Sicht. Ohne Scheibenwischer war sie der Wasserflut hilflos ausgeliefert. Aber sie traute sich weder, langsamer zu fahren noch anzuhalten. Sirius würde längst wieder hinter ihr her sein. Wie viel Ausdauer hatte dieses Wesen? Was war mit Nathan? Konnte sie ihn zurücklassen? Er hatte verlangt, dass sie so weit wegfahren sollte, wie es ihr möglich war. Ihm würde sein Großvater nichts antun, aber wenn er sie zu fassen bekam, würde er sie diesem anderen Mann überlassen.
    Lucy umklammerte das Lenkrad so fest, dass es schmerzte. Sie tastete nach dem Brief und dem Medaillon in ihrer Jackentasche. Ihr war nichts geblieben als das, was sie auf dem Leib trug.
    Als sie endlich auf einer gepflasterten Straße ankam, fuhr sie immer geradeaus. Nach London konnte sie nicht zurück, dort vermutete Batiste sie als Erstes. Nach dem ersten Straßenschild, an dem sie sich orientieren konnte, beschloss sie, nach Cardiff zu fahren. In einer Stadt ließ sich leichter ein Versteck finden, als in einem Dorf. Lucy blickte auf die Tanknadel. Der Regen ließ nach. Trotzdem entspannte sie sich nur langsam. Ihr Herzschlag nahm eine normale Geschwindigkeit an und der Schweiß auf ihren Händen trocknete. Ob Nathan den beiden Männern entkommen war? Ob er verletzt war? Das schlechte Gewissen machte sich wie ein Spinnennetz in ihr breit. Sie hatte ihm nicht geholfen. Sie hatte nicht auf ihn gewartet. Allerdings, wenn Nathan angeschossen war, hätte sie gegen die beiden Männer keine Chance gehabt. Wenn Nathan verletzt war, brachten sie ihn zu seinem Großvater zurück. Er hatte gewollt, dass sie floh. Wahrscheinlich hatte er von Anfang an gewusst, dass sie es zu zweit nicht schaffen würden. Aber er hatte ihr eine Chance verschafft. Eine Chance, die sie nutzen musste. Sonst wäre alles umsonst gewesen. Trotzdem wünschte sie nichts sehnlicher, als dass er neben ihr sitzen würde.
    Kilometer um Kilometer legte sie zurück. Sie traute sich nicht anzuhalten. Ob sie sie verfolgten? Wie hatten die Männer sie überhaupt aufgespürt? Nathan hatte gesagt, dass niemand wusste, wo sie waren. Konnte es sein, dass jemand Nathans Gespräch mit Colin abgehört hatte? Konnte Batiste über diese Möglichkeiten verfügen und das Handy seines Enkels orten lassen? Hatte Nathan deshalb verlangt, dass sie niemanden anrief? Sie musste auf der Hut sein.
    Sie würde sich in Cardiff eine Pension suchen. Oder besser ein Bed & Breakfast. Irgendwas, wo man nicht genauer nach ihren Personalien fragte.
    Glühend rot stieg die Sonne aus dem Meer herauf, als Lucy im Morgengrauen die Stadt erreichte. Ein B&B-Schild, das vor einem weißen Haus im Wind einladend wippte, brachte ihren Entschluss, bis in die Innenstadt zu fahren zum Einsturz. Sie musterte die Straße hinter und vor sich. Sie konnte nichts Ungewöhnliches erkennen.
    Sie fuhr auf den Parkplatz, der hinter dem Haus lag, und schaltete den Motor ab. Von der Straße aus war das Auto nicht mehr zu sehen. Für einen Moment schloss sie die Augen. Dann beugte sie sich zum Beifahrersitz hinüber und zog aus dem Handschuhfach einen Umschlag.
    Als sie sich aufrichtete, erschrak sie. Es dauerte einen Moment, bis sie erkannte, dass neben ihrer Tür eine ältere Dame stand, die mit einem Geschirrtuch ein Glas trocknete. Hinter den Brillengläsern schauten sie freundliche Augen an. Lucy öffnete die Tür und stieg aus.
    »Guten Morgen, mein Kind«, sagte die Frau. »Du siehst müde aus. Komm herein. Ich nehme an, du brauchst ein Zimmer.« Lucy

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