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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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nickte dankbar.
    »Die Formalitäten erledigen wir später«, sagte die Frau. »Ruh dich erst ein wenig aus.«
    Das Zimmer war schlicht eingerichtet, aber sauber und warm. Lucy ließ sich auf das Bett fallen und streifte ihre Schuhe von den Füßen.
     
    *********
     
    Nathan saß auf dem Rücksitz der Limousine und starrte hinaus in die Dunkelheit. Sirius fuhr den Wagen. Immer wieder stöhnte Orion und hielt sich den verletzten Arm, den Sirius notdürftig verbunden hatte. Niemand sagte ein Wort.
    Nathan hoffte, dass man ihm seine Erleichterung, dass Lucy entkommen war, nicht allzu deutlich anmerkte. Wo sie jetzt wohl war? Er hoffte, dass sie sich in einem Mauseloch verkrochen hatte, wo Batiste sie niemals finden würde. Er hatte nicht gut genug auf sie aufgepasst. Warum hatte er sie nicht außer Landes gebracht. Die ganze Aktion war überstürzt und verrückt gewesen. Er hätte wissen müssen, dass Batiste sie finden würde. Colin hätte vermutlich besser auf sie achtgegeben.
    Orion wandte sich mit schmerzverzerrter Miene zu ihm um und knurrte: »Dafür wird dein Großvater dich bestrafen, Junge. Und ich hoffe nicht zu knapp.«
    Nathan verschloss seine Miene und starrte den Mann furchtlos an. Er hatte keine Ahnung, was sein Großvater mit ihm anstellen würde, aber er würde nicht zulassen, dass Lucy etwas geschah. Batiste musste ihm versprechen, sie in Ruhe zu lassen, ansonsten rührte er kein Buch mehr an. Er saß am längeren Hebel und Batiste würde das begreifen.
     
    Sobald sie angekommen waren, führte Sirius ihn in sein Zimmer und verschloss sorgfältig die Tür. Dann ging er, um seinem Großvater Bericht zu erstatten. Nathan machte sich auf eine längere Wartezeit gefasst.
    Er hatte keine fünf Minuten mit hinter dem Rücken verschränkten Armen am Fenster gestanden und finster in den gepflegten Garten geblickt, als er hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Da Nathan sicher war, dass sein Großvater nach ihm schickte, wandte er sich nicht um. Die Schritte, die durch das Zimmer eilten, belehrten ihn eines Besseren. Bevor er sich Sofia zuwenden konnte, war sie schon bei ihm.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie atemlos.
    »Ganz gut«, murmelte er.
    »Harold verarztet Orion. Sirius ist bei deinem Großvater.« Sie warf einen hastigen Blick zur Tür. »Stimmt es, dass du ihn angeschossen hast?«
    Nathan nickte.
    »Wie geht es dem Mädchen?«, fragte Sofia mit eindringlicher Stimme und zwang ihn, sie anzusehen.
    »Gut. Hoffe ich wenigstens. Sie konnten ihr nicht folgen. Sirius hat mich eingefangen. «
    Sofia nickte. »Das ist eine gute Nachricht«, sagte sie zu Nathans Verwunderung. Sie zog ihn in ihre Arme. »Du wirst tapfer sein müssen, mein Junge. Harold und ich helfen dir, so gut wir können.«
    Von unten erklang Batistes Stimme. Sofia huschte aus dem Zimmer und verschloss die Tür.
    Minuten später trat Sirius ein, um ihn zum Büro seines Großvaters zu bringen.
    Erhobenen Hauptes folgte Nathan ihm.
    Batiste de Tremaine bot hinter dem Schreibtisch ein gewohntes Bild, auch wenn die Wut, die in seinen Augen blitzte, stärker war als je zuvor. Er schwieg und starrte Nathan an. Früher hatte sein Schweigen dafür gesorgt, dass Nathan sich schuldig fühlte. Oftmals ohne zu wissen, was er verbrochen hatte. Das Einzige, was er wusste, war, dass es ihm nicht gelungen war, eine Aufgabe zur vollen Zufriedenheit seines Großvaters zu lösen.
    Weshalb war ihm dies ein Leben lang so wichtig gewesen? Weshalb hatte er die Motive seines Großvaters nie hinterfragt? Weshalb war ihm alles, was dieser getan hatte, richtig erschienen?
    Heute sah er zum ersten Mal, was Batiste de Tremaine wirklich war. Ein alter Mann, der nach Macht und Einfluss gierte und dafür bereit war, über Leichen zu gehen. Dieser Mann, den er auf eine merkwürdige Art geliebt hatte, weil er die einzige Familie war, die er kannte, hatte Lucys Eltern auf dem Gewissen. Er hatte den Vikar und Madame Moulin ermorden lassen. Nathan wurde eiskalt bei diesen Gedanken. Lucy bekam er nicht, und wenn es sein eigenes Leben kostete, schwor er sich.
    »Was hast du dir dabei gedacht?«, fragte Batiste leise und gefährlich in die Stille.
    Nathan beschloss, bei seinem Plan zu bleiben, auch wenn er kaum noch hoffte, dass er funktionierte. »Das könnte ich dich genauso fragen«, antwortete er. »Wir hatten eine Abmachung und du hast sie gebrochen. Nun ist das Mädchen fort und wir wissen nicht, wohin.«
    »Das kannst du dir sparen, Nathan. Du wolltest mich

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